Night of Champions 2012 ist Geschichte und der "This is awesome"-Chant des Publikums in Boston steht repräsentativ für einen großartigen Main Event zwischen WWE-Champion CM Punk und John Cena. Über das Finish lässt sich diskutieren - aber eben das ist ja der Sinn dabei. Sheamus verteidigte seine World-Heavyweight-Championship gegen Alberto Del Rio und Daniel Bryan und Kane holten die Tag-Team-Titel.
Battle Royal (Pre-Show)
In einer 16-Mann-Battle-Royal wurde der Nummer-1-Herausforderer auf Antonio Cesaros Titel bestimmt. Dabei bekamen wir neben den üblichen Verdächtigen wie Santino Marella, Zack Ryder und Brodus Clay auch ein paar Leute zu sehen, die zuletzt eher wenig präsent waren, darunter JTG und Drew McIntyre.
Eine weitere positive Überraschung war Ted DiBiase, der nach langer Verletzungspause endlich sein On-Air-Comeback feiern durfte, allerdings als Dritter ausschied. Apropos ausgeschieden: Gleich zu Beginn segelte Heath Slater über das Top Rope, nachdem er für sein Gepose von so ziemlich allen Teilnehmern attackiert wurde. Auch die Prime Time Players, die vor dem Pay-per-View noch als potentielles drittes Duo im Tag-Team-Match gehandelt wurden, mischten mit.
Sie flogen als Viert- und Drittletzte raus. Am Ende standen sich Zack Ryder, der beim Publikum wieder einmal extrem over war, und Tensai gegenüber. Will irgendjemand Tensai vs. Cesaro sehen? Natürlich nicht, entsprechend musste sich der einstige Rückenhaar-Gott am Ende knapp geschlagen geben, als beide Männer übers oberste Seil gingen, Zack sich aber festhalten konnte. Sieger und neuer Nummer-1-Herausforderer auf die United-States-Championship: Zack Ryder.
Intercontinental-Champion The Miz vs. Rey Mysterio vs. Cody Rhodes vs. Sin Cara
Auch im Anschluss trafen die WWE-Writer mit dem IC-4-Way die richtige Entscheidung, um die Stimmung in der Halle aufrecht zu erhalten. Rey und Sin Cara, die wir in Zukunft wohl noch häufiger Seite an Seite im Ring erleben werden, starteten gleich mit ein paar Double-Team-Moves gegen die beiden Heels ins Match, natürlich unter dem Jubel der jüngeren Fanfraktion in Boston.
Etwas überraschend standen sich die beiden Luchadors im Verlaufe des Matches mehrfach Eins zu Eins gegenüber, wurden aber immer wieder nach wenigen Moves von Miz und Rhodes unterbrochen. Im weiteren Verlauf schien es, als stehe Rey kurz vor dem Titelgewinn: er konterte das Skull Crushing Finale mit einem Aufroller, der den Champ ins Seil schickte, und verpasste ihm den 619. In letzter Sekunde war Cody aber zur Stelle und unterbrach das Cover.
Das Ende kam nach einer reichlich merkwürdigen Szene, in der The Miz Sin Cara zur Powerbomb hochstemmte, wobei er eine von dessen Masken aufgesetzt bekam. Als Rhodes sich daraufhin den Mexikaner zum CrossRhodes schnappte, wurde er von einem durch die Maske geblendeten Miz unterbrochen. Dieser schnappte einfach zu, zog sein Skull Crushing Finale durch und sackte den Sieg ein. Sieger und weiterhin Intercontinental-Champion: The Miz.
WWE-Tag-Team-Champions Kofi Kingston & R-Truth vs. Daniel Bryan & Kane
"YES", "Team Friendship", "Hug it out!", "Bryan + Kane = BFFs forever" - man kann wohl behaupten, dass das frisch formierte Team von Daniel Bryan und Kane beim Publikum recht gut ankommt. Die Halle kochte erwartungsgemäß, als das Goat Face raus kam.
Nach dem Ringgong ging es zunächst munter hin und her, bevor Team Friendship die Kontrolle übernahm. Erwartungsgemäß gerieten die beiden Anger-Management-Patienten im weiteren Verlauf aber aneinander, woraufhin das Publikum lautstark eine Umarmung forderte - die es dann auch tatsächlich gab. Im Anschluss rissen die Faces kurzzeitig das Heft an sich, bis Kofi den Trouble in Paradise ansetzte, Kane Daniel aber aus dem Ring zog und somit rettete.
Als Kane sich schließlich zum wiederholten Male selbst einwechselte, wurde Bryan reichlich stinkig. Wenig später stieg die Big Red Machine aufs Tope Rope und Kofi kletterte hinterher, um ihm einen Superplex zu verpassen. Daniel hielt das Bein seines Partners fest, so dass Kingston ins Leere sprang.
Kane stieß seinen Partner weg und wurde von diesem im Gegenzug von der Ecke geschubst. Dabei landete er nicht ganz so zufällig auf Kofi und fuhr so das Pin ein. Im weiteren Verlauf des Abends fingen sich Bryan, Dr. Shelby und AJ backstage noch eine kräftige Gatorade-Dusche durch Kane ein, der lautstark den Titelgewinn feierte und ankündigte, nach Disneyland zu fahren... einfach nur großartig! Sieger und neue WWE-Tag-Team-Champions: Daniel Bryan & Kane.
United-States-Champion Antonio Cesaro vs. Zack Ryder
Keine Frage, Ryder war eine gute Wahl als Herausforderer: die Fans lieben ihn einfach und feuerten den Long Island Iced Z entsprechend euphorisch an. Cesaro durfte derweil das Gros des Matchverlaufs bestimmen und kam somit als Heel weiter over. Zack konterte schließlich einen Suplex mit einem sehenswerten Neckbreaker, sein anschließendes Cover ging bis Zweieinhalb.
Als er wenig später seinen Broski Boot zeigen wollte, zog Aksana ihren Schützling aus dem Ring und bewahrte ihn somit vor einem kräftigen Tritt in die Visage. Ryder ließ sich davon ablenken und lief direkt in einen European Uppercut. Es folgten der Neutralizer und die erwartungsgemäße Titelverteidigung. Sieger und weiterhin United-States-Champion: Antonio Cesaro.
Dolph Ziggler vs. Randy Orton
In einem langen Match ging es munter hin und her. Eines der Highlights kam früh, als Orton, wie zuletzt üblich, seinen Superplex ansetzte, jedoch von Ziggler vom Top Rope geschubst wurde. Der Showoff setzte daraufhin mit einem sehenswerten Missile Dropkick nach, das Pin ging jedoch nur bis Zwei.
Es war ein sehr ausgeglichenes, spannendes Match, in dem beide Männer immer wieder das Heft an sich rissen, nur um wenig später in einen Konter zu laufen. Kurz vor Schluss verlagerte sich die Action nach draußen, wo Randy zunächst in die Kamera motzte und dann Dolph über die Barrikade beförderte, um ihm zur Abwechslung von dort seinen Trademark DDT zu verpassen. Ganz starke Szene!
Dass die Viper nicht in der besten Laune war, zeigte sich auch im Anschluss: er schickte Ziggler zurück in den Ring, setzte zu seinem RKO-Taunt an und zeigte dabei mäßig dezent jemandem im Publikum den Mittelfinger. Für die Geste entschuldigte er sich nach dem Match gleich bei Twitter - bleibt abzuwarten, ob das Ganze irgendwelche Konsequenzen nach sich zieht.
Apropos Matchende: Ziggler gelang es, den RKO-Ansatz per Rollup zu kontern, das Cover ging aber nur bis Zwei. Dolph zeigte daraufhin den Sleeperhold, wurde aber abgeschüttelt. Er stürmte direkt auf Orton zu, wurde in die Luft geschleudert und fing sich den RKO ein. Sieger: Randy Orton.
Seite 2: Ein Main Event mit "Awesome"-Chants
Divas-Championesse Layla vs. Eve
Bereits vor dem Tag-Team-Match fand Eve backstage eine am Knöchel "verletzte" Kaitlyn, die von einer maskierten Person attackiert worden war. Nachdem sie der NXT-Staffel-3-Siegerin half, ernannte SmackDown-GM Booker T sie zur Belohnung zur der Nummer-1-Herausforderin.
Auch im Match behielt Eve zunächst ihr Face-Gehabe der letzten Wochen bei, während es hin und her ging. Nach einer Attacke auf ihr Gesicht bot sie Layla sogar die Hand an - und nutzte deren Naivität zu einem Tritt in die Magengrube. In der Folge übernahm Bookers Assistentin die Kontrolle, setzte der Championesse außerhalb des Rings zu und nahm anschließend mit Nieren- und Kopfscheren das Tempo weiter raus.
Gegen Ende startete Layla noch mal ein Comeback, ihrer Springboard Flying Bodypress konnte Eve aber ausweichen und brachte stattdessen ihren Swinging Neckbreaker durch. Siegerin und neue Divas-Championesse: Eve.
World-Heavyweight-Champion Sheamus vs. Alberto Del Rio
Wozu verbannt man Moves in der WWE? Die Storylines sind in der Regel lahm, dieses Mal hat man sich aber selbst übertroffen. Vor Matchbeginn betrat Booker T die Halle, um bekannt zu geben, dass seine Untersuchung abgeschlossen und der Brogue Kick wieder erlaubt sei. Großartig.
Fand auch Sheamus, der seinen Stamm-Finisher gleich mal auspackte, allerdings nicht den ausweichenden Del Rio, sondern lediglich den auf dem Apron rumlamentierenden David Otunga erwischte. Auch im Anschluss ging es deftig weiter, als Alberto Sheamus von der Ringtreppe auf das Kommentatorenpult schleuderte. Daraufhin war der Mexikaner zunächst am Drücker, bevor der World-Heavyweight-Champ mit seinen Signature Moves zurück kam.
Del Rio konzentrierte sich, wie üblich, auf den linken Arm seines Gegners und nahm ihn wiederholt in den Cross Armbreaker. Als er Sheamus in der Mitte des Rings scheinbar kurz vor der Aufgabe hatte, hievte der Ire ihn plötzlich aus, stemmte ihn in die Höhe und schmetterte ihn auf die Matte.
Während des gesamten Matchverlaufs konnte Berto immer wieder dem Brogue Kick ausweichen, duckte sich ein ums andere Mal ab... bis er ihn dann schließlich, nach zahlreichen Versuchen, doch noch einstecken musste. Sieger und weiterhin World-Heavyweight-Champion: Sheamus.
WWE-Champion CM Punk vs. John Cena
Das fing ja gut an: Paul Heyman betrat als Erster die Halle, um seinen neuen Schützling anzukündigen. Nach dem Champ kam Cena in seinem neuen, schwarz-pinken Outfit raus und erhielt auch in seiner "Heimat" Boston mal wieder eine sehr durchwachsene Reaktion des Publikums.
Einer durfte sich aber freuen: Cenas Vater, der das Oberteil seines Sohnemanns zugeworfen bekam, verkündete lautstark "I've got this Shirt now!" Das Match begann, wie schon letztes Jahr in Chicago, relativ langsam mit Haltegriffen. Kein Wunder, schließlich mussten sich beide Männer auf reichlich Matchzeit einstellen. Nachdem sich der Kampf nach draußen verlagert hatte, schleuderte Cena Punk über die Barrikade, nur um ihn gleich mit einem Suplex zurück zu befördern. Früh wollte Johnboy seinen Five Knuckle Shuffle zeigen, wurde aber mit einem Fuß ins Gesicht gestoppt - ganz starker, innovativer Konter!
Apropos neue Moves: kurz danach schickte Cena Punk nach draußen und zeigte allen Ernstes einen Suicide Dive. Den anschließenden "You can't see me"-Taunt gegen Heyman hatte er sich dafür redlich verdient. Zurück im Ring ging es hin und her. CM mit dem Anaconda Vise, John drehte ihn mitten im Ring in den STF und Punk konterte diesen wiederum mit dem Crossface. Eine Aufgabe erlebten wir aber natürlich nicht.
In der Folge hagelte es weiter Finisher - erneut der STF, GTS und Attitude Adjustment, dazu Near Fall auf Near Fall. Nur die Entscheidung gab es noch nicht. Beide Männer holten alles raus, Punk packte einen Moonsault aus, setzte diesen aber daneben. Nachdem er einmal mehr mit dem GTS nicht durchkam, zeigte CM doch allen Ernstes sogar den Rock Bottom - und Cena kam wieder raus, um sich mit einem AA zurück zu melden. Einmal mehr ging das Pin nur bis Zwei. Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn, dieses Match!
Die Halle skandierte völlig zu Recht "This is awesome", während Cena Punk im zweiten Anlauf mit einem German Suplex vom Top Rope holte. Der Doctor of Thuganomics ging in die Brücke, der Refereee zählte bis Drei - Sieger und neuer WWE-Champ: John Cena... oder auch nicht. John hatte schon ausgiebig mit seinen Army-Freunden in Reihe Eins gefeiert, bevor der Schiri ihm den Titel wieder aus den Händen riss.
Die Entscheidung: beide Männer waren mit den Schultern auf der Matte, weshalb das Match als Draw gewertet wurde - berechtigterweise, wie die Wiederholung zeigte. Anschließend kassierte Cena dann noch einen saftigen Schlag mit dem Titel von Punk, der daraufhin lautstark "Respect!" forderte und mit Paul Heyman die Halle verließ. Weiterhin WWE-Champion: CM Punk.
Fazit
Seien wir ehrlich: Im Vorfeld konnte man angesichts der Card zwar eine nette, aber sicher keine so starke Show erwarten. Dass Night of Champions zu einem der besseren Pay-per-Views des bisherigen Jahres 2012 wurde, lag natürlich in erster Linie am überragenden Main Event.
Punk und Cena gaben alles, packten neue Moves aus und lieferten sich einen sensationellen Schlagabtausch mit unzähligen Finishern, Kontern und Near Falls. Über das Ende lässt sich sicher streiten, niemand sieht ein so starkes Match und einen PPV gerne mit einem Unentschieden enden. Auf der anderen Seite war das Finish der ideale Weg, um die Storyline fortzuführen und Punk als Heel weiter over zu bringen.
Letztlich gewann er eben nicht, wie von vielen erwartet, durch einen miesen Trick, sondern hatte einfach das Glück auf seiner Seite. Durch den anschließenden Schlag mit dem Gürtel sammelte er noch fleißig zusätzliche Gummipunkte auf der Bösewichter-Skala, ohne dass der Quasi-Hometown-Heroa us West Newbury an Momentum verlor.
Somit geht CMs Champion-Run weiter und wir dürfen uns auf das nächste große Match bei Hell in a Cell freuen. Weitere Highlights boten Ziggler vs. Orton und das Tag-Team-Titel-Match mit anschließender Siegesfeier im Backstage-Bereich, bei dem Kane mal wieder sein großartiges Comedy-Talent unter Beweis stellte.
Stinker gab es nicht, die Storylines wurden sinnvoll fortgeführt... nur die Entscheidung, den Brogue-Kick-Bann wieder aufzuheben, wodurch der Aufbau des Cloverleaf als Sheamus' Über-Submission-Hold komplett überflüssig war, muss man hinterfragen.
Das Sahnehäubchen auf diesem unterhaltsamen Event war natürlich John Bradshaw Layfield, der Jerry Lawler gewohnt großartig am Kommentatorenpult vertrat und Michael Cole in dessen alte Face-Rolle zurück drängte. Die perfekte Wahl und man kann sich nur wünschen, dass er uns auch nach der hoffentlich baldigen Genesung des Kings in irgend einer Form weiter erhalten bleibt.
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