Für den Schlussakkord am Ende einer großen Ära schmeißt sich der Davis Cup noch einmal in sein Festtagsgewand. Wenn ab Freitag Titelverteidiger Frankreich und Kroatien in Lille um den Titel spielen, beinhaltet das Match alle Zutaten, die den traditionsreichen Nationenwettbewerb einst bei Spielern wie Fans so beliebt gemacht haben. Das letzte Finale im alten Modus verspricht noch einmal ein großes Spektakel.
Knapp 27.000 Zuschauer bilden den Rahmen beim "Abschied"
Schließlich dürfte die Atmosphäre in der umfunktionierten Fußball-Arena im Norden Frankreichs ähnlich imposant werden wie im Vorjahr. Damals hatten die Gastgeber dort Belgien in einem dramatischen Endspiel mit 3:2 niedergerungen. Auch diesmal dürfen die Franzosen mit lautstarker Unterstützung der bis zu 27.000 Fans rechnen. Im Gegenzug gibt es für die Anhänger womöglich die letzten nervenaufreibenden Fünfsatzkrimis der Davis-Cup-Geschichte zu sehen.
Denn der Kampf um die in Tennis-Kreisen liebevoll als "hässlichste Salatschüssel der Welt" verspottete Trophäe wird im kommenden Jahr kaum wiederzuerkennen sein. Im September hatte der Weltverband ITF eine ebenso radikale wie umstrittene Reform verabschiedet. Anstelle von vier über das Kalenderjahr verteilten Runden mit Heim- und Auswärtsspielen in der Weltgruppe wird es Ende November 2019 in Madrid erstmals ein Finalturnier für 18 Mannschaften geben.
Zverev & Co. zeigen dem neuen Event die kalte Schulter
Der Termin und der Modus des neuen Davis Cup hatten in den vergangenen Monaten jedoch heftige Kritik hervorgerufen. Etliche Topspieler wie auch Deutschlands frischgebackener ATP-Weltmeister Alexander Zverev haben ihre Teilnahme an dem neugeschaffenen Event bereits kategorisch ausgeschlossen. Dazu erhält der Teamwettbewerb mit dem ATP Cup, der ab 2020 im Januar in Australien ausgetragen wird, eine hochkarätige Konkurrenz.
All diese gerade auch von den Spielern intensiv geführten Diskussionen um die Zukunft des 118 Jahre alten Wettbewerbs treten beim Duell auf dem roten Sand in Lille nun aber zunächst wieder in den Hintergrund. Zu groß ist schließlich der Reiz dieses Titels, den jeder Topspieler in seiner Karriere einmal gewinnen will. Zumal die Franzosen ihrem langjährigen Kapitän Yannick Noah, der im nächsten Jahr sein Amt an Amelie Mauresmo übergibt, in Form von dessen viertem Titelgewinn gerne ein besonderes Abschiedsgeschenk machen würden.
Beinahe unterzugehen droht bei so viel Abschiedsschmerz, dass das Duell auch sportlich äußerst vielversprechend ist. Kroatien kommt mit seinen beiden Topspielern Marin Cilic (Weltrangliste: Nr. 7) und Borna Coric (Nr. 12) und ist leicht favorisiert.
Frankreich muss auf seine Spitzenspieler Richard Gasquet, Gael Monfils uns Gilles Simon verzichten, verfügt jedoch mit dem Duo Nicolas Mahut und Pierre-Hugues Herbert über ein Weltklasse-Doppel und hat zudem den Heimvorteil. Auch hier verspricht der Davis Cup also noch einmal ein großes Spektakel.