Frankfurt/Main - Markus Merk hängt die Pfeife an den Nagel. Wie der DFB auf seiner Internetseite mitteilte, wird der dreimalige Welt-Schiedsrichter seine Karriere am Ende der Saison endgültig beenden.
"Ich habe mich entschlossen, meine Entscheidung früh bekanntzugeben, um eine Art Schaulaufen in der nächsten Saison zu vermeiden", sagte der 46-Jährige. Jetzt sei für ihn der "ideale Zeitpunkt, eine tolle Zeit zu beenden, ohne dass negative Momente die Positiven überdecken", sagte Merk der Zeitung "Rheinpfalz".
Der ehemalige Zahnarzt aus dem pfälzischen Otterbach, der bisher 333 Bundesliga-Partien und 50 Länderspiele leitete, hätte noch bis Mai 2009 in der Bundesliga pfeifen können. Wegen der internationalen Altersgrenze von 45 Jahren war Merk am 1. Januar 2008 von der Liste des Fußball-Weltverbandes FIFA gestrichen worden.
"Ein großer Verlust"
"Sein vorzeitiger Rückzug ist sehr, sehr bedauerlich und ein großer Verlust für unser Schiedsrichterwesen. Aber wir müssen seine Entscheidung leider akzeptieren", sagte Volker Roth, der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses beim DFB.
Er könne Merks Entschluss "persönlich verstehen", nachdem sich die Situation für die Schiedsrichter mit permanentem Fehler-Nachweis "ominöser Abseitsentscheidungen" durch das Fernsehen stark verändert hätte. "Das ist alles nicht mehr so lustig", stellte Roth Mutmaßungen über Merks mögliche Motive für sein vorzeitiges Aufhören an.
Jüngst hatte sich Merk vergeblich für elektronische Hilfen bei strittigen Entscheidungen wie beispielsweise die Hintertor-Kamera stark gemacht. "Ich habe alle Höhepunkte erlebt und kann eigentlich nicht mehr erreichen", sagte Merk.
Ereignisreiche Karriere
Die Liste von Merks Meriten ist lang: Am 20. August 1988 pfiff er als 26-Jähriger mit der Begegnung VfL Bochum - Bayer Uerdingen sein erstes Bundesligaspiel, im Frühjahr 1992 mit Schweiz - Belgien sein erstes und am 17. November 2007 (Norwegen - Türkei) sein letztes von 50 Länderspielen.
Die Teilnahme an Olympischen Spielen (1992), den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 und den Europameisterschaften 2000 und 2004, wo er das Finale Griechenland - Portugal leitete, zählten zu den Höhepunkten seiner Karriere. Das wichtigste seiner 78 Europacup-Spiele war 2003 das Champions-League-Finale Juventus Turin - AC Mailand. Sechsmal wurde er DFB-"Schiedsrichter des Jahres".
Viele soziale Projekte
Für den vom DFB-Musterschüler zeitweise zum Medienstar mutierten Merk, der 2004 seine Zahnarztpraxis in Kaiserslautern schloss, "um nicht mehr von der Hand in den Mund zu leben", gab es schon lange auch ein Leben neben dem Fußball.
Der passionierte Ausdauersportler suchte immer Herausforderungen. Seit 1991 engagierte er sich an sozialen Brennpunkten in Südindien und baute Entwicklungs-Projekte aus: Kinderdörfer mit drei Schulen, Waisenhäuser, Altenheim. Dazu ist er ein gefragter Referent bei Managern zum Thema Motivation. Ihm selbst kam diese jetzt möglicherweise abhanden.