Adi Hütter von Borussia Mönchengladbach im Interview: "Der römische Philosoph Seneca brachte es gut auf den Punkt"

Jochen Tittmar
28. März 202208:45
Adi Hütter ist seit Sommer 2021 Trainer von Borussia Mönchengladbach.getty
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Adi Hütter erlebt bei Borussia Mönchengladbach kein einfaches erstes Jahr und fiel zuletzt auch mit einer Corona-Erkrankung aus. Zuvor war es in der Trainer-Karriere des Österreichers fast nur bergauf gegangen.

Im Interview mit SPOX und GOAL spricht Hütter über seinen Start als Trainer, die Arbeit mit Visualisierungen und seine Erweckung durch Ralf Rangnick.

Zudem erklärt der 52-Jährige, wie er die Kritik an seinem Abgang von Eintracht Frankfurt aufgenommen und weshalb er sich für den Wechsel zu den Fohlen entschieden hat.

Herr Hütter, Sie waren 14-maliger Nationalspieler Österreichs und haben in Ihrem Heimatland in 514 Profieinsätzen 66 Tore geschossen. 2007 zwang Sie eine hartnäckige Entzündung der Achillessehne zum Karriereende. Ein Jahr später traten Sie bei den Red Bull Juniors, also der zweiten Mannschaft in Salzburg, Ihren ersten Cheftrainerposten an. Wieso sind Sie Trainer geworden?

Adi Hütter: Ich hatte Großhandelskaufmann gelernt, zurück in die Privatwirtschaft wollte ich aber nicht mehr. Ich war lange Zeit Führungsspieler, wurde mit 26 Kapitän und habe gegen Ende meiner Laufbahn immer mehr die jungen Mitspieler geführt. Daher wollte ich es zumindest versuchen, den Trainerschein zu machen. Auch wenn mir klar war, dass ich dabei wieder bei Null anfangen muss.

Eigentlich wollten Sie bei den Red Bull Juniors, wohin Sie 2005 mit 35 Jahren gewechselt waren, auch noch weiterspielen.

Hütter: Genau, das ging aber leider einfach nicht mehr. Daraufhin bekam ich dort die Chance, als Individual- und Co-Trainer zu arbeiten. Als ein Dreivierteljahr später der Cheftrainer ging, wollte ich zur neuen Saison die U19 übernehmen. Man vertraute mir aber schon die Juniors an und schmiss mich somit ins komplett kalte Wasser, denn das war ja die zweithöchste Liga in Österreich und auf Anhieb Profifußball. Da ging es anders als im Nachwuchsbereich sofort um Ergebnisse.

SPOX-Redakteur Jochen Tittmar sprach mit Adi Hütter in Mönchengladbach.spox

Sie haben sich in den 14 Jahren, die Sie nun schon als Trainer arbeiten, in vielerlei Hinsicht verändert. Dachten Sie in Ihrer Salzburger Anfangszeit als Coach: Ich war mal ein guter Spieler, also bin ich auch ein guter Trainer?

Hütter: Nein, denn ich habe schnell gemerkt, dass das ein komplett anderer Beruf ist. Es wäre zudem traurig, wenn ich heute noch auf demselben Niveau wäre wie damals. Ich würde sagen: Ich habe mich nicht verändert, sondern entwickelt - weil ich erkannt habe, was mir noch fehlt.

Dafür haben Sie auch stets auf Hilfe von außen zurückgegriffen. Einer Ihrer langjährigen Wegbegleiter ist der Unternehmensberater und Motivationspsychologe Jörg Zeyringer, den Sie 1996 als Spieler bei Austria Salzburg kennenlernten. Wie kam es dazu?

Hütter: Wir wohnten gemeinsam in einem Doppelreihenhaus: er hinten, meine Familie vorne. So liefen wir uns fast täglich über den Weg und haben eine Beziehung zueinander aufgebaut. Das war leicht, denn er war großer Fußball-Fan. Witzig ist übrigens: Als ich 2000 in die Steiermark ging und für den Grazer AK sowie den Kapfenberger SV spielte, war die räumliche Nähe zwischen uns verschwunden. Fünf Jahre später kam ich nach Salzburg zurück, zog in ein Haus - und ohne es zu wissen wohnte er nur 100 Meter von mir entfernt. (lacht)

Mittlerweile haben Sie mit Zeyringer zwei Bücher verfasst: "Die 11 Gesetze der Motivation im Spitzenfußball" im Jahr 2006 und "Teamgeist - Wie man ein Meisterteam entwickelt" im Jahr 2019. Stimmt es, dass einst ein Spaziergang im Regen den Ausschlag für die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden gab?

Hütter: Ja. Das war zu einer Phase, in der ich nicht gut spielte und spürte, dass ich vielleicht externe Hilfe brauchte. Jörg hatte mir zuvor schon angeboten, dass wir gerne einmal spazieren gehen und etwas plaudern können. Als wir das taten, hat es geregnet, doch das hielt uns nicht davon ab, zwei Stunden unterwegs zu sein. Was er dabei tat, war rein psychologische Arbeit.

Was empfahl er Ihnen?

Hütter: Eine wichtige Erkenntnis war: Ich solle jeden Abend zehn, zwölf Minuten für mich alleine sein, um in Ruhe darüber nachzudenken, wie ich spielen, was ich auf dem Feld genau tun und welche Aktionen ich haben möchte. Es war wirklich erstaunlich, denn in den nächsten drei Spielen habe ich vier Tore geschossen. Ich hatte ein ganz anderes Selbstwertgefühl und bekam wieder Selbstvertrauen. Da mich das beeindruckte, blieben wir im engen Austausch. Er hatte später auch die Idee zu unserem ersten Buch.

Adi Hütter: So half mir ein Medienprofi bei Interviews

Können Sie konkretisieren, was Ihnen anfangs als Trainer noch fehlte?

Hütter: Die wichtigsten Fragen waren für mich stets die strategischen: Wie will ich Fußball spielen, welche Übungen braucht es dafür, wie soll das am Ende aussehen? Zusätzlich habe ich begonnen, zusammen mit Jörg an Themen wie Kommunikation und Coaching zu arbeiten. Ich habe beispielsweise auch eine Medienschulung absolviert. Mir ging es darum, das komplette Spektrum des Trainerberufs abzudecken, weil man zahlreiche Kompetenzbereiche vereinen muss. Rückblickend würde ich sagen: Heute kann ich viel ernten, was ich früher gesät habe.

Als Spieler hatten Sie ja bereits Erfahrung im Umgang mit der Presse. Worauf lag bei der Medienschulung der Fokus?

Hütter: Ein guter Freund von mir, Markus Krautberger von den Vorarlberger Nachrichten, hat zu mir gesagt: Du bist bei deinen Interviews immer so schwammig, du kommst nicht auf den Punkt, die Headlines sind nicht da. Er hat mir in Mario Lug einen Medienprofi vermittelt, der mich in vielen Stunden mit dem ABC der Medien vertraut gemacht hat. Wie bereitet sich ein Journalist vor, welchen Druck hat er nach einem Spiel? Wie stehe dagegen ich als Trainer vor der Kamera, was kann ich sagen und was nicht? Mir war es wichtig, den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Das hat mir riesig geholfen. Ich weiß jetzt vielleicht nicht immer, aber doch sehr oft, was ich tun muss.

Zwischen 1993 und 2000 spielte Adi Hütter für Austria Salzburg.imago images

Welchen Druck verspürten Sie denn als junger Trainer, direkt Erfolg haben zu müssen, um in diesem Metier dauerhaft Fuß fassen zu können?

Hütter: Ich wusste, dass man nicht viele Möglichkeiten hat, wenn man die Ergebnisse nicht liefert. Bei den Juniors war vielleicht mein Problem, dass ich dachte, die Jungs müssen so sein, wie ich es als Profi war. Ich war Nationalspieler und hatte auch das Potential, in der deutschen Bundesliga zu spielen. Ich bekam sogar einmal ein Angebot von 1860 München, habe es aber abgelehnt. Grundsätzlich war ich also eher erfolgsverwöhnt und daher das eine oder andere Mal auch etwas ungeduldig.

Inwiefern, weil es Ihnen nicht schnell genug gehen konnte?

Hütter: Mir war klar: Wenn man bei seiner spätestens dritten Station hintereinander nicht funktioniert, ist es mit der Trainerkarriere definitiv vorbei. Daher kam bestimmt auch einmal eine gewisse Ungeduld durch oder ich fand in der Halbzeit nicht die richtigen Worte, wenn die Mannschaft schlecht spielte. Da habe ich sicherlich das eine oder andere Mal überreagiert, so dass meine Emotionalität die Sachlichkeit ausstach.

Mittlerweile arbeiten Sie immer wieder auch mit Visualisierungen, um sportliche Ziele bildlich darzustellen. Wie entwickelte sich das?

Hütter: Das kam auch durch den Input von Jörg. Der Kopf ist im Fußball einfach wahnsinnig wichtig. Wenn du ein Ziel vor Augen hast und es dir auch bildlich vorstellen kannst, ist das in meinen Augen eine zusätzliche Motivation. Gehen Sie doch einmal eine halbe Stunde joggen und denken dabei an negative Dinge - und dann schauen Sie einmal, wie Sie atmen und wie schwer Sie laufen. Beim nächsten Mal denken Sie an die schönen Momente Ihres Lebens - da atmen und joggen Sie ganz anders.

Greifen Sie regelmäßig auf dieses Mittel zurück?

Hütter: Das mache ich nach Gefühl und wenn ich denke, so etwas kann zusätzlich unterstützen. Dann muss man es aber auch gut vorbereiten und moderieren können. Bei meiner dritten Station in Grödig in der 2. Liga habe ich unsere Ziele von den Spielern formulieren lassen und die Frage gestellt, welches Bild der Einzelne im Kopf hat, würden wir Meister werden. Als das Ziel schließlich immer näher rückte, habe ich sie vor den Spielen die Augen schließen lassen. Jeder hatte dann sein Bild vor Augen, die konnten das richtig visualisieren. Im dritten Jahr in Bern habe ich nach unserer starken Hinrunde im Winter gesagt: Wir müssen es uns auch im Kopf vorstellen können, dass es passiert, Meister zu werden.

Messen Sie der reinen Vorstellungskraft damit einen höheren Stellenwert bei als der individuellen Willensleistung?

Hütter: Nein. Der Wille ist das eine, den brauchst du sowieso immer, wenn du etwas erreichen willst. Man muss aber genau davon auch eine Vorstellung haben. In Bern hingen die Bilder der Spieler in deren Spinds. Bevor wir aufs Feld gingen, sollte jeder noch einmal zu seinem Spind gehen. Dann haben wir einen Kreis gebildet und die Spieler haben sich ihre Bilder vor das geistige Auge geholt. Da war dann so viel Energie zu spüren, das war phänomenal. Der römische Philosoph und Schriftsteller Seneca brachte es gut auf den Punkt: Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.

Adi Hütter: "70 Prozent aller Tore fallen nach Ballgewinnen"

Früher galten Sie als Ballbesitztrainer, mit der Zeit rückte dann das Thema Pressing in den Vordergrund. Wieso wollten Sie es zunächst mit verstärkter Ballzirkulation versuchen?

Hütter: Ich wollte stets einen schönen, technisch sauberen Fußball spielen lassen, weil das auch meinem Profil als Spieler entsprach. Mir war wichtig, den Ball zu haben. Irgendwann hatte ich dann ein sehr gutes Gespräch mit Ralf Rangnick. Er hat mich in die Richtung gebracht, meine Sichtweise einmal zu drehen und zu schauen, was man tun kann, wenn der Gegner den Ball hat. So erinnerte ich mich an 1992 zurück, als ich beim Grazer AK einen sehr guten Trainer namens Milan Miklavic hatte. Er war großer Fan des Mailänder 4-4-2-Pressings unter Arrigo Sacchi und hat das mit uns spielen lassen. Ab meinem zweiten Jahr in Grödig versuchte ich das dann auch. Zumal mir zu jener Zeit der FC Barcelona brutal imponierte. Barca hatte zwar immer viel Ballbesitz, aber die wenigsten haben geschaut, was sie die ersten sechs, sieben Sekunden nach Ballverlust machen - das war reines Gegenpressing.

Rangnick hat mit seiner Art, den Fußball zu denken, enorm viele Trainer geprägt. Wie genau sah inhaltlich sein Einfluss auf Sie aus?

Hütter: Ich habe erkannt, dass ich mich nicht mehr einzig über Ballbesitz definieren möchte. Auch weil jemand wie Helmut Groß, ein enger Vertrauter von Ralf Rangnick, statistisch nachwies, dass 70 Prozent aller Tore nach Ballgewinnen erzielt werden. Damit habe ich mich dann extrem beschäftigt. Der Fußball ist einfach ein Umschaltspiel geworden. Es gibt heute kaum noch die Möglichkeit, den Gegner von hinten bis nach vorne so auszuspielen, dass er nicht einmal an den Ball kommt.

Bierdusche nach dem Erreichen der Europa-League-Qualifikation 2014: Hütter als Trainer des SV Grödig.imago images

Dass Sie diesen Ansatz aber erstmals bei einem Dorfklub wie Grödig forcierten, wo Ihnen nach dem ohnehin sensationellen Aufstieg in die Bundesliga 2013 ein Budget von lediglich 3,5 Millionen Euro zur Verfügung stand, war schon gewagt.

Hütter: Das mag sein, aber ich wollte nicht so wie die meisten Aufsteiger spielen: hinten reinstellen und sich über Konter und Standards definieren. Wir haben sogar unseren mit 17 Treffern besten Torjäger des Vorjahres verkauft, weil er mir für das Pressing zu langsam war. Die Jungs haben sich gedacht: Der ist doch nicht ganz sauber in der Birne! (lacht) Wir haben dafür viele schnelle Spieler geholt, die das umsetzen konnten. Am Ende zogen wir sogar als Dritter in die Europa League ein und haben bis auf Salzburg alle Großen geschlagen.

Nach den zwei sehr erfolgreichen Jahren in Grödig verlängerten Sie dort Ihren Vertrag nicht und gingen zu Red Bull Salzburg, wo Rangnick Sportdirektor war. Sie gewannen das Double, verließen den Verein nach einer Saison aber wieder. Inwiefern ist Ihnen denn heute generell betrachtet der fußballerische Ansatz bei Red Bull vielleicht sogar etwas zu extrem?

Hütter: Er ist mir zu einseitig vorgekommen, aber ich bin sehr dankbar, diese Art und Weise von Fußball mitbekommen zu haben, weil sie mir enorm geholfen hat. Mir war dieser Tunnelblick zu viel, dass es ohne Alternative ist, bedingungslos nach vorne zu attackieren. Es kann nicht immer der Grund sein, dass man nicht gut gegen den Ball war, wenn man nicht gut genug gespielt hat. Das ist mir zu einfach. Daher entwickelten sich dort auch unterschiedliche Auffassungen zwischen uns. Ich habe gespürt, es wäre für eine weitere Saison zu viel Konfliktpotential da gewesen.

Muss man als Trainer grundsätzlich auch stur sein, um nicht seine Überzeugung vom eigenen Weg zu verlieren?

Hütter: Ich weiß nicht, ob es nur Sturheit ist, aber es geht in die Richtung. Jeder Trainer muss für sich authentisch sein und festlegen, was er von seiner Mannschaft sehen möchte. Das kann man aber nur herüberbringen, wenn man noch in den Spiegel blicken kann. Denn wenn ich schon am Pranger stehen sollte, dann bitte für etwas, das ich zuvor selbst nicht richtig entschieden habe.

2015 gingen Sie zu den Young Boys in die Schweiz, feierten zwei Vizemeisterschaften und den ersten Titelgewinn nach 32 Jahren. Anschließend schlossen Sie sich drei Jahre Eintracht Frankfurt an. Würden Sie sagen, das Ende der Vorsaison, als nach der Bekanntgabe Ihres Wechsels nach Gladbach mit nur drei Siegen in den finalen sieben Spielen die Qualifikation zur Champions League noch verspielt wurde, war die bislang schwerste Phase Ihrer Trainerkarriere?

Hütter: Ja.

Wie blicken Sie heute auf dieses Saisonende zurück?

Hütter: Als wir im Januar gegen Leverkusen aus dem Pokal ausschieden und Neunter in der Liga waren, sagte ich intern: Jetzt greifen wir die Champions-League-Plätze an! Da haben mich alle nur verwundert angeschaut, aber anschließend sind wir richtig durchgestartet. Dann kamen die Gerüchte rund um den Abgang von Fredi Bobic auf und ich habe diese viel diskutierte Aussage getätigt, dass ich in Frankfurt bleiben werde. Zu diesem Zeitpunkt lag mir auch noch kein Angebot vor. So sind leider sehr viele Dinge passiert, die sich nicht nur positiv auswirkten. Sportlich haben wir jedoch nur ein einziges schlechtes Spiel gemacht - auf Schalke am 33. Spieltag. Die Niederlage dort war der Knackpunkt. Hätten wir gewonnen, wären wir in die Königsklasse eingezogen.

Adi Hütter und die Young Boys Bern feiern 2018 die Schweizer Meisterschaft.imago images

Hütter über den Frankfurt-Abschied und den Gladbach-Wechsel

Schmerzt es Sie, dass die erfolgreiche Zeit bei der SGE so zu Ende ging?

Hütter: Natürlich tut mir das weh. Es ging mir auch nahe, dass es hieß, man habe es verbockt, mit Eintracht Frankfurt nicht in die Champions League eingezogen zu sein - obwohl man es selbst war, der dieses Ziel ausgerufen hat. Am Ende des Tages wird einfach gerne nach Sündenböcken gesucht. Wir haben 60 Punkte geholt und souverän einen internationalen Platz erreicht. Und das, nachdem nach der ersten Saison mit Ante Rebic, Luka Jovic und Sebastien Haller die drei Top-Spieler gingen, wir trotzdem ins Europa-League-Halbfinale einzogen und zwei Spieltage vor Schluss noch Vierter waren. Wenn man dann mit einer Eintracht auf Platz fünf nicht zufrieden ist, dann bewegt man sich nicht mehr in der Realität.

Haben Sie sich in dieser Zeit, in der Sie über Wochen stark im medialen Fokus standen und das Angebot aus Gladbach eintraf, mit Jörg Zeyringer ausgetauscht?

Hütter: Nein. Was hätte er mir denn sagen sollen? Es fiel mir alles andere als leicht, die Entscheidung zu treffen - aber ich musste sie selbst treffen.

Was gab letztlich den Ausschlag, der Borussia zuzusagen?

Hütter: Ich hatte bei der Eintracht noch zwei Jahre Vertrag, fühlte mich natürlich sehr verbunden und es hat mir dort ausgezeichnet gefallen. Dann kam plötzlich die Möglichkeit, noch einmal einen weiteren Traditionsverein trainieren zu können, mit einem richtig guten und vielleicht auch ruhigeren Umfeld, auch in der Führung. Wie sich die Borussia dann um mich bemüht hat, das imponierte mir schon.

Welche Rolle spielte der Fakt, dass sich die Eintracht komplett im Umbruch befand: Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Steubing schied aus, Bobic und Bruno Hübner gingen, mit Andre Silva verlor man den besten Torschützen?

Hütter: Natürlich spielte das hinein. Es war gänzlich unklar, wer Sportvorstand und Sportdirektor wird und wie der Verein neu aufgestellt werden sollte. Das war in Gladbach anders, hier stand alles bereits fest.

Steht denn bei Ihnen schon fest, wie lange Sie noch Trainer sein möchten?

Hütter: Ich bin jetzt 52 Jahre alt und kann nicht sagen, ob ich mit 60 noch an der Linie stehen will. Schauen Sie auch, wie schnelllebig der Fußball ist und wie wenige Trainer noch mit 60 aktiv sind - zumal ich in den vergangenen 14 Jahren nur drei Monate ohne Job war. Solange ich aber noch das Gefühl habe, weiter hungrig zu sein und genügend Energie zu besitzen, werde ich weitermachen. Am wichtigsten ist mir, dass es Spaß macht - und das tut es. Auch wenn es wie aktuell in Gladbach einfach eine gewisse Zeit dauert, bis alles so läuft, wie ich mir das vorstelle. Das ist normal, in Frankfurt hat auch nicht alles von Anfang an funktioniert.