"Ich bekenne mich als Federer-Fan"

Florian Mayer nach seinem größten Karrieretriumph, dem Sieg bei den Gerry Weber Open 2016
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tennisnet.com: Gibt es konkrete Ziele für 2017?

Mayer: Es wäre natürlich schön, wenn ich am Ende des Jahres wieder in den Top 50 stehen könnte. ich möchte aber vor allem auf Grand-Slam-Ebene besser spielen. Bei den US Open gegen Zeballos, das war eigentlich eine gute Auslosung, aber da habe ich schlecht gespielt. Solche Matches ärgern mich dann auch.

tennisnet.com: Roger Federer kommt Anfang 2017 auch zurück. Was darf man ihm aus Ihrer Sicht zutrauen?

Mayer: Ich bekenne mich ganz klar als Federer-Fan. Und die Hoffnung, die jeder Fan hat, ist, dass er noch einmal ein Grand Slam Turnier gewinnt, auch wenn es unheimlich schwer werden wird. Ich denke, dass er sich wieder unter die Top 5, Top 6 der Weltrangliste wird spielen können. Vorne Djokovic und Murray, die sind über die Saison zu konstant und zu gut.

tennisnet.com: Sie sprechen Novak Djokovic an: Für uns Beobachter ist es nicht ganz nachvollziehbar, was gerade in seinem Leben passiert. Wie beurteilen Sie die Situation?

Mayer: Ich hatte auch, als ich meine Ziele erreichte hatte, ein paar Motivationsprobleme, vor fünf Jahren etwa. Es ist menschlich, dass man auch andere Dinge im Leben genießen will außer Tennis und Training. Ein wenig kann ich es nachvollziehen, und Djokovic ist immer noch so gut, dass er jetzt Nummer zwei ist. Es ist also nix passiert.

tennisnet.com: Zurück zur Verletzung, die Sie lange außer Gefecht gesetzt hatte: In den Monaten, wo man nicht Tennis spielen kann, fehlt einem der Sport da umso mehr - oder gewinnt man eine gewissen Distanz?

Mayer: Zu Beginn habe ich mich tatsächlich entfernt, weil es das erste Mal in meinem Leben war, dass ich weg war vom Tennis. Und ich habe es auch wirklich genossen, nach zehn Jahren auch wirklich einmal komplett andere Dinge zu tun. Das habe ich gebraucht für Kopf und Seele. Aber nach einem halben Jahr habe ich gemerkt, dass mir das doch fehlt. Diese Anspannung, das Kribbeln.

tennisnet.com: Es kribbelt noch nach so vielen Jahren?

Mayer: Natürlich. Manchmal vielleicht sogar zu sehr, wo ich zu angespannt bin. Aber auch Federer oder Murray sind angespannt, selbst bei einer ersten Runde.

tennisnet.com: Mit 33 Jahren liegen Sie nur knapp über dem Alters-Schnitt der Top 100. Wieso ist es so schwierig für junge Spieler, sich nach oben zu arbeiten?

Mayer: Über die Challenger nach oben zu kommen, ist brutal. Und da reicht es ja auch nicht, nur einen zu gewinnen, das müssen dann vier oder fünf im Jahr sein. Die Leistungsdichte unter den besten Spielern der Welt ist enorm hoch, auch unter den älteren Spielern.

tennisnet.com: Kommt genau Letzteres aus Ihrer Sicht in der Berichterstattung über den Tennissport in Deutschland zu kurz?

Mayer: Finde ich schon. Es wird auf jeden Fall zu wenig und zu oft zu negativ berichtet. In Deutschland ist man so erfolgsverwöhnt. Ich bin jahrelang zwischen 20 und 50 gestanden. Philipp Kohlschreiber noch ein bisschen besser, so zwischen 20 und 30. Aber ich habe nie das Gefühl, dass das gewürdigt wurde. Auch im Damentennis, wenn dann einmal keine Deutsche im Viertelfinale eines Grand Slam Turniers war, wurde gleich wieder von einer Krise gesprochen. Aber es ist so verdammt hart, in diesem Sport in der Weltspitze mitzuspielen. Und das sollte aus meiner Sicht in der Öffentlichkeit mehr honoriert werden.

tennisnet.com: Herr Mayer, wir danken für das Gespräch.

Florian Mayer im Steckbrief