Nico Rosberg oder Lewis Hamilton? Am Sonntag (14 Uhr im LIVETICKER) entscheidet sich, wer sich in diesem Jahr die WM-Krone aufsetzen darf. Bevor es in Abu Dhabi zur Sache geht, blickt SPOX auf die denkwürdigsten Formel-1-Saisonfinals aller Zeiten zurück. Mit dabei: der 30-Sekunden-Weltmeister, Michael Schumachers finsterstes Kapitel, ein halber Punkt, der Geschichte schrieb und der doppelte Sebastian Vettel.
1976: Der Feuerunfall und seine Folgen
WM-Kampf: James Hunt vs. Niki Lauda
Weltmeister: James Hunt (McLaren-Ford)
Es war die Geschichte der Saison. Niki Lauda überlebte in diesem Jahr seinen legendären Feuerunfall auf der Nordschleife, bei dem er schwere Verbrennungen und Gesichtsverletzungen erlitt. Im Krankenhaus soll er damals sogar die letzte Ölung erhalten habe.
"Ich lag auf der Intensivstation, schwer gepeinigt durch die Schmerzen, als mich die Krankenschwester fragte, ob ich mir die letzte Ölung wünsche", erinnerte sich Lauda gegenüber der Zeit: "Ich habe kurz überlegt und mir gedacht, schaden kann mir das nicht. Also habe ich genickt und darauf gewartet, was passiert."
Es war jedoch nicht Laudas Ende. Gerade einmal 42 Tage später kehrte er auf die Rennstrecke zurück und wurde beim Großen Preis von Italien Vierter. Dabei konnte der Österreicher wegen den Brandverletzungen kaum blinzeln, allein den Helm anzuziehen bereitete ihm unfassbare Schmerzen.
Beim Saisonfinale hätte die Geschichte sogar fast ihr krönendes Happy End gefunden. Lauda kam mit drei Punkten Vorsprung nach Japan, obwohl James Hunt seit dem Unfall vier Rennen gewonnen hatte. Der Dramatik nicht genug, spielten die Wetterbedingungen in Fuji an diesem Sonntag verrückt. Es goss aus Kübeln, der Start wurde mehrmals verschoben. Durch die drohende Dunkelheit entschied man sich im Endeffekt doch, das Rennen zu starten.
Allerdings stellte Lauda seinen Ferrari bereits in der zweiten Runde aus Sicherheitsgründen ab: "Dieses Rennen ist der helle Wahnsinn. Ich hatte Angst, mit 180 Stundenkilometern durch eine Regengischt zu rasen, ohne etwas zu sehen. Es gibt wichtigere Dinge als eine Weltmeisterschaft. Zum Beispiel meinen Kopf, meinen Leben."
So lautet zumindest eine Version. Laut Aussage des damaligen Ferrari-Teamchefs Daniele Audetto gab es ein Gentlemen's Agreement, nach der erste Runde anzuhalten. "Wir hatten dank Bernie ein Agreement, nach der ersten Runde anzuhalten. Emerson Fittipaldi hielt an, Lauda hielt an und Carlos Pace hielt an. Aber Hunt hörte auf den McLaren-Boss, der ihm sagte: 'Scheiß auf Ferrari, fahr weiter!'"
Ob es sich wirklich so zugetragen hat, ist nicht hundertprozentig bewiesen. Was bleibt, war Hunts erster WM-Titel, mit einem Punkt Vorsprung vor Lauda. Und mit "Rush" (2013) ein Hollywood-Streifen, der die Rivalität zwischen beiden Piloten Jahrzehnte später nachgezeichnet hat.
1984: Ein halber Punkt schreibt Geschichte
WM-Kampf: Niki Lauda vs. Alain Prost
Weltmeister: Niki Lauda (McLaren-TAG-Porsche)
Die Saison 1984 ging in die Formel-1-Geschichte als knappste WM-Entscheidung aller Zeiten ein. Nach 16 Rennen trennte Niki Lauda und Prost ein halber Punkt. Der Hintergrund: Das Chaosrennen in Monte Carlo wurde wegen starker Regenfälle nach der 31. Runde abgebrochen.
Weil noch nicht 75 Prozent der Renndistanz zurückgelegt wurde, bekamen die Piloten nur halbe Punkte. Besonders bitter für Alain Prost, der in Monaco triumphierte. Das Finale in Estoril stand unter dem Motto "Kampf der Generationen". Der alte Platzhirsch Lauda gegen den jungen Draufgänger Prost. Obwohl der Franzose mit 3,5 Punkten Rückstand nach Portugal reiste, ging er als Titelfavorit ins Rennen.
Der Grund: Im Qualifying stellte Prost seinen McLaren auf Platz zwei hinter Nelson Piquet. Und Lauda? Der damals zweimalige Weltmeister musste sich mit Rang elf begnügen, weil ihn ein Elektronikschaden behinderte. Allerdings lag Laudas Fokus die komplette Saison sowieso darauf, bereits in den Trainingssessions an der Abstimmung für das Rennen zu feilen.
Die Erklärung dafür lieferte der heutige Mercedes-Aufsichtsratschef selbst: "Da ich wusste, dass ich ihn (Alain Prost, Anm. d. Red.) da nicht schlagen konnte, habe ich mich eben auf das Rennen konzentriert." Dieser Schachzug sollte auch in Estoril aufgehen. Zwar sah Prost die schwarz-weiß-karierte Flagge als erster Fahrer. Allerdings pflügte Lauda durch das Feld und krönte sich durch seinen zweiten Platz ein drittes Mal zum Champion.
"Ich bin noch nie so aggressiv gefahren", sagte der Österreicher, während Prost die Enttäuschung sichtlich ins Gesicht geschrieben stand: "Was soll ich machen? Ich konnte ja nicht mehr als gewinnen."
1986: Ein Reifenplatzer entscheidet den Dreikampf
WM-Kampf: Nigel Mansell vs. Alain Prost vs. Nelson Piquet
Weltmeister: Alain Prost (McLaren-TAG-Porsche)
Nach dem vorletzten Grand Prix der Saison in Mexico-City war die Ausgangslage klar: Nigel Mansell hatte 72 WM-Punkte, Alain Prost 65. Ein komfortabler Vorsprung, wobei Mansell schon beim Mexico-GP alles selbst in der Hand gehabt und die vorzeitige Entscheidung verpasst hatte, weil er den Start verpatzte und ans Ende des Feldes zurückfiel.
Mansells Teamkollege Piquet hatte in Adelaide zwar nur neun Punkte Rückstand, allerdings gab es ebenjene Punktzahl für den Rennsieg. Immerhin: Weil nur die besten 11 der 16 Saisonrennen in die Fahrerwertung eingingen, hatte der drittplatzierte Brasilianer beim Finale noch die Chance auf den Titel.
Nach dem Qualifying war die Ausgangssituation für Mansell immer noch komfortabel. Er startete auf der Pole Position und obwohl Ayrton Senna nach dem Start die Führung übernahm, konnte der Williams-Pilot weiter entspannt bleiben: Piquet und Prost fielen zurück. Allerdings starteten beide eine furiose Aufholjagd. Piquet kam schließlich an Mansell vorbei, der zudem Prost im Heck hatte. Weil Senna ausfiel, belegten die drei WM-Konkurrenten plötzlich die ersten drei Plätze.
Doch dann musste Mansell die Segel streichen. Das Ausscheiden des Briten war an Dramatik kaum zu überbieten: Nach mehr als der Hälfte des Rennens platzte plötzlich sein Reifen bei voller Fahrt. Der Brite konnte einen schweren Unfall bei 250 Stundenkilometern nur mit Fortune und viel Geschick verhindern.
Für Frank Williams, der seit seinem schweren Autounfall vor der Saison an den Rollstuhl gefesselt ist, blieb somit noch eine Hoffnung: Prost musste ausscheiden. Doch stattdessen übernahm der Franzose nach einem Boxenstopp die Führung und gab sie bis zum Überqueren der Ziellinie nicht mehr her. Prost war damit der erste Pilot seit Jack Brabham 1960, der seinen Titel verteidigte.
1994: Ein Weltmeister in Warteposition
WM-Kampf: Damon Hill vs. Michael Schumacher
Weltmeister: Michael Schumacher (Benetton-Ford)
Tödliche Unfälle, Rücktrittsgedanken, Schummeleien, Disqualifikationen, Gala-Auftritte - das Jahr 1994 glich einer rasanten Achterbahnfahrt. Auch das Saisonfinale in Adelaide machte da keine Ausnahme. Damon Hill hatte vor dem Rennen in Australien nur einen Punkt Rückstand auf Michael Schumacher und schnappte sich zudem die Pole Position. Doch der Deutsche erwischte - wie so oft in diesem Jahr - den besseren Start und führte das Rennen an.
Dann kam Runde 36. Nach einem Fehler geriet Schumacher aufs Gras und touchierte die Mauer. Zwar schaffte es der Benetton-Pilot zurück auf die Strecke, doch beim Aufprall wurde irgendetwas verbogen. Der Benetton lag fürchterlich. Hill nutzte die Gelegenheit und ging sofort zum Angriff über. Doch nicht mit Schumi! Der Kerpener zog ohne Rücksicht auf Verluste in die Kurve rein. Es kam zur Kollision, Schumacher überschlug sich sogar fast. Der Benetton hob ab, knallte wieder auf die Strecke und rutschte in die Reifenstapel.
Der Weg zum Titel schien frei für den Briten zu sein. Dann der Schock: Hill musste kurze Zeit später in die Box. Dort stellten die Mechaniker fest: Aufhängung gebrochen, der WM-Traum war geplatzt. Das Kuriose dabei: Schumacher war Weltmeister, wusste aber davon gar nichts, weil er hilflos am Streckenrand stand.
"Es war schrecklich, da draußen warten zu müssen. Ich wusste ja nicht, was mit Damon passiert war, ich wusste aber natürlich, dass wir beide viel Vorsprung auf die Viert-, Fünf- und Sechsplatzierten hatten, dass es also für Damon kein Problem sein sollte, diesen einen Punkt Vorsprung, den ich hatte, aufzuholen."
Der Moment, in dem er die Nachricht von Hills Aus bekam, sei unbeschreiblich gewesen. "Ich wusste überhaupt nichts mehr, ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, in mir waren sämtliche Gefühle vermischt."
1997: Schumachers finsterstes Kapitel
WM-Kampf: Jacques Villeneuve vs. Michael Schumacher
Weltmeister: Jacques Villeneuve (Williams-Renault)
"Wenn es eine Sache gäbe in meiner Formel-1-Zeit, die ich ungeschehen machen könnte, würde ich Jerez 1997 wählen", sagte Michael Schumacher später über eines der kuriosesten Saisonfinals der Formel-1-Geschichte. Wiedervereint mit Technikchef Ross Brawn und Chefdesigner Rory Byrne wollte er bei Ferrari die beiden WM-Erfolge mit Benetton wiederholen. Ergebnis: das dunkelste Kapitel seiner Karriere.
Mit einem Punkt Vorsprung auf den Kanadier Jacques Villeneuve reiste Schumacher damals zum letzten Grand Prix der Saison nach Jerez de la Frontera im spanischen Andalusien. Aber bereits im Qualifying nahm das Drama seinen Lauf. Villeneuve, Schumacher und Heinz-Harald Frentzen wurden auf die Tausendstelsekunde genau mit derselben Zeit gestoppt. Ein Novum in der Formel-1-Historie.
Über die Startaufstellung entschied die Reihenfolge, in der die drei Fahrer ihre Zeiten hingelegt hatten. Villeneuve ging von der Pole Position ins Rennen, Schumacher von Startplatz zwei, Frentzen von der Drei.
Im Rennen führte dann aber lange Schumacher, der nach seinem zweiten Tankstopp Reifenprobleme bekam. Villeneuve holte schnell auf und versuchte sich in Runde 48 an einem Ausbremsmanöver, bei dem die beiden kollidierten. Schumacher schied aus, Villeneuve konnte weiterfahren, wurde Dritter und sicherte sich so den einzigen WM-Titel seiner Karriere.
Doch für Schumacher kam es noch dicker: Die FIA beschuldigte ihn im Nachhinein, den Unfall absichtlich verursacht zu haben und strich ihn daraufhin komplett aus der WM-Wertung. Der Begriff "Schummel-Schumi" machte wieder die Runde.
"Ich habe zunächst wirklich gedacht, Jacques Villeneuve sei noch gar nicht vor mir gewesen, und es sei korrekt gewesen, sich zu wehren", nahm Schumacher dazu in seiner Biographie Stellung.
2003: Das Duell der Aufholjäger
WM-Kampf: Michael Schumacher vs. Kimi Räikkönen
Weltmeister: Michael Schumacher (Ferrari)
Die Formel-1-Saison 2003 wurde als spannendste seit langem bezeichnet. Erst im vorletzten Rennen der Saison in den USA schied Juan Pablo Montoya nach seinem sechsten Platz aus dem Titelrennen aus. Vor dem letzten Grand Prix in Japan hatte Michael Schumacher neun Punkte Vorsprung auf Kimi Räikkönen. Der Finne stand also unter Zugzwang, musste das Rennen gewinnen. Schumacher dagegen durfte keinen Punkt holen, da er zuvor mehr Rennsiege eingefahren hatte.
Das Qualifying lief für beide Piloten nicht besonders erfolgreich. Schumacher startete nur von Platz 14, Räikkönen ging immerhin von Rang acht ins Rennen. Schon in der sechsten Runde kollidierte Schumacher zudem mit Lokalmatador Takuma Sato. Durch den Wechsel seines Frontspoilers in der Box fiel er auf den letzten Platz zurück.
Auch unter Mithilfe eines technischen Defekts bei Montoya kämpfte sich Räikkönen im Laufe des Rennens bis auf Platz zwei nach vorne, kam aber nicht an Barrichello vorbei. Schumacher brauchte den einen Punkt, um auf Nummer sicher zu gehen und schlängelte sich spektakulär durch das Feld auf den benötigten achten Rang.
Eine Schrecksunde dann auf der Zielschikane: Ausgerechnet Bruder Ralf fuhr ihm unverschuldet ins Heck. Schumi trug nur einen Bremsplatten davon, rettete den WM-Zähler ins Ziel und wurde zum sechsten Mal Weltmeister.
"Das war schon alles sehr nervenzerreißend. Selten war ich nach einem Rennen so aufgewühlt und durcheinander wie nach diesem", sagte Schumacher: "Wie schwer es auf einmal war, in die Punkteränge zu kommen."
2007: Der Iceman nutzt die McLaren-Fehde
WM-Kampf: Lewis Hamilton vs. Fernando Alonso vs. Kimi Räikkönen
Weltmeister: Kimi Räikkönen (Ferrari)
McLaren überraschte, als sie vor der Saison bekanntgaben, mit Lewis Hamilton einem erst 22-jährigen Rookie das Cockpit neben Fernando Alonso zu geben. Doch schnell stellte sich heraus: Der junge Engländer ist dem amtierenden Doppel-Weltmeister absolut ebenbürtig.
Nach vier Rennen führte Hamilton die WM-Wertung an, schon kurz darauf entwickelte sich eine immer größer werdende Rivalität zwischen den beiden McLaren-Piloten. Der Höhepunkt der Feindschaft: Alonsos Blockieren des Teamkollegen beim Qualifying zum Ungarn-GP, sodass dieser keine schnelle Runde mehr fahren konnte. Eine Unsportlichkeit des Spaniers, die zeigte, wie sehr dieser Hamilton an ihm nagte.
Das Duell zog sich über die gesamte Saison. Bereits beim vorletzten Rennen in China hatte Hamilton dann die Chance, den Titel in seinem ersten Formel-1-Jahr zu holen. Doch er zeigte Nerven, versenkte seinen Boliden ins Kiesbett neben der Boxeneinfahrt und musste den GP aufgeben.
Also ging es zum großen Showdown nach Brasilien. Neben Alonso und Hamilton hatte sich klamm und heimlich ein dritter Fahrer Titelchancen erarbeitet: Kimi Räikkönen. Der Ferrari-Fahrer (100) war jedoch mit drei Punkten Rückstand auf Alonso (103) und sieben auf Hamilton (107) zum Finale gereist und entsprechend nur Außenseiter.
Doch der Renngott an diesem Sonntag war offenbar Finne. Schon am Start schob sich Räikkönen an Hamilton, der im Laufe des Rennens durch Technikprobleme weit zurückgeworfen wurde, vorbei. Auch Alonso konnte das Tempo der beiden Ferraris von Massa und Räikkönen nicht mitgehen. Platz drei hätte ihm zwar gereicht, hätte der Iceman nicht gewonnen. Doch Massa stellte sich in den Dienst seines Stallgefährten und ließ Räikkönen vorbei.
Kimi siegte, Alonso wurde Dritter und Hamilton überquerte als Siebter die Ziellinie. Der erste Ferrari-Titel seit Schumacher (und der letzte bis heute) war perfekt.
2008: Der 30-Sekunden-Weltmeister
WM-Kampf: Lewis Hamilton vs. Felipe Massa
Weltmeister: Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes)
Ausgerechnet zwei Deutsche sollten im Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Felipe Massa eine entscheidende Rolle spielen. Vor dem letzten Rennen in seiner Heimat Brasilien hatte Masse sieben Punkte Rückstand auf Hamilton, der am Ende zum bis dahin jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten wurde.
Für einen WM-Sieg musste Massa das Rennen gewinnen und Hamilton durfte nicht über den sechsten Platz hinauskommen. Tatsächlich sah es lange Zeit recht gut aus für den Brasilianer. Im Qualifying fuhr er ganz nach vorne, Hamilton wurde nur Vierter. Selbst im Rennen schien der Titel bis kurz vor Schluss möglich. Ein Regenschauer zwang fast alle Fahrer noch einmal zum Reifenwechsel in die Box.
Massa behauptete seine Spitzenposition und Hamilton ließ sich vom heraneilenden Vettel im unterlegenen Toro Rosso überholen. Der Brite fiel damit auf Platz sechs zurück. Bei dieser Konstellation wäre Massa punktgleich mit Hamilton Weltmeister geworden, da er einen Saisonsieg mehr für sich verbuchen konnte.
Doch in der letzten Runde stellte Timo Glock alles auf den Kopf: Als einer der wenigen Fahrer hatte sich der Deutsche gegen einen erneuten Reifenwechsel entschieden und versuchte, sein Auto auf Trockenreifen ins Ziel zu steuern. Doch auf der immer nasser werdenden Fahrbahn konnte er seinen Boliden kaum noch auf der Strecke halten. Vettel und Hamilton nutzten ihren Vorteil und überholten Glock in der letzten (!) Kurve. Hamilton sicherte sich so den entscheidenden Zähler und wurde Weltmeister - nachdem Massa diesen Titel bereits für 30 Sekunden sicher hatte.
"Ich bin fertig mit den Nerven. Es war so verdammt eng", gab Hamilton noch auf seiner Ehrenrunde per Boxenfunk durch. "Ich bin um Jahre gealtert. Das kann man sich nicht vorstellen. Es ist das schwierigste Rennen, wenn man Fünfter werden muss."
2010: Das Boxenstopp-Verhängnis
WM-Kampf: Fernando Alonso vs. Mark Webber vs. Sebastian Vettel vs. Lewis Hamilton
Weltmeister: Sebastian Vettel (Red Bull Racing)
Schon die Ausgangslage beim Großen Preis von Abu Dhabi war einzigartig. Erstmals in der Geschichte der Formel 1 konnten mit Fernando Alonso, Mark Webber, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton vor dem letzten Saisonrennen noch vier Fahrer Weltmeister werden.
Alonso reiste mit acht Punkten Vorsprung auf Webber und gar 15 auf Vettel in die Wüste. Hamilton wurden nur noch Außenseiterchancen eingeräumt. Im ersten Teil des Qualifyings fuhr Alonso sogar die schnellste Zeit. Die Pole Position sicherte sich letztlich aber Vettel vor Hamilton. Alonso wurde nur Dritter, Webber Fünfter.
Spätestens mit dem Rennstart nahm das Unheil für Alonso endgültig seinen Lauf. Vettel kam perfekt weg, führte das Rennen beinahe durchgehend an. Der Spanier selbst verlor Platz drei direkt an Jenson Button. Schon früh entschieden sich Webber und Alonso für Boxenstopps und fielen so im Feld deutlich zurück. Während des Rennens schafften es beide nicht mehr, sich weit genug nach vorne zu arbeiten. Besonders am auf der Geraden extrem schnellen Renault von Witali Petrow biss sich Alonso rundenlang die Zähne aus.
Vettel kam als Erster über die Ziellinie, Alonso wurde Siebter, Webber Achter. Der Heppenheimer wurde so mit vier Punkten Vorsprung zum jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten. "Ich hatte mir das ganze Rennen über nicht sagen lassen, wie es aussieht - und als dann per Funk die Bestätigung kam, dass es gereicht hat, war das unglaublich", sagte Vettel damals auf der Pressekonferenz.
2012: Die furiose Aufholjagd des Geisterfahrers
WM-Kampf: Sebastian Vettel vs. Fernando Alonso
Weltmeister: Sebastian Vettel (Red Bull Racing)
13 Punkte Vorsprung hatte Vettel vor dem Finale auf Rivale Alonso. Hieß im Umkehrschluss: Bei einem Sieg des Spaniers hätte dem Heppenheimer Platz vier gereicht. Nach dem Qualifying sah dann alles nach einer sicheren Nummer aus. Vettel ging von Platz vier ins Rennen, Alonso lediglich von Platz acht.
Doch von einer sicheren Nummer war am Sonntag nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil: Nervenaufreibender hätte der Grand Prix nicht laufen können. Nur wenige Kurven waren gefahren, da drehte Bruno Senna Vettels Red Bull um. "Quasi als Geisterfahrer" stand der Deutsche plötzlich da, wie er später schilderte: "Natürlich war es nicht hilfreich, gleich am Start einen Schlag auf die Hinterachse zu bekommen."
Bis ans Ende des Feldes fiel Vettel zurück, ehe er in einem stark beschädigten Boliden seine furiose Aufholjagd startete. Insgesamt 16 Überholmanöver zählten die Statistiker. Doch dem Drama nicht genug: Als es anfing zu regnen, forderte Vettel Intermediates; wegen eines verrutschten Mikros im Helm hörte der Kommandostand seine Wünsche aber nicht und gab ihm Trockenreifen. Also musste ein zusätzlicher Boxenstopp her.
Am Ende schaffte es Vettel noch auf Platz sechs, während Alonso auf Platz zwei lag. Nachdem wenige Runden vor Schluss das Safety Car raus kam, war klar: Vettel hat seinen dritten WM-Titel in der Tasche.
2014: Phase 1 im Krieg der Sterne
WM-Kampf: Lewis Hamilton vs. Nico Rosberg
Weltmeister: Lewis Hamilton (Mercedes)
Mit der Saison 2014 wurde eine neue Ära eingeleitet: Weg mit den V8-Motoren, her mit den V6-Hybridantrieben. Nutznießer dieser gewaltigen Regeländerungen? Mercedes. Das Silberpfeil-Team dominierte die Saison nach Belieben und hatte am Ende fast 300 Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Red Bull.
Apropos Dominanz: Hamilton holte bis zum Finale mit zehn Siegen genau doppelt so viele wie Teamkollege Rosberg. 17 Punkte Rückstand hatte der gebürtige Wiesbadener vor dem Abu-Dhabi-GP. Das Jahr hatte jedoch eine kuriose Besonderheit parat. Im Abschlussrennen wurden doppelte Punkte vergeben. Aus Rosberg-Sicht durfte Hamilton also bei einem eigenen Sieg nicht Zweiter werden.
Doch schon der Start lief für Polesitter Rosberg schief, Hamilton katapultierte sich sofort in Front und behauptete die Führung. Dann kam die 25. Runde und das Rosbergsche Drama nahm seinen Lauf: Motorprobleme beim Deutschen! Leistungsverlust! Die Energie-Rückgewinnung streikte - und Rosberg fiel mehr und mehr zurück.
Mercedes wollte seinen machtlosen Schützling bereits an die Box holen, um den GP zu beenden. Doch der widersprach mit sportlicher Größe: "Ich will das Rennen zu Ende fahren." Und das, obwohl ihm die Schmach nicht erübrigt blieb, von Hamilton überrundet zu werden.
Der Engländer, der damals seinen zweiten WM-Titel einfuhr, hingegen war voller Euphorie: "Mir fehlen die Worte. Es bedeutet mir fast mehr als der erste Titel, es fühlt sich an wie ein erster Titel. Es war der beste Start, den ich je gehabt habe und dann war ich gleich vorne. Es war einfach ein perfektes Rennen. Schade, dass Nicos Auto am Ende nicht schnell genug war."
2016: Wer macht es dieses Jahr?
WM-Kampf: Nico Rosberg vs. Lewis Hamilton
Rosberg hat vor dem Showdown in Abu Dhabi zwölf Punkte Vorsprung. Ihm reicht damit bei einem Hamilton-Sieg ein Podestplatz. Wird er seinen ersten WM-Titel gewinnen?
Die Formel-1-Saison 2016 im Überblick
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