Sie wurde bespuckt, geschlagen und von ihrem eigenen Vater als Hure bezeichnet. Australiens ehemaliges Tennis-Wunderkind Jelena Dokic durchlitt ein Martyrium, dass unauslöschliche Narben auf ihrer Seele hinterließ.
Selbst in ihrer sportlich erfolgreichsten Zeit konnte die ehemalige Nummer vier der Welt den Repressalien nicht entfliehen. Vater Damir kannte keine Gnade, nicht einmal das Erreichen des Halbfinales in Wimbledon konnte den selbsternannten serbischen Kriegsveteran zufrieden stellen.
Anstatt seiner Tochter zum größten Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier zu gratulieren, bestrafte er die damals 17-Jährige mit einer der schlimmsten Nächte ihres Lebens. "Eigentlich hätte es eines der großen Highlights sein sollen, für meinen Vater war das Match (Niederlage gegen Lindsay Davenport, Anm.) aber nicht mehr als eine erbärmliche Schande", schreibt die Gepeinigte in ihrem Buch.
Nachts allein in der Wimbledon-Umkleide
Es waren traumatische Erfahrungen wie diese, die später Selbstmordgedanken bei Dokic auslösten: "Ich durfte nicht zurück ins Hotel und musste in der Umkleidekabine ausharren. Dort versuchte ich etwas zu schlafen, doch die Reinigungskräfte entdeckten mich auf einer Couch. Daraufhin wurden die Verantwortlichen informiert und ich musste mir einen anderen Schlafplatz für die Nacht suchen - ohne Geld, ohne Kreditkarte, ich hatte nichts."
Auch das Kontaktverbot zu ihrem acht Jahre jüngeren Bruder machte Dokic schwer zu schaffen. Vater Damir sorgte dafür, dass die Geschwister für mehr als fünf Jahre nicht miteinander sprechen durften. "Ich fühlte mich schuldig. Egal, was ich machte, er (Damir, Anm.) gab mir immer das Gefühl, wertlos zu sein."
Dokic sehnte sich nach einem normalen Leben, wollte einfach nur in Frieden Tennis spielen. "Gefühlt habe ich mich aber so, als wenn alle ohne mich besser dran wären. Mein Vater hat dafür gesorgt, dass ich meine Selbstachtung verloren habe."