Ronaldo legte bei Barca, Inter und Real eine Weltkarriere hin. Am Anfang seiner Laufbahn hätte er beinahe beim VfB Stuttgart angeheuert. Doch der Jahrhundert-Transfer der Schwaben, der es im Rückblick gewesen wäre, platzte.
Es ist eine Szene, die jedem deutschen Fußballfan wohl noch in bitterer Erinnerung geblieben sein dürfte: Im WM-Finale 2002 läuft die 67. Spielminute, Titan Oliver Kahn lässt einen eigentlich harmlosen Schuss von Rivaldo nach vorne abprallen, Goalgetter Ronaldo staubt zum 1:0 für Brasilien ab.
Zwölf Minuten später besiegelt ebenjener Ronaldo mit seinem achten Turniertreffer das Schicksal der DFB-Elf gänzlich. Kahn, bis dato mit Abstand bester Torhüter des Wettbewerbs, lehnt nach Abpfiff am Pfosten, ist untröstlich. Die Selecao jubelt, Deutschland fällt ins Tal der Tränen.
Vor allem, weil dieser pfiffige Junge mit der eigenwilligen Frisur und der Nummer 9 auf dem Rücken seine ganze Klasse ausspielte. Eine Klasse, an der er im Laufe der Jahre, insbesondere nach seinem Wechsel von Brasilien nach Europa, gefeilt hatte, sie zur Perfektion schliff. Eine Klasse, in deren Genuss beinahe der VfB Stuttgart gekommen wäre.
Tatsächlich hatten die Schwaben in Person von Ralf Rangnick, damals noch A-Jugendtrainer beim VfB, das Potenzial Ronaldos früh erkannt. 1994, also acht Jahre bevor der Angreifer sein Land zum Weltmeister schoss, bekundete Stuttgart konkretes Interesse.
Ralf Rangnick: "Das war damals ausgeschlossen"
Rangnick reiste nach Belo Horizonte, um den Rohdiamanten von einem Wechsel ins Ländle zu überzeugen, überreichte ihm angeblich sogar bereits ein VfB-Trikot. Während er den 17-Jährigen umgarnte und offensichtlich gute Aussichten auf eine Zusage erarbeitete, schob sein Arbeitgeber dem Unterfangen letztlich einen Riegel vor.
Der Grund: Cruzeiro, Ronaldos Klub, forderte umgerechnet rund vier Millionen Euro für den Youngster. "Sechs Millionen Dollar für einen relativ unbekannten 17-Jährigen. Das war damals ausgeschlossen", sagte Rangnick der Leipziger Volkszeitung. Statt nach Stuttgart zog es Ronaldo nach Eindhoven, zur PSV.
Bei den Niederländern startete Ronaldo durch, spielte sich schnell in den Fokus etlicher europäischer Schwergewichte. Nach 57 Pflichtspielen standen satte 54 Tore zu Buche.
Über Barcelona und Inter Mailand zu Real Madrid
1996 überwies der FC Barcelona satte 15 Millionen Euro nach Eindhoven, ein Jahr danach war "R9" Inter Mailand bereits 28 Millionen Euro wert, ehe Real Madrid im Anschluss an die erfolgreiche WM 2002 Ronaldo seinerzeit mit einer Ablöse von 45 Millionen Euro zum drittteuersten Einkauf der Klubgeschichte machte.
Dreimal avancierte der Goalgetter während seines Schaffens zum Weltfußballer, vergaß bei all dem Ruhm aber nie, welcher Verein ihn scoutete, als seine Karriere noch in den Kinderschuhen steckte. "Stuttgart war der erste Klub weltweit, der sich für mich interessiert hat", verriet er einst.
Doch der Schwabe gilt gemeinhin nun mal als sparsam. Man dürfte sich in Ronaldos Fall vermutlich noch heute darüber ärgern.