Als Rafael Nadal am Airport von Valencia ankam, hatte er seine neon-orangefarbene Schlägertasche geschultert und zog einen Rollkoffer hinter sich her. Das schwarze Basecap hatte sich die neue und alte Nummer eins der Welt tief ins Gesicht gezogen. Erkannt wurde "Rafa" natürlich trotzdem.
Business as usual für den 31-Jährigen bei der Anreise zu seinem Davis-Cup-Team. Blitzlichtgewitter, Selfie-Jäger - und aus allen Ecken des Flughafengebäudes ein "Hola!". Nadals Weg zum Shuttle Service war gepflastert von guten Wünschen für die anstehende Partie ab Freitag gegen die deutsche Mannschaft in der zum Tennisstadion umgebauten Stierkampfarena der Hafenstadt - oder wie es auf Spanisch so schön heißt: In der Plaza de Toros de Valencia.
Davis Cup: Alle rechnen mit Nadals Einsatz gegen DTB-Team
Und Nadal kann Aufmunterung gebrauchen: Der Superstar hat wegen einer Verletzung am Hüftbeuger seit seiner Viertelfinal-Aufgabe bei den Australian Open im Januar kein offizielles Match mehr bestritten. Er hatte sich in den vergangenen Wochen auf den Sandplätzen seiner Akademie auf der Sonneninsel Mallorca für sein Comeback in Form gebracht. Auch in Valencia trainierte der 16-malige Grand-Slam-Champion bereits.
Die Gäste jedenfalls rechnen damit, dass Nadal im 17. Duell der beiden Teams (10:6-Siege für Deutschland) zum Einsatz kommt. Doch in der DTB-Equipe ist man gerüstet. Debütant Maximilian Marterer ist in diesen Tagen quasi der Nadal 2.0, weil er der einzige Linkshänder in der Mannschaft ist.
Marterer will Nadal "so ein bisschen imitieren"
"Ob ich ihn so gut imitieren kann, weiß ich nicht. Er ist ja ein Ausnahmespieler. Das werde ich vielleicht nicht hinbekommen", sagte der Weltranglisten-73. im Interview mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB) und meinte: "Aber sicherlich wird jeder mal mit mir spielen, um das so ein bisschen zu imitieren."
Marterer kommt angenehm bescheiden daher. Der 22-Jährige spielt eine starke Saison und verpasste bei den Australian Open den Sprung ins Achtelfinale knapp. Melbourne war so etwas wie der Durchbruch für "Maxi". Vor dem ersten Grand Slam des Jahres hatte der Hoffenheim-Fan alle seine 14 Matches auf der ATP-Tour verloren.
"Ich denke, ich habe mich sehr gut entwickelt und bin physisch noch einmal ein Stück fitter geworden", meinte der Nürnberger über seine Entwicklung. Er habe hart gearbeitet, das sei "das Wichtigste bei jedem Profispieler". Man müsse "dranbleiben" und dürfe nicht "nach irgendeinem Erfolg" weniger machen.
Da Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann gleichzeitig auch der Marterer-Coach ist, kann er den Leistungsstand seines Schützlings besonders gut beurteilen: "Maxi hat sich die Berufung ins Team durch konstant starke Leistungen in den vergangenen Monaten verdient. Er hat sich in der Weltrangliste stetig verbessert, sich unter den Top 100 etabliert und sein Limit mit Sicherheit noch nicht erreicht", betonte Kohlmann.
Ein Einsatz von Marterer ist im Viertelfinale eher unwahrscheinlich. Doch ihm kommt bei seinem Debüt in der DTB-Auswahl eine besondere Rolle zu - die des Nadal-Imitators.