tennisnet: Herr Thiem. Im vergangenen Jahr haben Sie erstmals das Saisonfinale der besten acht Spieler auf der ATP-Tour erreicht. Mit welchen Zielen haben Sie die neue Saison begonnen?
Thiem: Ein Jahr wie 2016 zu wiederholen wird natürlich schwierig. Mein erstes Ziel ist es, zwischen Platz zehn und 15 in der Weltrangliste abzuschließen. Alles, was besser ist, ist ein Bonus. Mein persönlicher Höhepunkt ist die Sandplatzsaison in Europa mit Roland Garros. Dort möchte ich mein bestes Tennis abrufen.
tennisnet: Sie haben es im vergangenen Jahr bis in das Halbfinale der French Open geschafft. Ist es da ein logisches Ziel, den Titel anzupeilen?
Thiem: Es natürlich sehr, sehr schwierig, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Man muss meistens drei oder vier Top-Ten-Spieler in Best-of-Five-Matches schlagen, das ist extrem herausfordernd. Wenn es dazu kommen sollte, ist die Chance natürlich am größten in Paris. Mit ein bisschen Glück kann ich dort schon sehr weit kommen, für einen Titel ist es in diesem Jahr aber vielleicht noch zu früh. Aber ich arbeite natürlich darauf hin.
tennisnet: Roger Federer hat Anfang des Jahres die Australian Open gewonnen. Federer ist deutlich älter als Sie. Haben Sie schon eine Ahnung, wie lange Sie auf diesem hohen Niveau werden spielen können?
Thiem: Na, ja. ich habe meine Karriere gerade erst begonnen. Da möchte ich nicht schon an das Ende denken! Aber ich glaube nicht, dass ich so lange spielen möchte wie Federer, da bin ich mir eigentlich sicher. Aber zehn Jahre werde ich sicher noch auf einem sehr guten Level spielen.
tennisnet: Neben Federer ist auch Rafael Nadal zurück, dazu spielen Andy Murray, Novak Djokovic und auch Stan Wawrinka auf allerhöchstem Level. War es jemals schwieriger, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen als jetzt?
Thiem: Ich glaube, im Moment ist es extrem schwierig, weil Djokovic und Muray immer noch in Topverfassung sind. Federer und Nadal sind sicher noch ein, zwei Jahre sehr gefährlich. Und es kommen auch schon einige sehr gute junge Spieler nach. Die Dichte ist extrem hoch. Ich glaube, es ist zur Zeit extrem schwer, ein Major zu gewinnen.
tennisnet: Sie haben gerade erst in Rotterdam gegen Alexander Zverev gespielt, führen in der internen Bilanz mit 4:1. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Thiem: Ich glaube, dass der Sascha in diesem Jahr schon an den Top Ten kratzen wird. Er ist ein absolutes Ausnahmetalent. Als Teenager in den ersten 20, das hat es das letzte Mal bei Djokovic und Nadal gegeben. Sascha wird sicher einen super Weg machen. Wie weit es nach oben gehen wird, das werden wir sehen. Aber er ist sicher ein Kandidat für mehrere Grand-Slam-Siege und auch für die Nummer-Eins-Position.
tennisnet: Bei den Australian Open waren die Plätze dem Vernehmen nach in diesem Jahr schneller zu spielen als in der Vergangenheit. Wie werden Sie ihre Taktik an die unterschiedlichen Verhältnisse anpassen?
Thiem: Man muss sich immer anpassen. Ich habe auch das Gefühl, dass die Plätze wieder ein wenig schneller werden. Ich halte es aber für wichtig, wenn die Courts unterschiedlich sind: langsamer auf Sand, die Hardcourts mittelschnell - und auf Rasen sehr schnell. Das hält unseren Sport auch für die Zuschauer interessant. Für uns Spieler macht es die Sache nicht leichter - aber interessanter.
tennisnet: Ihr Cheftrainer Günter Bresnik ist in Rio de Janeiro nicht dabei. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Gary Muller?
Thiem: 2016 waren wir das erste Mal gemeinsam bei einem Turnier, damals in Toronto. Wir verstehen uns sehr, sehr gut. Bis jetzt funktioniert es sehr gut. Ich freue mich, dass ich ein paar Wochen im Jahr mit ihm arbeiten kann.
tennisnet: Haben Sie sich in Rio schon dem Karneval widmen können?
Thiem: Aktiv habe ich mich noch nicht beteiligt. Aber ich habe die große Parade gesehen, da war ich extrem beeindruckt. Ich weiß nicht, wie viele Hundertausend Menschen da auf der Straße waren, aber so etwas habe ich noch nie gesehen - außer vielleicht einmal in Kolumbien, als ich noch bei den Junioren gespielt habe. Eine großartige Sache, typisch brasilianisch eben!
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