Roger Federer in Halle: Harte Arbeit auf dem Weg zum erträumten Rekordtitel

Wird Roger Federer auch am Sonntag jubeln können?
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Gegen Benot Paire musste Roger Federer zwei Matchbälle abwehren, auch die Viertel- und Halbfinal-Matches liefen nicht rund. Dennoch geht der Schweizer am Sonntag als Favorit in das Endspiel gegen Borna Coric.

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Von Jörg Allmeroth aus Halle/Westfalen

Der Mann vom Mainzelmännchen-Sender war der Zeit etwas voraus. Kaum hatte Roger Federer seine Halbfinal-Aufgabe in Halle gegen den gefährlichen amerikanischen Qualifikanten Denis Kudla mit 7:6 und 7:5 erledigt, eröffnete ein Reporter des Zweiten Deutschen Fernsehens das handelsübliche On Court-Interview mit der folgenden Formulierung: "Hier steht der Sieger der 26. Gerry Weber Open."

Federer, weitaus entspannter und lockerer als zuvor in der packend engen Partie, korrigierte den TV-Abgesandten mit dem sanften Hinweis: "Das war noch nicht das Finale." Nein, in der Tat: Das war erst der vorletzte Schritt, vor dem Finalmatch entweder gegen den Kroaten Borna Coric. Die Zielgerade, nicht schon das Ziel.

Federer möchte der ATP-Capitano bleiben

Noch muss sich Federer gedulden, aber seine Chancen auf den zehnten Titel in seinem Wohlfühlrevier in Ostwestfalen sind intakt - und damit auch die Möglichkeit, in der am Montag veröffentlichten Weltrangliste der Capitano zu bleiben, die Nummer eins. "Ich musste wieder kämpfen, mich durchbeißen. Es ist alles andere als ein Kinderspiel in dieser Woche", sagte Federer, der besonders im zweiten Satz mit sich und den Tennisgöttern und auch wenig manchem tückisch zu spielenden Ball haderte.

Als der 36-jährige nach einer mißglückten Netzattacke einen Ball hoch ins Stadionrund jagte, kassierte er sogar eine der seltenen Verwarnungen wegen "Ball abuse". "Ich wollte den Mond treffen. Der Ball ist wahrscheinlich immer noch unterwegs", scherzte der Maestro hinterher, als er die kritischen Momente wieder von der etwas heiteren, leichteren Seite nehmen konnte. "So gibt es wenigstens mal etwas anderen Gesprächsstoff über Federer", sagte Federer.

63 von 69 Spielen in Halle gewonnen

Wie auch immer: Seine imposante Bilanz in der deutschen Tennis-Idylle frischte der Schweizer weiter auf. Federer erreichte bei seinem 16. Start in Halle, auch dies eine Bestmarke, schon zum zwölften Mal das Finale, er hat nun bei den Gerry Weber Open 63 seiner 69 Matches gewonnen. Niemals schied Federer vor dem Halbfinale aus, und seine Bilanz in den Vorschlussrunden-Matches schraubte er jetzt auf 12:2.

"Das Besondere hier ist die unglaubliche Unterstützung der Fans. Sie treiben mich wirklich immer, immer nach vorn. Auch in den schlechten Phasen", sagte Federer, der nun eine aktuelle Siegesserie von 20 hintereinander gewonnenen Matches auf den Tennis-Grüns bilanzieren kann. Der Finalsieg in Halle wäre dann der 99. Titelerfolg für den großen, alten Meister.

Gegen Mischa Zverev in Stuttgart in Nöten

Federer hat nach seiner zehnwöchigen Arbeitspause, der freiwilligen Abstinenz von den Rutschübungen im Sand, nun ein strammes Programm absolviert. Die Partie gegen Kudla war der achte Arbeitseinsatz in anderthalb Wochen, kein Wunder, dass Federer zuweilen schon "etwas schwere Beine" verspürte. Andererseits hatte er noch vor den ersten Ballwechseln bei den Gerry Weber Open auch halb im Scherz, halb ernsthaft erklärt: "Ich habe lange genug Pause und Urlaub gehabt, nun muss ich wieder arbeiten."

Die Rückkehr in den Job verlief erfolgreich, wenn auch nicht ohne holprige Situationen - auch in Stuttgart mussten die Federer-Fans bangen, als der Superstar gleich im ersten Match in Nöten war und mit einem Satz und einem Break gegen Mischa Zverev im Hintertreffen war.

Doch bis zum jetzigen Finaleinzug in Halle überstand Federer alle Schwierigkeiten, wehrte im Viertelfinale der Gerry Weber Open sogar Matchbälle gegen den Franzosen Benoit Paire ab. Gegen Kudla bewies er erneut seinen Status als König der Big Points, gewann den Tiebreak in Satz eins und damit den 16. seiner letzten 17 Tiebreaks bei diesem ATP-500er-Turnier.

Auch im zweiten Satz, in dem er oft fahrig und unkonzentriert wirkte, war er schließlich noch hellwach zur Stelle, holte sich das Break zum 6:5 und servierte die Partie zum 7:5 aus. Wieder einmal geht die Roger-Federer-Show damit bis zum Finaltag.

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