Noch nicht in Urlaubsstimmung

SID
Anna-Lena Grönefeld (l.) und Doppel-Partnerin Kveta Peschke
© GEPA

Anna-Lena Grönefeld ist als einzige deutsche Teilnehmerin beim WTA-Finale in Singapur dabei. Die 32-Jährige hat sich mit ihrer Teilnahme im Doppel einen lang gehegten Traum erfüllt.

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Von den Vorzügen des Marina Bay Sands in Singapur kann sich Anna-Lena Grönefeld derzeit hautnah überzeugen. Über den drei 55-stöckigen Türmen ihres Hotels thront in knapp 200 Metern Höhe ein idyllischer Dachgarten samt Pool. Grönefeld wohnt im Paradies.

In Urlaubsstimmung aber befindet sie sich nicht. Ab Donnerstag spielt die 32-Jährige mit ihrer tschechischen Doppelpartnerin Kveta Peschke beim WTA-Finale im asiatischen Stadtstaat um die Krone. Die besten acht Teams der Saison kämpfen im K.o.-System um die Martina-Navratilova-Trophäe.

Traum wird wahr

Und Grönefeld, Typ Zuverlässigkeit in Person, ist bei der inoffiziellen WM eine der Debütantinnen. "Es hat lange genug gedauert, bis ich mich qualifizieren konnte", sagte die Fed-Cup-Spielerin schmunzelnd dem SID und meinte: "Ich habe mir damit nach so langer Zeit natürlich einen Traum erfüllt."

Ihr Freund Ingo Herzgerodt und ihre Eltern sind bei der besonderen Premiere mit dabei. Dass der Doppel-Wettbewerb auch in Singapur klar hinter der Einzel-Konkurrenz zurücksteht, ist für Grönefeld nichts Neues. "Man ist bei den Turnieren natürlich immer so ein bisschen das letzte Glied der Kette. Aber das weiß man ja vorher, wenn man Doppel spielt", meinte die zweifache Grand-Slam-Siegerin im Mixed. Ein leichtes Badauern ist zwar rauszuhören, von Verbitterung aber keine Spur.

Grönefeld kennt ja auch die andere Seite. 2006 stand die 1,80 Meter große Rechtshänderin im Viertelfinale der French Open und belegte in dieser Zeit Rang 14 im WTA-Ranking. Damals kam sie in den Genuss der Privilegien, die erfolgreiche Einzelspielerinnen genießen. Doch im Oktober 2011 beendete die Nordhornerin ihre Einzelkarriere auf der Profitour, nachdem es zum zermürbenden Psychokrieg mit ihrem Ex-Trainer gekommen war.

Heute ist sie "glücklich", wie Grönefeld erzählt. Sie hat ihren Platz gefunden auf der Tour. Und die sehnsüchtigen Blicke in Richtung der bevorzugten Konkurrenz? "Die habe ich abgelegt. Ich fühle mich sehr wohl damit, was ich mache und wünsche mir nicht, wieder Einzel zu spielen", sagte Grönefeld.

Mit der zehn Jahre älteren Peschke ("Der Begriff Freundin trifft hier voll zu") will sie in Singapur für eine Überraschung sorgen. Die Paarung gehört nicht zu den vier gesetzten Duos, doch das Selbstvertrauen ist trotzdem groß. "Wenn man bei einem Turnier antritt", betonte die eher introvertierte Grönefeld, "möchte man natürlich so viele Matches wie möglich gewinnen."

Lospech

Doch das Los hätte nicht schwerer sein können: Schon zum Auftakt trifft das Duo auf die US-Open-Siegerinnen Martina Hingis und Young-Jan Chan (Schweiz/Taiwan/Nr.1).

Allerdings konnten die Wahl-Hannoveranerin und ihre Partnerin die Topfavoritinnen in dieser Saison schon zweimal bezwingen. Grönefeld und Peschke haben 2017 unter anderem das Event in Prag gewonnen und das Endspiel von Toronto beziehungsweise das Halbfinale von Wimbledon erreicht.

Von Hingis (37) schaut sich Grönefeld hin und wieder noch etwas ab: "Martina hat ein unglaubliches Spielverständnis und weiß, wann sie was zu tun hat."

Mindestens nächste Saison will Grönefeld noch im Profizirkus mitmischen. "Aber ich würde irgendwann auch gerne eine Familie haben", meinte sie: "Ich werde stolz auf meine Karriere zurückblicken. Ich werde nie mehr so viel verdienen wie als Tennisprofi."

Rund 3,87 Millionen Dollar Preisgeld hat die 32-Jährige nach Angaben der WTA bislang eingenommen. In Singapur könnte noch mehr dazukommen. Der Urlaub jedenfalls ist schon gebucht. "Ich fliege nach dem Turnier mit meinem Freund direkt weiter nach Thailand", berichtete Grönefeld. Ab ins nächste Paradies - sozusagen.

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