Der Trick mit der Leinwand

David Goffin, Roger Federer
© getty

Nicht wenige hatten erwartet, dass David Goffin kurz vorm Ausservieren gegen Roger Federer nervelt. Doch der Belgier hatte einen schlauen Trick in petto.

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Von Florian Goosmann aus London

Man war ja schon gespannt, mit welchem Plan David Goffin nun um die Ecke kommen würde. Sechs Niederlagen hatte es zuvor gegen Roger Federer gesetzt, nur zwei Sätze waren ihm vergönnt, und stets hatte man den Eindruck, Goffin spiele seinem Vorbild genau in die Karten: Alles, was er konnte, konnte Federer besser.

Als Goffin am Samstagnachmittag schließlich das scheinbar Unmögliche möglich gemacht hatte und direkt nach Spielende gefragt wurde, was er denn nun im Vergleich zu früheren Partien verändert habe, sagte er: "Ich weiß das im Moment gar nicht. Ich war zu Beginn nervös, aber habe den Ball ab dem zweiten Satz gut gespürt. Die Rückhand und der Aufschlag waren da, das hat mir zum Schluss sehr geholfen."

Die gute alte Agassi-Schule

Im Anschluss wurde er konkreter. Der Schlüssel sei es gewesen, schnell zu spielen, von links nach rechts, von rechts nach links. "Ich habe viel auf seine Rückhand serviert und dann auf die andere Seite gespielt", sagte Goffin. "Ich war sehr aggressiv und bin ans Netz gekommen. Und wenn man mich am Netz sieht, ist das gut", ergänzte er und grinste.

Was bei Goffin runder lief als in den Matches zuvor, war auch Federer klar: "Er hat besser gespielt. Das war ein guter Plan", antwortete er. Generell zeigte sich der Schweizer über Goffins Level kaum überrascht."Ich weiß, wie stark er spielen kann, ich habe dieses Level im Training oft erlebt. Ich weiß, dass er sein Niveau steigern kann, speziell beim Return. Und wenn er anfängt, den Ball zu fühlen, ist es wie bei allen Grundlinienspielern - dann wird es tricky. Wenn du da nicht raus kommst, keine Power entgegensetzen kannst, ist es schwer, auch weil er sehr schnell ist."

Der Trick mit dem Blick nach oben

Dennoch: Gut spielen ist die eine, ein Match nach Hause bringen die andere Sache. Als Goffin beim Stand von 2:6, 6:3, 5:4 aufschlagen sollte, zum ersten Halbfinale bei der WM, zum ersten Sieg gegen Federer, erwarteten nicht wenige ein paar Nerven beim Belgier. Goffins Antwort: zwei Asse, zwei aggressive Punkte - und bitte.

Mentaltraining hin oder her: Goffin fand in den 90 Sekunden vorm letzten Spiel auf seine eigene Weise den Weg zur Entspannung. "Es war gut, dass die Leinwand zu sehen war", erklärte er. Ich war relaxter und habe nicht an den ersten Punkt oder das ganze Spiel gedacht." Stattdessen habe er die Highlights des vorherigen Spiels geschaut. "Das hat mich entspannt." Als der Schiedsrichter dann "Time" gerufen habe, sei er bereit gewesen. "Ich habe einfach nicht daran gedacht, was ich tun muss. Dann habe ich ein Ass serviert - und wenn du das Spiel mit einem Ass beginnst, ist das immer besser."

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