Wir waren vorhin schon kurz beim Thema Reisen. Aktuell sieht die Welt wegen der Corona-Pandemie anders aus, aber normalerweise sind Sie praktisch das ganze Jahr auf der ganzen Welt unterwegs.
Cesaro: Die Welt bereisen zu können, ist wirklich einer der großen Vorzüge des Jobs. Ich habe alle Kontinente gesehen. In der Antarktis habe ich noch nicht gewrestlet, aber sonst überall. Für mich war und ist es auch sehr wichtig, es zu vermeiden, in einer Stadt außer dem Flughafen, dem Hotel und der Arena nichts zu sehen. Das geht gar nicht. Wenn ich irgendwo lande, checke ich im Hotel ein, gehe ins Fitnessstudio und danach geht es aber sofort in die Stadt. Ich suche mir dann immer einen kleinen Coffee Shop und trinke dort einen Kaffee. Ich würde nie in eine der großen Ketten gehen, das gibt mir nichts. Aber diese kleinen Kaffeeläden sind meistens so gelegen, dass dort nicht der große Konsum ist. Und sie sagen sehr viel über die Kultur und die Menschen der jeweiligen Stadt aus.
Und Sie sollen ja ein totaler Kaffee-Freak sein.
Cesaro: Absolut. Das hat schon weit vor meiner WWE-Zeit begonnen. Ich habe damals eine sehr strikte Diät gemacht und der Kaffee war sozusagen mein Dessert. So hat die Kaffee-Leidenschaft angefangen. Auch wenn ich mit Seth Rollins durch die USA gefahren bin, haben wir uns immer gleich einen Coffee Shop gesucht, wenn wir angekommen sind. Ich liebe es, in diesen kleinen Läden zu sitzen, einen guten Kaffee zu trinken und mich mit den Einheimischen zu unterhalten. Das Schöne ist, dass es überall auf der Welt gleich ist. Ob ich in Saudi-Arabien bin, in Südafrika oder zuhause in der Schweiz - in diesen Coffee Shops sitzen Menschen aus der ganzen Welt, genießen einen Kaffee und reden über das Leben. Da spielt es keine Rolle, wer du bist oder wo du herkommst. Das liebe ich.
Was war denn der verrückteste Trip in all den Jahren?
Cesaro: Der verrückteste Trip, den ich bis jetzt in meinem Leben erlebt habe, ging so: Wir waren am Montag für RAW in Kansas City, schön in der Mitte der USA. Dann sind wir nach London geflogen und hatten dort am Dienstag eine Show. Weiter ging es nach Manila. Dann nach Shanghai. Und dann wieder zurück in die USA für RAW. Wir sind in ein paar Tagen um die Welt gereist. Ich saß bei dem Trip mehr Stunden im Flugzeug, als dass ich meine Füße irgendwo an Land hatte - das war schon krass.
Cesaro: Federer? "Für mich wäre das mein Grand-Slam-Titel"
Wie viel Kontakt haben Sie denn noch in die Heimat?
Cesaro: Ich lese jeden Morgen die Luzerner Zeitung und trinke dabei meinen Kaffee, ich checke die Ergebnisse vom FC Luzern - ich weiß schon, was abgeht. (lacht) Als ich ausgewandert bin, war es ja noch schwieriger, da konnte ich von der Schweiz gerade mal die Spiele von der Nationalmannschaft bei der WM oder EM sehen. Aber heutzutage kannst du ja überall auf dem Handy alles verfolgen. Aktuell wäre die Zeit da, um mal in die Heimat zu reisen, aber es geht wegen der Pandemie nicht. Aber ich halte auf jeden Fall die Verbindung und freue mich auch schon auf den nächsten Besuch.
Vielleicht können Sie ja eines Tages als WWE Champion in die Heimat zurückkehren. Sie haben in der letzten Zeit einen kleinen Push bekommen und Momentum aufgebaut. Bei WrestleMania haben Sie ein großes Match gegen Seth Rollins. Kann man sagen, dass der Traum von einem großen Titel mehr denn je lebt?
Cesaro: Vor genau sieben Jahren habe ich bei WrestleMania 30 die Andre the Giant Memorial Battle Royal gewonnen. Auch unglaublich, dass das schon wieder sieben Jahre her ist. Bei WrestleMania 37 muss ich jetzt erstmal Seth Rollins im Kreise schwingen, darauf freue ich mich, aber dann ist es natürlich mein großes Ziel, eines Tages WWE Champion zu sein. Ich will einen großen Titel gewinnen. Für mich, aber auch für alle, die in all den Jahren immer an mich geglaubt und mich unterstützt haben. Es gerade auch als Europäer zu schaffen, würde mich stolz machen. Ich glaube zwar nicht, dass ich dann in der Schweiz mit den 20 Grand-Slam-Titeln von Roger Federer mithalten kann, aber für mich wäre das mein Grand-Slam-Titel.
Federer ist in einem ähnlichen Alter wie Sie. Wie haben Sie auf seine Karriere geschaut über die Jahre?
Cesaro: Roger hat mich auf meinem Weg sicher inspiriert. Was kann einem an diesem Sportler nicht imponieren? Wenn ich an Roger denke, denke ich an seine Menschlichkeit, seine Bescheidenheit, daran, wie sehr er seinen Sport liebt und wie viel er für seinen Sport getan hat, mit welcher Professionalität und Hingabe er ihn bis heute betreibt, wie mental stark er ist - er hat ganz sicher für uns alle einen Maßstab gesetzt und er ist der perfekte Botschafter für die Schweiz. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich in der Schweiz in Restaurants seine großen Wimbledon-Triumphe verfolgt habe. Wie ich vor dem Fernseher auf und ab gelaufen bin vor lauter Nervosität, ich habe es fast nicht ausgehalten.