Kommentar: Der DFB hat sich mit dem Sieg gegen Frankreich sogar ein neues Problem geschaffen

Nino Duit
13. September 202313:32
SPOXgetty
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Beim Sieg gegen Frankreich sorgte die deutsche Nationalmannschaft unter Interimstrainer Rudi Völler erstmals seit Monaten - oder gar Jahren? - für echte Begeisterung. Aber der DFB wäre nicht der DFB, wenn daraus kein neues Problem resultieren würde. Ein Kommentar.

Nachdem sich Deutschland am Samstag 1:4 gegen Japan blamiert hatte, offenbarte sich eine durchaus kuriose Situation. Insgeheim war klar: Ein Sieg gegen Frankreich würde die Trainerfrage verkomplizieren - egal in welcher Konstellation.

Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft mit Bundestrainer Hansi Flick gab es zu diesem Zeitpunkt keine mehr, daran hätte auch ein Erfolg gegen den Vize-Weltmeister nichts geändert. In diesem Fall wäre eine Entlassung aber schwieriger zu kommunizieren gewesen. Verständlicherweise zog der DFB deshalb die äußerst ungewöhnliche Maßnahme, während einer laufenden Länderspielphase den Trainer zu wechseln. Zumal es für den DFB auch noch die erste Entlassung eines Bundestrainers überhaupt war.

Externe Lösung war in der Kürze der Zeit natürlich keine zu finden, also kürte sich Sportdirektor Rudi Völler kurzerhand selbst zum Interimstrainer. Begeistert war der 63-Jährige davon nicht und übrigens: Er stehe auch nur für dieses eine Spiel zur Verfügung. Es kam wie es kommen musste: Das DFB-Team präsentierte sich gegen Frankreich (auch dank erleichternder Umstände) stark verbessert und gewann erstmals seit März ein Spiel. Damit wurde deutlich, dass die Mannschaft Probleme mit Flick hatte, anders ist diese plötzliche Steigerung vor allem in Sachen Engagement nicht zu erklären. Völler und sein potentieller Nachfolger haben nun aber ein Problem.

Zunächst muss sich Völler mit einer Kampagne herumschlagen, auf die er eigentlich gar keine Lust hat und der er auch direkt nach dem Frankreich-Spiel eine Absage erteilt hat: Er wird bekniet, doch weiterzumachen. "Rudi, gib dir einen Ruck", prangte bereits bei der Bild. TV-Chefexperte Lothar Matthäus hatte schon vor dem Spiel betont: "Wenn Rudi gewinnt, dann darf er die Euphorie nicht kaputtmachen und muss bleiben." Im Hinterkopf hallen auch noch die Rudi-Völler-Sprechchöre aus dem Dortmunder Stadion.

Sofern sich Völler nicht doch noch überreden lässt - es wäre nicht das erste Mal in seiner Karriere -, würde er seinem Nachfolger eine undankbare Gemengelage hinterlassen: Bei jedem sportlichen Negativerlebnis dürften Rufe nach Völler laut werden, als Sportdirektor wäre er ein omnipräsenter Schatten-Bundestrainer.

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