Jabeur legte nervös los, verlor ihr erstes Aufschlagspiel, überrachte aber dann wie die ganze Woche über mit aggressivem und stabilem Grundlinientennis. Die klare Außenseiterin gegen die Lokalmatadorin Daria Kasatkina fackelte nicht lange, nahm die Bälle früh und punktete mit dem Überraschungsmoment.
Kasatkina war sichtlich überfordert mit dem, was Jabeur ihr entgegensetzte und macht Fehler. Fehler, die der Nummer 101 der Welt Selbstvertrauen gaben und der 24-Jährigen drei Aufschlagspiele von Kasatkina bescherten.
Nach nur 24 Minuten ging der erste Satz deutlich mit 6:2 an Jabeur.
Jabeur flattern die Nerven
Auch den Start des zweiten Durchgangs verschlief Jabeur und gab prompt ihr Aufschlagspiel wieder ab. Die Geschichte des Eröffnungssatzes sollte sich jedoch wiederholen, die 24-Jährige nahm der Weltranglisten-13. den Aufschlag erneut ab und ging mit einem Break in Führung.
Dem nahenden ersten WTA-Triumph bekam es Jabeur mit den Nerven zu tun. Kasatkina steckte nicht auf, nutzte die Schwächephase ihrer Gegnerin und egalisierte einen 1:4-Rückstand. Beim Stand von 5:5 brauchte es für die Favoritin fünf Breakbälle, ehe sie mit Break und 6:5 in Führung ging.
Jabeur fing sich, erarbeitete sich drei Re-Breakbälle und schlug umgehend zum 6:6 zurück. Die Entscheidung in Moskau fiel im Tiebreak, in dem zunächst beide Spielerinnen ohne Selbstvertrauen in den eigenen Aufschlag agierten.
Die ersten sechs Punkte gingen jeweils an die Rückschlägerin, ehe Kasatkina den ersten Punkt beim Service verbuchte - 4:3. Jabeur fand auch weiterhin nicht zurück zu ihrem Aufschlag und musste den Satzausgleich mit einem 3:7 im Tiebreak hinnehmen.
Drama um Jabeur, Kasatkina zeigt Größe
Im Entscheidungssatz um die Krone beim Kremlin Cup bekamen die Zuschauer tolles Tennis zu sehen, das an Spannung kaum zu überbieten war. Kasatkina ging mit Break und 2:0 in Führung, Jabeur kämpfte sich zurück und glich aus. Zwischenzeitlich führte die Tunesierin mit 21:5 bei den Vorhandwinnern. Bis zur Mitte des dritten Satzes schlug Jabeur 41 Winner, produzierte aber auch 56 Fehler ohne Not.
Die Qualifikantin zollte der anstrengenden Turnierwoche in der Folge Tribut und musste Kasatkina davonziehen lassen. Die Körpersprache der 24-Jährigen ging immer mehr ins Negative und die Lokalmatadorin auf der Gegenseite servierte zum Titelgewinn.
Jabeur, von Oberschenkelkrämpfen geplagt, ging beim Return volles Risiko und schaffte tatsächlich das Break zum 4:5. Beim Seitenwechsel setzte sich die Herausforderin nicht mehr hin, dehnte sich und vergrub sich in ihrem Handtuch.
Das folgende Aufschlagspiel servierte Jabeur unter Tränen, konnte kaum noch stehen und schenkte dieses zum Matchverlust zu Null ab. Kasatkina fiel nach dem Matchball vor Freude auf die Knie, Jabeur ließ sich vor Schmerzen auf den Hallenboden fallen. Mit großem Respekt schritt die ebenfalls von den Gefühlen übermannte Kasatkina auf die Gegenseite, umarmte Jabeur innig und half den medizinischen Fachkräften ihre Gegnerin vom Platz zu schleppen.
Für Kasatkina ist es der zweite Tite auf der WTA-Tour