Olympisches Milchmännchen

Von Simon Ommer
Kurt Angle wurde 1996 Olympiasieger
© getty

Die WWE Hall of Fame bekommt bei WrestleMania 33 Zuwachs: Kurt Angle wird nach fast zwei Jahrzehnten im Wrestling-Zirkus in die Ruhmeshalle aufgenommen. Der 48-Jährige verdiente sich diese Ehre durch seine Leistungen als Entertainer im Ring, hat aber insgesamt viel mehr zu bieten: Olympisches Gold, ein gebrochener Hals und jede Menge Charisma zeichnen den US-Amerikaner aus. SPOX blickt auf eine unglaubliche Karriere und dunkle Stunden zurück.

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Ein olympischer Goldmedaillengewinner in der WWE Hall of Fame? Um es mit einer Catchphrase von Kurt Angle zu sagen: "Oh, it's true!"

"Er war einer der begabtesten Athleten, die je in den Ring gestiegen sind, und es ist uns eine Ehre, ihn in der Hall of Fame zu begrüßen", schwärmte Paul Levesque, Fans besser bekannt als Triple H, als das neueste Mitglied angekündigt wurde.

Selten war eine Aussage passender als im Fall von Angle. Betrachtet man die letzten 20 Jahre, gibt es kaum einen Wrestler, der ähnlich viele Erfolge in der Vita stehen und das Business so geprägt hat.

Die Vorzeichen für eine erfolgreiche Laufbahn waren früh erkennbar, führten aber nicht zwangsläufig in die großen Hallen von RAW und SmackDown: Bereits in seiner Jugend entwickelte Angle eine alles umfassende Leidenschaft für Kampfsport, der damals aber noch recht wenig mit einer Show zu tun hatte, sondern vor allem eines war: harte Arbeit ohne viel Aufmerksamkeit.

Die ersten Erfolge des engagierten Youngsters aus Pennsylvania ließen nicht lange auf sich warten. Im Jahr 1987 gewann der damals 18-Jährige seinen dritten nationalen Juniorentitel im Freistilringen, nur wenige Monate später triumphierte er bei den Junioren-Weltmeisterschaften.

The Olympic Hero

Den Höhepunkt seiner Karriere auf der Matte erlebte Angle bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Mit 27 gewann er als Ringer die Goldmedaille im Schwergewicht - ein waschechter American Hero. Es war eine Leistung, die an sich schon beeindruckend genug war. Hinzu kam allerdings, dass Angle während des Turniers zwei Halswirbel gebrochen hatte - und trotzdem nicht aufsteckte.

Binnen weniger Wochen avancierte Angle durch seinen Willen und seine Leistungen zu einer Berühmtheit, dessen Ruhm in der Heimat neben all den Größen des Sports allerdings schnell wieder verblasste. Olympia eben. Rechnungen lassen sich in den Randsportarten nur bis zu einem gewissen Punkt bezahlen.

Kurz nach dem Gewinn der Goldmedaille widmete sich Angle deshalb erstmals seiner zweiten Leidenschaft - der Schauspielerei. The Olympic Hero, so sein Spitzname, hatte einige Werbeauftritte und trat in kleineren Rollen auf. Seine Ambitionen blieben jedoch ohne größeren Erfolg. Etwas musste sich ändern.

Auf der Suche nach einem neuen Betätigungsfeld absolvierte er im Jahr 1999 ein Probetraining bei der WWF - der heutigen WWE - und unterschrieb anschließend einen Fünfjahresvertrag. Angle hatte die Verantwortlichen in Windeseile überzeugt, und das nicht nur aufgrund seines bekannten Namens und seiner Fähigkeiten auf der Matte.

Denn obwohl diese durch seine Zeit als Ringer auch heute noch nahezu unerreicht sind, war es die Entertainment-Seite, die Angle von vielen anderen Anwärtern abhob. Sein Debüt im November des gleichen Jahres gestaltete er gegen Shawn Stasiak bei den Survivor Series auf Anhieb erfolgreich, Angle blieb mehrere Wochen ungeschlagen, bis er beim Royal Rumble 2000 seine erste Niederlage kassierte.

Der vermeintliche Rückschlag auf dem Weg nach oben konnte dem Selbstvertrauen des US-Amerikaners allerdings nichts anhaben. Stattdessen sollte Angle das Jahr in bester Erinnerung behalten, wurde er von Vince McMahon doch als Goldjunge dementsprechend gepusht. Mit Stone Cold Steve Austin und The Rock hatte man zwar schon veritable Stars, aber es fehlte das "Babyface"-Gegenstück: Der gute Junge, Schwiegermutters Liebling. Der nebenher noch ein ganz neues Klientel an die TV-Geräte locken und dem Business auch "Credibility" verpassen konnte.

Intensität, Intelligenz, Integrität

So wurde Kurt Angle zum ersten Olympiasieger, der den WWE-Titel um seine Hüften schnallen konnte. Er gewann das King Of The Ring, später bezwang er im Kampf um den Gürtel The Rock.

In seinen Kämpfen verkörpert er stets seine drei Grundsätze "Intensität, Intelligenz und Integrität". Die Kombination aus Disziplin und Zuversicht sicherten ihm auch hinter den Kulissen eine große Anerkennung, die sich im Booking widerspiegelte: Immer wieder wurde Angle für seine harte Arbeit und Entschlossenheit belohnt. Die Ackerei und die vielen Auftritte fern der Heimat waren ihm aus seiner sportlichen Laufbahn ja zur Genüge vertraut.

Und bei allen technischen Fähigkeiten: Es war harte Arbeit, die den Goldjungen erwartete: Als er zur WWE kam, stand er zunächst im Schatten der Großen und musste sich vom "Milchbubi", der mitunter mit zu seiner Einlaufmusik passenden "You suck"-Rufen der Zuschauer zum Ring begleitet wurde, zum angesehenen Publikumsliebling hochkämpfen.

Nach all den Jahren im Business enthält die Erfolgsstory des Olympiasiegers heute fast schon unzählig viele Kapitel. Den WWE-Titel gewann er gleich viermal, die World Heavyweight Championship einmal, mit Chris Benoit wurde er Tag-Team-Champion. Über seine Zeit in der WWE sollte er später sagen: "Klar, der Sieger steht vorher fest. Aber die Fans wissen nicht, wer es ist - das macht diesen Sport so faszinierend."

Den Fans ganz besonders im Gedächtnis bleiben, sollte dabei eine ganz bestimmte Fehde.

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