Die Sinnfrage der WTA-Finals

Von Jörg Allmeroth
Caroline Wozniacki bejubelt ihren Auftaktsieg bei den WTA-Finals
© getty

Als am Samstag im Konferenzzentrum des Marina Bay Sand-Hotelpalasts die üblichen Fragerunden mit den Stars der Frauentennis-Weltmeisterschaft stattfanden, hätte ein szenefremder Beobachter sich zweifellos hin und wieder die Sinnfrage stellen können.

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Die Frage, welchen Sinn eine Weltmeisterschaft macht, wenn einige Spielerinnen ziemlich unverblümt ihre Unlust oder ihr Desinteresse zur Schau stellen. Venus Williams, die ältere Repräsentantin der Williams-Familiendynastie, knurrte einige kaum verständliche Antworten ins Mikrofon.

Die Berichterstatter fühlten mit der patenten Linda Christensen vom ASAP-Schnellschreibdienst mit, die das Ganze auch noch in druckreife Sätze fügen musste. Da konnte man sich schon fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Williams ihre Teilnahme abgesagt hätte - es wäre ohnehin nicht das erste Mal gewesen, dass der Clan auf das Schlußturnier der WTA-Serie verzichtet hätte.

Über weite Strecken wirkte dieses Frage-und-Antwort-Spiel wie ein Lehrbeispiel, wie man nicht Marketing und Promotion für einen hochkarätigen Sportevent betreibt. Wenn schon einige Akteurinnen den Eindruck verbreiten, dass es ihnen am Ende einer - zugegeben harten - Saison am nötigen Feuer und der nötigen Leidenschaft fehlt, wie soll dann im ohnehin nicht übermäßig tennisaffinen Singapur eine Begeisterungswelle ausbrechen.

Aber wo sehr viel Schatten war, übrigens auch bei der ziemlich matten, kurz angebundenen Dänin Caroline Wozniacki, war auch Licht. Hell genug, um manche Auftritte zum Kopfschütteln ein bisschen zu übertünchen.

Simona Halep merkte man noch den großen Stolz und die natürliche Freude an, endlich das Nummer 1-Rätsel geknackt zu haben. Sie, die Siegerin des Porsche Race to Singapore, verbreitete gute Laune und das Gefühl, dass es noch um etwas Wertvolles im Stadtstaat geht. Auch Last Minute-Teilnehmerin Caroline Garcia aus Frankreich wirkte beseelt und gesprächsfreudig, sie hatte nun allerdings das Pech, gleich im ersten Gruppenspiel auf die starke Halep zu treffen.

Erfreulich präsentierte sich auch Elina Svitolina, die vielleicht stärkste Spielerin auf der regulären WTA-Tour in diesem Jahr - deren einziger, aber beträchtlicher sportlicher Makel die nicht absolut erstklassigen Grand Slam-Ergebnisse waren.

Jelena Ostapenko bei Medienterminen unsicher

Die junge French Open-Gewinnerin Jelena Ostapenko sollte demnächst noch einmal zu einem Medientraining geschickt werden. Sie versteht selten eine Frage in ihrer ersten Berufssprache Englisch so ganz genau, und wenn sie sie versteht, dann kommen recht schnöde Antworten zurück. Mit ein bisschen Nachdenklichkeit und ruhiger Gesprächsführung würde sie viel einehmender wirken.

Gerade bei Ostapenko fragte man sich, warum die WTA eine so junge Spielerin nicht besser auf einen solchen Event vorbereitet und sie in die Gefahr bringt, für einen etwas schnippischen und substanzlosen Auftritt kritisiert zu werden.

Oft denkt man, dass sich jüngere Spieler einfach etwas von den etwas älteren abschauen könnten - wenn sie sich einfach die Zeit dafür nähmen und etwa die Kommunikation mit den Medien auch als wichtig betrachteten. Ostapenko könnte herüberblicken zu einer wie Garbine Muguruza, die selbst manche Plattitüden noch mit einer anmutigen Gestik und Mimik veredelt.

Und die ihren Gesprächspartnern stets das Gefühl gibt, sie ernst zu nehmen. Der ehemalige Lisicki-Manager Olivier van Lindonk macht hier einen sehr guten Job als Berater von Muguruza. Muguruza und Halep - die beiden könnten in jeder Beziehung auch eine Art Rettung für diese WM werden. Und dafür sorgen, dass sie nicht untergeht in der Wahrnehmung - und auch im Vergleich zum Hochglanzspektakel der Herren in London.

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