Nürnberg: Die nächste Generation

Daniel Börlein
23. Juni 201118:09
Mehmet Ekici, Julian Schieber, Ilkay Gündogan und Marek Mintal (v.l.) haben den Club verlassenImago
Werbung

Der 1. FC Nürnberg war eine der Überraschungen der letzten Saison. Nun hat der Club mit Ilkay Gündogan, Mehmet Ekici, Julian Schieber, Andreas Wolf und Marek Mintal allerdings wichtige Spieler verloren. Wer kann diese Stützen ersetzen, wer ist nun gefordert und wer sind die nächsten Juwelen beim FCN?

Wer wird der neue Gündogan?

Mit Ilkay Gündogan hat den Club das größte Talent der vergangenen Jahre Richtung Dortmund verlassen. Der 20-Jährige agierte für sein Alter enorm abgeklärt und mit viel Übersicht. Was ihn besonders wertvoll machte: Er war in Offensive wie Defensive fast gleichermaßen stark, schloss in der Rückwärtsbewegung viele Lücken und schaltete sich nach vorne immer wieder ein. Gündogan hielt dadurch die Balance im Club-Spiel. Auch dank ihm konnte Nürnberg je nach Bedarf zwischen 4-2-3-1 und 4-1-4-1 variieren.

Eins zu eins wird der Deutschtürke für die Franken nicht zu ersetzen sein, Gündogans Spiel kommt aus dem jetzigen Kader wohl Neuzugang Markus Feulner am nächsten. Der Ex-Dortmunder agierte beim BVB - wenn er spielte - und vorher in Mainz im Normalfall als Sechser und bringt daher das nötige Defensivverständnis mit. Gleichzeitig kann der 29-Jährige ein Spiel lesen und wusste in der Vergangenheit auch offensiv zu glänzen. In seinem letzten Jahr in Mainz brachte er es auf sieben Treffer und 15 Assists.

Durchaus vorstellen kann sich Coach Dieter Hecking auf der Gündogan-Position auch Jens Hegeler. Der 23-Jährige kam in der vergangenen Saison immer im offensiven Mittelfeld zum Einsatz, meist auf der Außenbahn, und zeigte dabei sein fußballerisches Potenzial. Vor seiner Zeit in Nürnberg agierte Hegeler dagegen weitaus defensiver. Die Anlagen, die Gündogan-Rolle zu übernehmen, bringt die Leverkusen-Leihgabe durchaus mit - Gündogans Präsenz und Dynamik gehen ihm allerdings (noch) ab.

Eine Überraschung könnte Neuzugang Manuel Zeitz werden. Am 20-Jährigen war der Club seit fast zwei Jahren dran. In den letzten beiden Spielzeiten erzielte Zeitz für den 1. FC Saarbrücken 17 Treffer - und das als defensiver Mittelfeldspieler. In der 3. Liga zählte er auf der Sechs zu den besten Akteuren der Liga. Die Voraussetzungen, in Gündogans Fußstapfen zu treten, hat Zeitz also. Woran es ihm aber noch mangelt sind Tempo und Zweikampfhärte.

Wer wird der neue Ekici?

Wer wird der neue Schieber?

Wer wird der neue Wolf?

Wer sind die neuen Talente?

Wer wird der neue Ekici?

Aus der 3. Liga von den Amateuren des FC Bayern gekommen, schaffte Mehmet Ekici scheinbar mühelos den Sprung zur Bundesliga-Stammkraft. Anfangs auf einer der offensiven Außenbahnen eingesetzt, rückte der türkische Nationalspieler im weiteren Saisonverlauf immer mehr ins Zentrum des Club-Spiels. Sein Auftrag: Für kreative Momente sorgen und offensiv Akzente setzen. Mit drei Treffern und neun Vorlagen gelang ihm dies recht ordentlich. Ekicis große Stärke waren seine Standards. Nächste Saison spielt er bei Werder Bremen.

Noch ist der Deal nicht endgültig perfekt, doch beim Club geht man davon aus, dass Daniel Didavi für ein Jahr vom VfB Stuttgart ausgeliehen wird. Der deutsche U-21-Nationalspieler gilt als Top-Kandidat auf die Ekici-Nachfolge. Und Didavi bringt vieles dafür mit. Der Linksfuß besticht durch eine starke Technik, gutes Spielverständnis und gefährliche Standards. Beim VfB musste Didavi zwar meist auf der Außenbahn ran, am wohlsten fühlt sich der 21-Jährige aber im Zentrum. In Sachen Schnelligkeit muss er aber noch zulegen.

Statt Didavi könnte auch Feulner die Ekici-Rolle übernehmen, falls er nicht auf einer defensiveren Position benötigt wird. Die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat man beim Club im Fall von Nassim Ben-Khalifa. Die Leihgabe vom VfL Wolfsburg absolvierte zwar noch keine Bundesliga-Minute für die Franken, vom Offensiv-Potenzial des Schweizers ist man allerdings überzeugt. Aber: Ben Khalifa muss dringend an Robustheit zulegen und sich in Rückwärtsbewegung und im Spiel gegen den Ball steigern.

Didavi und Feulner sind die Wunschbesetzungen für die Ekici-Nachfolge. Neben diesem Duo und Ben Khalifa gibt es mit Christian Eigler und den beiden Langzeitverletzten Mike Frantz und Albert Bunjaku noch drei weitere Kandidaten, die durchaus auch im zentralen, offensiven Mittelfeld auflaufen könnten. Allerdings: Alle drei sind völlig andere Spielertypen als Ekici und leben mehr von ihrer Dynamik und Schnelligkeit. Bringt Hecking einen aus diesem Trio, würde sich Nürnbergs Spielweise erheblich ändern.

Wer wird der neue Gündogan?

Wer wird der neue Schieber?

Wer wird der neue Wolf?

Wer sind die neuen Talente?

Wer wird der neue Schieber?

Beim VfB nur Ergänzungsspieler, stellte Julian Schieber in seinem Jahr beim Club seine Bundesligatauglichkeit unter Beweis. Bis ihn am 23. Spieltag eine Verletzung aus der Bahn warf, hatte der Angreifer sieben Tore erzielt und neun Treffer vorbereitet. Und fast noch wichtiger: Schieber, der zum VfB zurückkehrt, ging unheimlich weite Wege, half defensiv häufig mit aus und präsentierte sich extrem bissig im Spiel gegen den Ball.

Als Schieber ausfiel, rutschte Eigler auf die Position im Sturmzentrum - und machte seine Sache dort richtig gut. Sechs seiner acht Saisontore erzielte er nach Schiebers Verletzung. Hecking schätzt Eigler allerdings auch als torgefährlichen und pressingstarken Spieler auf der offensiven Außenbahn. Dort setzte der FCN-Trainer vor dessen Verletzung auch Bunjaku meist ein. Der Schweizer ist nach seiner schweren Knieverletzung wieder fit und will die komplette Vorbereitung mitmachen.

Bunjaku und Eigler haben beim Kampf um die Schieber-Nachfolge den Vorteil, in der Bundesliga bereits konstant ihre Qualitäten nachgewiesen zu haben. Davon ist Alexander Esswein noch weit entfernt. Der 21-Jährige hat zwar ein paar Kurzeinsätze aus seiner Zeit in Wolfsburg vorzuweisen, zuletzt allerdings spielte der Angreifer "nur" in der 3. Liga in Dresden. Bei Dynamo war Esswein allerdings maßgeblich am Aufstieg beteiligt und stellte sein Talent unter Beweis. Ins Rennen um die Schieber-Nachfolge geht er dennoch als Außenseiter.

Bessere Chancen werden da schon Tomas Pekhart eingeräumt. Der Tscheche wurde von Sparta Prag verpflichtet und zählte in der abgelaufenen Saison zu den besten Torjägern der Liga. Auch in der tschechischen U 21 trifft der 22-Jährige regelmäßig. Durch einen Stoßstürmer Pekhart würde sich Nürnbergs Spielweise allerdings deutlich ändern. Mit 1,94 Meter ist er ein völlig anderer Spielertyp als Schieber. Einer, der seine Stärken vor dem Tor und in der Ballbehauptung und weniger im Spiel gegen den Ball und im schnellen Umschalten hat.

Wer wird der neue Gündogan?

Wer wird der neue Ekici?

Wer wird der neue Wolf?

Wer sind die neuen Talente?

Wer wird der neue Wolf?

Noch hat Andreas Wolf keinen neuen Klub gefunden, fest steht aber, dass der 29-Jährige in der kommenden Saison nicht mehr in Nürnberg spielen wird. Das Club-Urgestein konnte sich mit den Franken nicht auf einen neuen Vertrag einigen. Wolfs Abgang trifft den FCN doppelt bitter. Zu einem war der Innenverteidiger in der Club-Abwehr gesetzt und mitverantwortlich dafür, dass die Hecking-Elf in der vergangenen Saison nur 45 Gegentreffer kassierte. Zum anderen verlässt mit Wolf der Kapitän und eine echte Identifikationsfigur den Verein.

Auf dem Platz gilt Per Nilsson als Favorit auf die Nachfolge. Der Schwede war in der Vorrunde noch Stammspieler, verletzte sich dann aber und wurde während seiner Pause von Shootingstar Philipp Wollscheid verdrängt. Nun scheint der Weg frei für den ehemaligen Hoffenheimer, der in der Spieleröffnung stärker, in Sachen Schnelligkeit aber schwächer als Wolf ist.

Um mit vier Innenverteidigern in die Saison gehen zu können, holte der Club aus der Schweiz Timm Klose. Der 23-Jährige kommt vom FC Thun, wo er es auf 30 Partien und drei Tore brachte und den Sprung in die Schweizer U 21 schaffte. Bei der U-21-EM machte Klose mit starken Leistungen auf sich aufmerksam, beim Club muss er sich wohl zunächst mal hinter dem unumstrittenen Wollscheid und Routinier Nilsson anstellen. Dass Hecking allerdings keine Scheu hat, einen Youngster ins kalte Wasser zu werfen, wenn die Trainingsleistungen stimmen, hat die letzte Saison gezeigt. Kaum Chancen auf die Stammelf hat dagegen Dominic Maroh.

Für das Kapitänsamt kommen wohl drei Akteure in Frage: Die besten Chancen dürfte Raphael Schäfer haben. Der Keeper trug die FCN-Binde schon einmal, hat aber den Nachteil, als Torhüter nicht mitten im Geschehen zu sein. Dort befinden sich dagegen Timmy Simons und Per Nilsson. Der Schwede galt schon vor der letzten Saison als aussichtsreicher Kandidat, ist nach einer Rückrunde auf der Bank sportlich allerdings nicht mehr unumstritten. Simons ist auf der Sechs dagegen gesetzt, eine echte Führungsfigur - wird sich nach dieser Saison aber womöglich wieder Richtung Belgien verabschieden.

Wer wird der neue Gündogan?

Wer wird der neue Ekici?

Wer wird der neue Schieber?

Wer sind die neuen Talente?

Wer wird der neue Mintal?

Kein Spieler war bei Nürnbergs Fans beliebter als Marek Mintal. Der Slowake ist beim Club längst eine Legende, auch wenn die Leistungen zuletzt nicht mehr den Ansprüchen genügten. Sportlich ist Mintals Wechsel nach Rostock zu verschmerzen, als Fan-Liebling und Führungsfigur hinterlässt er allerdings eine große Lücke. Der 33-Jährige war zwar kein Mann der lauten Töne, innerhalb der Mannschaft hatte sein Wort aber bis zuletzt Gewicht.

Die Lücke, die Mintal als Führungsspieler hinterlässt, müssen nun vor allem die Routiniers wie Simons, Schäfer oder Nilsson schließen. Zum Leitwolf taugt auch Javier Pinola, der in der Lage ist, die Mitspieler mit seiner emotionalen Art mitzureißen. Der Argentinier ist nach den Abgängen von Mintal und Wolf auch der letzte verbliebene Publikumsliebling.

Wer sind die neuen Talente?

Beim Club wimmelte es in der vergangenen Saison nur so von Talenten. Gündogan, Ekici und Schieber etablierten sich schnell - hinzu kam nach der Winterpause mit Wollscheid eine der großen Bundesliga-Entdeckungen der letzten Saison.

Auch Timothy Chandler oder Robert Mak hatte vorher niemand auf der Rechnung. Daneben feierten mit Marvin Plattenhardt (19), Markus Mendler und Julian Wießmeier (beide 18) weitere Youngster ihr Bundesliga-Debüt.

Wießmeier gelang gleich bei seinem ersten Einsatz sein erstes Bundesliga-Tor. Der Mittelfeldmann hat durchaus das Zeug, auch in der kommenden Saison für Furore zu sorgen. Die Anlagen dafür hat auch Philipp Klement, den die Franken vom 1. FC Kaiserslautern holten. Der offensive Mittelfeldspieler soll ohne Druck an die erste Mannschaft herangeführt werden.

Gleiches gilt für Wilson Kamavuaka. Der 21-jährige defensive Mittelfeldmann kommt von 1899 Hoffenheim und soll sich beim Club über die zweite Mannschaft für höhere Aufgaben empfehlen. So wie im letzten Jahr bei Wollscheid oder Chandler.

Wer wird der neue Gündogan?

Wer wird der neue Ekici?

Wer wird der neue Schieber?

Wer wird der neue Wolf?