"Wenn er das Wort ergriffen hat, war Ruhe in der Kabine": Wie es Julian Schuster von der Kreisliga bis zur Streich-Nachfolge schaffte

Jochen Tittmar
22. März 202410:00
SPOXimago images
Werbung

Julian Schuster wird Chefcoach des SC Freiburg und damit Nachfolger von Christian Streich. Die Trainer-Legende ließ Schuster einst eineinhalb Jahre nicht starten und verweigerte ihm den Abschied vor heimischem Publikum. Die Entscheidung für den "längsten verlängerten Arm eines Trainers" könnte nicht typischer für den bemerkenswerten Freiburger Weg sein.

Man sollte nicht davon ausgehen, dass Julian Schuster auch diesmal gebettelt hat. Über das ihm nun übertragene Amt, Nachfolger von Christian Streich als Chefcoach des SC Freiburg zu werden, wurde intern viele und lange Male besprochen und von der scheidenden Trainer-Legende mehr als gebilligt.

Vor etwas mehr als 19 Jahren war das noch anders. Schuster war 19 und stieg ein paar Monate zuvor mit dem FV Löchgau von der Kreis- in die Bezirksliga auf. Er hatte eine abgeschlossene Ausbildung zum Bankkaufmann in der Tasche und war über einen Kontakt seines Vaters Praktikant in der Marketing-Abteilung des VfB Stuttgart.

Schuster wollte aber unbedingt für den VfB auflaufen - zunächst natürlich in der zweiten Mannschaft, die damals in der drittklassigen Regionalliga unterwegs war. "Wir haben im Betriebssport gekickt, und Rainer Adrion, der damalige U23-Trainer, hat bei uns im Umkreis gewohnt", erinnerte sich Schuster vor fünf Jahren im kicker zurück. "In der Kreisliga A hatte ich zirka 40 Tore als Mittelfeldspieler geschossen, obwohl ich ein halbes Jahr verletzt war. Adrion hat einen Kumpel (Marco Pischorn, Anm.d.Red.) und mich zum Probetraining eingeladen. Danach wollte er im Winter der Saison 2004/05 erst nur ihn nehmen und meinte, ich solle die Saison in Löchgau zu Ende spielen."

Das war Schuster aber zu wenig: "Ich habe ihn angefleht und sagte, ich werde es ihm beweisen. Irgendwann hat er sich erweichen lassen. Da war ganz schön Theater und Gegenwind für Adrion. Der VfB war der renommierte Klub mit den meisten Jugendtiteln, und auf einmal kommen zwei Jungs aus der Bezirksliga."

Werbung
Werbung
Werbung