16 Jahre lang hat Thomas Zetzmann als Physiotherapeut bei Borussia Dortmund gearbeitet. Er erlebte die erfolgreiche Zeit des BVB unter Jürgen Klopp und war bis zu seinem Abgang 2022 steter Wegbegleiter des häufig verletzten Marco Reus.
Dieses Interview erschien erstmals am 13. Juni 2023.
Im Interview mit SPOX und GOAL spricht Zetzmann, der Anfang der 1990er Jahre als A-Jugendspieler zum BVB wechselte und seine Profi-Karriere nach mehreren Operationen frühzeitig beenden musste, über seine innige Beziehung zu Reus und die Ära unter Klopp.
Der 53-Jährige erzählt auch vom Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus 2017, vom Handy-Verbot auf der Massagebank, einem aufmüpfigen Ersatztorwart und versucht sich an einer Erklärung für Dortmunds ständige Muskelverletzungen.
Herr Zetzmann, nach 16 Jahren beim BVB haben Sie den Verein im vergangenen Sommer auch aus privaten Gründen verlassen. Ihre Mutter wohnt in Berlin, ist 86 und pflegebedürftig. Wie geht es Ihnen ohne das Hamsterrad Fußball, in dem Sie sich zusammen mit Ihrer Zeit als Spieler über 30 Jahre befanden?
Thomas Zetzmann: Ich bin zunächst etwas in ein Loch gefallen und habe in den ersten drei Monaten nicht ein Spiel geguckt. Da habe ich gar nichts vermisst. Ich bin natürlich froh und dankbar, dass ich so oft es geht in Berlin sein und mehr Zeit mit meiner Mutter verbringen kann. Auch gemeinsame Unternehmungen mit Kumpels kamen jahrelang zu kurz, weil ich ja stets um acht Uhr wieder an der Massagebank stehen musste. Jetzt ist das Sabbatjahr aber vorbei und die Finger jucken wieder. Ich vermisse es mittlerweile, weil ich einfach durch und durch Fußball-Therapeut bin. Ich spüre, dass ich mit bald 53 Jahren eine Aufgabe und einen geregelten Rhythmus brauche.
Wie kurzfristig kam Ihre Entscheidung zustande - oder bahnte sie sich schon länger an?
Zetzmann: 16 Jahre am Stück für einen Arbeitgeber ist eine sehr, sehr lange Zeit, die irgendwann mal auch vorbei ist. Im Endeffekt war das so gewollt. Sebastian Kehl hat als Sportdirektor natürlich auch neue Ideen miteingebracht. Dazu hat sich im medizinischen Bereich mit der Zeit sehr viel geändert, es kamen insgesamt viele neue Leute in den Verein. Mir war schon länger sehr wichtig, dass ich mich um meine Familie und mich kümmere und da ein bisschen Ordnung hineinkriege. Denn Arbeit ist nicht alles.