Die Tennisbase Oberhaching ist für Markus Hipfl noch kein Heimspiel, als Coach von Philipp Kohlschreiber kommt der ehemalige österreichische Davis-Cup-Spieler aber doch in regelmäßigen Abständen im Süden Münchens vorbei. Kohlschreiber hat einen Tag vor seinem Abflug in das gemeinsame Trainingslager mit Dominic Thiem nach Teneriffa auf Court 5 in der Base mit Florian Mayer geübt, ein Treffen der Veteranen an vertrauter Stelle. Markus Hipfl hat observiert und kommentiert, nun hat er ein paar Minuten Zeit für eine Bilanz seiner Allianz mit der langjährigen deutschen Nummer eins.
tennisnet: Herr Hipfl. Sie arbeiten nun seit etwa einem halben Jahr mit Philipp Kohlschreiber zusammen. Wie sieht ihr Resümee für diese Zeit aus?
Markus Hipfl: Wir können auf jeden Fall sehr zufrieden sein. Als wir begonnen haben, ist Philipp in der Weltrangliste auf Position 60 gestanden, hatte eine schwierige Zeit mit wenig Selbstvertrauen, auch ein paar körperliche Probleme. Das haben wir ganz gut in den Griff bekommen, Dann haben die ersten Erfolge natürlich geholfen mit dem Halbfinale in Hamburg und dem Turniersieg in Kitzbühel. Wir haben Philipps Spiel stabilisiert, er hat wieder zurück zu seiner Basis und Selbstvertrauen gefunden. Und er hat wieder Spaß am Training und am Tennis überhaupt gefunden. Es waren also sicher drei sehr, sehr gute Monate. Und in den Top 30 abzuschließen bedeutet auch, dass es ein sehr gutes Jahr war.
tennisnet: Woran arbeiten Sie mit einem erfahrenen Spieler wie Kohlschreiber in der Off-Season?
Hipfl: Wir haben in ein paar Kleinigkeiten verändert, haben am Slice und an der Vorhand gearbeitet, auch am Aufschlag. Aber keine großen technischen Änderungen vorgenommen, sondern eher überlegt, wie setze ich die Schläge ein klein wenig anders ein. Beim ersten Aufschlag etwa hat Philipp ein klein wenig mehr Slice reingegeben, hat so zum Ende des Jahres größere Sicherheit gewonnen. Das hat vor allem in Wien beim Stadthallen-Turnier ganz gut funktioniert. Aber generell haben wir versucht, dass Philipp zu dem zurückkommt, was ihn groß gemacht hat: stabiles Spiel, positive Einstellung. Und wenn das Selbstvertrauen da ist, dass er aggressiver spielt und den einen Schritt ins Feld macht.
Training mit ehemaligem Ski-Crosser
tennisnet: In der längeren Trainingsphase wird ja auch gerne mit dem Material experimentiert. Inwieweit hat das Team Kohlschreiber/Hipfl hier etwas versucht?
Hipfl: Am Schläger gar nichts. Philipp spielt, glaube ich, seit 15 Jahren mit dem gleichen Schläger. Mit den Saiten ist er nun eingespielt, da hat Philipp im letzten Jahr etwas Neues versucht, was ihm nicht so gut gefallen hat. Bei den grundlegenden Dingen sind wir "back to the roots" gegangen, dorthin, wo sich Philipp wohl fühlt. Beim Konditionstraining haben wir neue Ansätze versucht. Er ist jetzt gut erholt, hat super trainiert, ist hervorragend bei Kräften. Jetzt haben wir eine Woche Tennis gespielt und freuen uns jetzt auf zwölf intensive Tage auf Teneriffa.
tennisnet: Wo hat sich Philipp Kohlschreiber die Grundlagen für 2018 geholt?
Hipfl: Philipp hat in Kitzbühel mit Patrick Koller an den konditionellen Grundlagen gearbeitet. Das ist ein ehemaliger Ski-Crosser, der Sportwissenschaftler ist und das Training sehr gut aufbaut. Danach war Philipp eine Woche bei mir in Wels in meiner Academy, jetzt sind wir zwei Tage hier.
tennisnet: Und jetzt geht es zu Günter Bresnik und Dominic Thiem ...
Hipfl: Genau. Das hat Philipp im letzten Jahr schon gemacht. Im taugt das intensive Training, wir machen es halt nur etwas kürzer. Wir freuen uns auch auf das schönere Wetter, und Philipp freut sich auf den Januar, wenn es endlich wieder losgeht.
tennisnet: Neben Dominic Thiem sind auch Jerzy Janowicz, Sebastian Ofner und Denis Novak auf Teneriffa. Wie funktioniert da die Abstimmung mit Günter Bresnik?
Hipfl: Ich war ja im vergangenen Jahr als Teil von Günters Team dabei, jetzt fahre ich als Trainer vom Philipp hin. Günter Bresnik ist seit vielen Jahren eine Art Mentor für mich, mit dem ich mich auch außerhalb des Platzes sehr gut verstehe. Ich freue mich jetzt wirklich darauf. Es wird wie im vergangenen Jahr wieder eine richtige Aufbruchstimmung herrschen. Dann kann es nur gut werden.