Sergio Perez hat den Großen Preis von Aserbaidschan gewonnen. Der Mexikaner siegte in einem chaotischen Rennen auf dem Baku City Circuit vor Sebastian Vettel (Aston Martin) und Pierre Gasly im AlphaTauri. Max Verstappen (Red Bull) schied vier Runden vor Rennende in Führung liegend aufgrund eines Reifenplatzers aus, auch Weltmeister Lewis Hamilton kam nach einem folgenschweren Fahrfehler nicht über Platz 15 hinaus. Haas-Pilot Mick Schumacher beendete das Rennen auf Platz 14.
"Das bedeutet uns sehr viel. Wir hatten die Pace, das war der Schlüssel heute", freute sich Vettel nach Rennende über seine starke Performance und den ersten Podestplatz für sein neues Team. "Ein großartiger Tag. Ich bin auf Wolke sieben. Ich bin aus dem Häuschen, so was konnten wir nicht erwarten. Er habe gleich zu Beginn viele Positionen gutmachen können. "Für den Overcut hat die Pace gestimmt. Dann hatten wir beim Restart frischere Reifen."
Auch Perez, der für Red Bull seinen ersten Sieg einfuhr, zeigte sich zufrieden. "Ich bin so glücklich. Das Rennen war total verrückt. Es tut mir wahnsinnig leid für Max, es wäre ja ein Doppelsieg geworden für Max. Es gibt mit natürlich riesiges Selbstvertrauen."
Weniger happy ist man bei der Konkurrenz von Mercedes. Sowohl Lewis Hamilton als auch Valtteri Bottas verpassten die Punkteränge. Bottas beendete ein schwaches Rennen auf dem 13. Rang, der amtierende Weltmeister schmiss Platz zwei am Restart, zwei Runden vor Schluss, mit einem Verbremser weg.
"Es fühlt sich einfach schmerzhaft an", analysierte Teamchef Toto Wolff. "Die Frustration ist so überwältigend. Das ist einfach nicht akzeptabel." Mercedes sei einfach nicht in der besten Form aktuell, das Auto war nicht das beste Paket an diesem Wochenende. Und auch in der Durchführung seien Fehler passiert. Die vergangenen zwei Wochenende seien die schwierigsten seit langer Zeit gewesen. "Wir können unsere Erwartungen nicht erfüllen, niemand von uns im Team", so Wolff
Aserbaidschan-GP: Die Analyse
Pole-Setter Charles Leclerc (Ferrari) behauptete am Start seine Spitzenposition vor Hamilton und Verstappen. Dahinter sprang Perez im zweiten Red Bull an Carlos Sainz (Ferrari) und Gasly vorbei auf Rang vier. Auch Vettel machte zwei Plätze gut und kletterte von P11 auf P9. Den besten Start erwischte Lance Stroll (Aston Martin). Der Kanandier fand sich von Position 20 kommend nach der ersten Runde auf dem 13. Rang wieder.
Lange konnte sich Leclerc jedoch nicht an der Spitze halten. Mit Hilfe des DRS-Systems musste der Monegasse in Runde drei zunächst Hamilton passieren lassen, vier bzw. fünf Umläufe später waren dann auch Verstappen und Perez nicht zu halten. Bei Ferrari entschied man sich deshalb umgehend für einen Boxenstopp und schickte Leclerc auf harten Reifen zurück auf die Strecke.
Eine Runde später kam auch Hamilton zur Abfertigung. Der Stopp des Briten dauerte jedoch ungewöhnlich lange, da die Mercedes-Crew beim Release Hamiltons den heraneilenden Gasly respektieren musste. Mehr als vier Sekunden betrug die Standzeit letztlich.
Red Bull witterte die Chance und holte Verstappen zum Stopp herein. Im Gegensatz zu den Silberpfeilen klappte beim Niederländer alles reibungslos, weshalb er mit über drei Sekunden Vorsprung auf Hamilton auf die Strecke zurückkehrte. Zu allem Überfluss gelang es auch Verstappen-Teamkollege Perez, der wiederum eine Runde später an die Box abbog, den Mercedes-Piloten via Overcut zu überholen.
Im zweiten Stint tat sich zunächst wenig an der Spitze. Verstappen diktierte an P1 liegend das Tempo, dahinter gelang es Perez Hamilton auf Sicherheitsabstand zu halten. Bewegung ins Feld kam dann durch einen Abflug von Stroll, 20 Runden vor dem Ende. Mit über 300 km/h platze dem Kanadier auf der Start- und Zielgeraden der Hinterreifen, ohne Kontrolle schlug der Aston Martin in die Begrenzungsmauer ein.
Das darauf folgende Safety Car regte einige Piloten zu einem weiteren Boxenstopp an, an der Spitze entschied man sich aber auf dem gebrauchten Satz Hards das Rennen zu beenden. Verstappen gewann den anschließenden Restart ohne Probleme, dahinter behauptete sich auch Perez mit etwas Mühe gegen Hamilton. Großer Profiteur des Chaos war Vettel, der sich in Kurve eins zunächst an Leclerc vorbeizwängte und einen Umlauf später auch den auf Rang vier liegenden Gasly schluckte.
Vier Runden vor Rennende überschlugen sich dann die Ereignisse. Ähnlich wie bei Stroll platze bei Verstappen auf der Start- und Zielgeraden unter hoher Geschwindigkeit der Hinterreifen. Der Niederländer drehte sich mehrmals, schlug in die Streckenbegrenzung ein und kam erst nach mehreren hundert Metern zum Stehen. Aufgrund der für das Bergungs-Team schwer zu erreichenden Stelle folgte eine Rennunterbrechung, worauf alle Boliden an die Boxengasse zurückkehrten. Auch erlaubte die Rennleitung den Teams für die letzten drei Runden frische Reifen aufzuziehen, um einem weiteren Abflug vorzubeugen.
Beim folgenden stehenden Start folgte dann das nächste Highlight. Obwohl Hamilton während der ersten Meter Boden auf Perez gut machte und am Mexikaner schon vorbei zu gehen schien, verbremste sich der amtierende Weltmeister in Kurve eins und schlitterte in die Auslaufzone. Auf P15 kehrte der Brite auf die Strecke zurück, konnte in den verbleibenden zwei Runden aber nichts mehr ausrichten. Vettel erbte dessen zweiten Platz, dahinter durfte sich Gasly über sein erstes Saison-Podest freuen.
Hinter den Top 3 wurde Pole-Setter Leclerc Vierter. Die Punkteränge komplettierten Lando Norris (McLaren/5.), Fernando Alonso (Alpine/6.), Yuki Tsunoda (AlphaTauri/7.), Carlos Sainz (Ferrari/8.), Daniel Ricciardo (Mclaren/9.) und Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen als Zehnter. Ein abermals enttäuschender Valtteri Bottas komplettierte das Mercedes-Desaster mit Platz 12.
Aserbaidschan-GP: Die Reifenstrategie
Die meisten Teams und Piloten entschieden sich für die von Reifenhersteller Pirelli vorgeschlagene Einstopp-Strategie. Abgesehen von Kimi Räikkönen (Alfa Romeo/Medium), George Russell (Williams/Medium), Nicholas Latifi (Williams/Medium) und Lance Stroll (Aston Martin/Hard) wählten alle Fahrer am Start die weiche Mischung.
Die meisten der Weich-Starter, inklusive die Spitzenpiloten, tauschten beim einzigen Boxenstopp auf die harten Reifen, mit denen das Rennen beendet werden sollte. So waren lediglich ein paar taktische Manöver möglich. Red Bull schaffte es beispielsweise per Overcut mit beiden Piloten an Hamilton vorbei, im Mittelfeld wählten McLaren und Lando Norris einen erfolgreichen Undercut gegen Bottas.
Die Crashes von Stroll und Verstappen änderten das Bild dann wenige Runden vor Schluss noch einmal grundlegend. Mit der Erlaubnis der FIA tauschten die Teams während der Unterbrechung auf größtenteils frische Reifen, um für den stehenden Start sowie die letzten drei Umläufe attackieren zu können.
Highlight des Rennens: Stroll- und Verstappen-Abflüge
Unfälle sind selten schon anzusehen, spektakulär waren der Abflüge von Lance Stroll und Max Verstappen aber allemal. Beinahe identisch und an gleicher Stelle platzten bei beiden Piloten mit über 300 km/h jeweils die linken Hinterreifen. In der Folge verloren beide Fahrer die Kontrolle über ihr Fahrzeug und krachten in die Rennmauer. Glücklicherweise blieben alle Beteiligten unverletzt, Reifenhersteller Pirelli wird sich jedoch einige kritische Fragen anhören müssen.
Top des Rennens: Sebastian Vettel
Der Heppenheimer bestätigte den starken Auftritt aus Monaco. Über weite Teile des Rennens hielt sich Vettel bedeckt im vorderen Mittelfeld, nach dem Crash von Stroll witterte er seine Chance. Mit zwei schönen Überholmanövern ging er an Leclerc und Gasly vorbei, später profitierte er durch den Verstappen-Ausfall und Hamilton-Fehler und sprang auf P2. Sein erstes Podium für Aston Martin und das erste seit dem Türkei-GP 2020. Ebenfalls sehr stark: Rennsieger Sergio Perez.
Flop des Rennens: Valtteri Bottas
Ja, der Finne hatte gestern etwas Pech in der Qualifikation. Und ja, der Mercedes hatte auf dem Baku City Circuit so seine Probleme. Dennoch lieferte Bottas einmal mehr eine äußerst fragwürdige Performance ab. Von Platz zehn kommend biss sich der 31-Jährige das komplette Rennen an Lando Norris die Zähne aus. Die Weltmeisterschaft ist ohnehin schon nicht mehr erreichbar, jetzt geht es nur noch um eine Zukunft bei den Silberpfeilen. Mit solchen Aufritten werden die Argumente immer weniger.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 6 von 23 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Max Verstappen | Red Bull | 105 |
2 | Lewis Hamilton | Mercedes | 101 |
3 | Sergio Perez | Red Bull | 69 |
4 | Lando Norris | McLaren | 66 |
5 | Charles Leclerc | Ferrari | 52 |
6 | Valtteri Bottas | Mercedes | 47 |
7 | Carlos Sainz | Ferrari | 42 |
8 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 31 |
9 | Sebastian Vettel | Aston Martin | 28 |
10 | Daniel Ricciardo | McLaren | 26 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Red Bull | 174 |
2 | Mercedes | 148 |
3 | Ferrari | 94 |
4 | McLaren | 92 |
5 | AlphaTauri | 39 |
6 | Aston Martin | 37 |
7 | Alpine | 25 |
8 | Alfa Romeo | 2 |
9 | Williams | 0 |
10 | Haas | 0 |