Barbara Rittner wirkte komplett entspannt, als sie in weißer Bluse und Turnschuhen in den Paternoster im Stuttgarter Rathaus stieg. Es ging hoch hinaus zur Nominierungs-PK in den dritten Stock - und es war ein gutes Omen, denn für die deutsche Fed-Cup-Mannschaft soll im Play-off-Spiel gegen die Ukraine (22./23. April) auf keinen Fall der erste Absturz in die Zweitklassigkeit seit fünf Jahren folgen.
"Für mich ist es ein Abstiegsspiel, das wir unbedingt gewinnen wollen. Entscheidend wird sein, dass wir unser bestes Tennis spielen. Dann sind wir schwer zu schlagen", sagte Rittner am Mittwoch und bezifferte die Siegchancen auf "50:50". DTB-Präsident Ulrich Klaus betonte: "Es ist wichtig, dass wir erstklassig bleiben."
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Die Garantin bei der Mission Klassenerhalt auf dem Sandplatz in der Porsche Arena soll die Weltranglistenerste Angelique Kerber sein. Nach einer bislang sehr durchwachsenen Saison bewies die Kielerin zuletzt mit dem Finaleinzug in Monterrey/Mexiko aufsteigende Form. "Sie ist im Aufwind. Angie muss und wird gegen die Ukraine eine tragende Rolle spielen", sagte Rittner über die zweimalige Grand-Slam-Siegerin.
Um den zweiten Einzelplatz gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Laura Siegemund (Metzingen/WTA-Nr. 37) und Julia Görges (Bad Oldesloe/WTA-Nr. 46). Beide seien "auf Augenhöhe", betonte die Teamchefin. Rittners Bauchgefühl und die Trainingseindrücke werden in dieser Frage entscheiden. Die Mannschaft kommt bereits am späten Ostersonntag in der Schwabenmetropole zusammen.
Die letztjährige Stuttgart-Finalistin Siegemund hatte in der vergangenen Woche mit dem Halbfinal-Einzug in Charleston/USA auf sich aufmerksam gemacht und dabei in der ersten Runde die ukrainische Nummer zwei Lesia Tsurenko (WTA-Nr. 43) bezwungen. "Laura hat sich durch ihre Leistungen auf Sand zurück ins Team gespielt", sagte Rittner, die der konstanteren Görges eine "hervorragende Saison" bescheinigte.
"Petko" zeigt sich einsichtig
Als vierte Spielerin wurde Carina Witthöft (Hamburg/WTA-Nr. 69) für die Partie in der 4500 Zuschauer fassenden Halle nominiert. Die formschwache Darmstädterin Andrea Petkovic indes wird erstmals seit 2013 nicht in der DTB-Auswahl aufschlagen. "Sie wird sicherlich fehlen, Petko war im Fed Cup immer mit 100 Prozent bei der Sache", sagte Rittner, für die eine Nominierung der 29-Jährigen nicht infrage kam: "Andy hat selbst gesagt, dass sie ihrer Rolle derzeit nicht gerecht werden kann."
Die inzwischen auf Weltranglistenplatz 74 abgerutschte Petkovic, French-Open-Halbfinalistin von 2014, hatte im Erstrundenspiel gegen Gastgeber USA im Februar auf Hawaii (0:4) beide Einzel verloren und den zweiten Gang in die Relegationsrunde in Folge nicht verhindern können.
Zuletzt war der Finalist von 2014 vor fünf Jahren in die Zweitklassigkeit abgestiegen - im Jahr darauf jedoch wieder in die Weltgruppe zurückgekehrt. Selbst bei einer Niederlage am übernächsten Wochenende darf sich die DTB-Equipe noch Hoffnung machen. Es spricht viel dafür, dass der Weltverband ITF im August die Aufstockung der Weltgruppe von derzeit acht auf 16 Teams beschließt.
"Schwerer Brocken" - Svitolina
Große Respekt hat Rittner vor der ukrainischen Topspielerin und Dubai-Siegerin Elina Svitolina (WTA-Nr. 13). Sie sei ein "schwerer Brocken", doch zuletzt verlor Svitolina ihr Auftaktmatch in Miami. Allerdings hat die 22-Jährige die letzten drei Duelle mit Kerber gewonnen. Im Aufgebot der Gäste stehen zudem Tsurenko, Olga Savchuk (WTA-Nr. 323) sowie Nadija Kichenok (WTA-Nr. 594).
Bislang standen sich die beiden Nationen einmal gegenüber: 2004 in Tschornomorsk gewann Deutschland 3:2. In der Stuttgarter Arena wird nach dem Fed Cup ab 24. April das hochkarätig besetzte WTA-Sandplatzturnier ausgetragen, das Kerber zuletzt zweimal in Folge gewann.
Die Partie wird komplett beim Internetanbieter DAZN gestreamt. Der SWR überträgt am 22. April das zweite Einzel (ab 13.45 Uhr) und am 23. April (ab 10.45 Uhr) live.
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