Kingsley Coman hat beim FC Bayern München seinen Vertrag langfristig verlängert. Obwohl der Franzose selbst in Corona-Zeiten einen üppigen Gehaltsaufschlag bekommen soll, gibt es bei dem Deal nur Sieger. Eine Analyse.
Spätestens seit Kingsley Coman im Lissabonner Finale den FC Bayern 2020 zum Champions-League-Sieger gegen seinen Jugendklub Paris Saint-Germain köpfelte, ist der Franzose auch bei den Fans des Rekordmeisters unumstritten.
In der Folge machte Coman unter den Trainern Hansi Flick und nun Julian Nagelsmann einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung. Coman hat sich taktisch weitergebildet, rennt nicht mehr nur unermüdlich die Flügel rauf- und runter. Er entwickelte deutlich mehr Torgefahr als zu Beginn seiner Zeit beim FC Bayern und ist mittlerweile ein kompletter Offensivspieler.
"Er ist ein Spieler mit einer herausragenden Qualität, die man in Europa nicht so oft findet. Er hat einen herausragenden Torschuss, hat es in den letzten Jahren aber zu sehr mit Gewalt versucht, daher war seine Quote nicht immer so gut. Jetzt hat er eine sehr gute Quote", lobte Nagelsmann den 25-Jährigen im Dezember.
Trotz seiner Verletzungsanfälligkeit - 2018 dachte Coman nach zwei schweren Sprunggelenksverletzungen öffentlich sogar schon über ein Karriereende nach; allein in dieser Saison fehlte er den Bayern unter anderem wegen einer leichten Herz-OP und muskulärer Probleme schon wieder 70 Tage - stand eine Nicht-Verlängerung für den FC Bayern München nie zur Debatte. Finanziell darstellbar und gesichtswahrend musste sie in Coronazeiten nur sein.
FC Bayern: Coman künftig in einer Liga mit Goretzka und Sane
Das ist sie jetzt, trotz eines üppigen Gehaltsaufschlags für Coman.
Bei dem Deal, den die Bayern und Comans Vater Christian in den vergangenen Tagen finalisierten, können sich beide Seiten als Sieger fühlen.
Kingsley Coman bekommt deutlich mehr Geld: Laut L'Equipe verdoppelt sich sein jährliches Salär fast, auf demnächst 17 Millionen Euro pro Jahr brutto bis 2027. Bild schreibt von einem aktuellen Coman-Gehalt von 12 Millionen Euro.
Damit würde Coman, der seit 2015 in München spielt und mittlerweile auch gut Deutsch kann, im internen Gehaltsranking des FC Bayern in die zweithöchste Kategorie aufsteigen und stünde künftig auf einer Stufe mit Leon Goretzka, Lucas Hernandez und Leroy Sane. Nur Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Thomas Müller und Robert Lewandowski würden noch mehr verdienen als er.
Doch Geld ist natürlich nicht alles: Sportlich bleibt Coman - der spätestens Ende der Saison mehr Titel (aktuell hat er schon die einigermaßen irre Anzahl von 24) als Lebensjahre gesammelt haben wird - bei dem Verein und dem Trainer, die ihn und seinen Spielstil richtig einzusetzen wissen und die ihm auch gewisse Kunstpausen zugestehen.
Der FC Bayern beweist auf der anderen Seite einmal mehr, dass er nicht bereit ist, sich von Spielern und deren Beratern erpressen zu lassen und jede ihrer Gehaltsforderungen zu akzeptieren, dass er aber durchaus bereit ist, marktgerechte Gehälter zu zahlen und Leistung zu belohnen.
Kingsley Coman löste das Mandat mit Berater Zahavi auf
Die Verhandlungen mit Coman waren im vergangenen Jahr ins Stocken geraten, nachdem der Spieler den berüchtigten Vermittler Pini Zahavi engagiert hatte, der die Bayern schon bei den Verhandlungen mit Robert Lewandowski und David Alaba den letzten Nerv gekostet hatte.
Den israelischen "Piranha" (Uli Hoeneß) verpflichtet man als Spieler ja in der Regel, wenn man den Verein verlassen möchte - oder seinen bisherigen Klub maximalst schröpfen. Nachdem die Verhandlungen kurz vor Scheitern standen, entzog Coman Zahavi wieder das Mandat; den neuen Vertrag verhandelte nun wieder sein Vater aus. Und der ließ sich auf einen Kompromiss ein und rückte von der ursprünglichen Forderung von 20 Millionen Euro Jahresgehalt ab.
Nun sind 17 Millionen Euro Jahresgehalt immer noch eine Menge Holz, aber jeder adäquate Ersatz wäre die Bayern im Gesamtpaket mit Ablöse und Gehalt teurer gekommen. Ousmane Dembele soll vom FC Barcelona etwa mehr als 40 Millionen Euro Jahresgehalt gefordert haben. Etwas günstigere Spieler wie der vom früheren Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge hochgeschätzte Europameister Federico Chiesa von Juventus sind derzeit schwer verletzt.
Und ob etwa der zuletzt gehandelte Raphinha von Leeds United, dessen Ablöse allein auf 50 Millionen Euro taxiert wurde, Bayern sofort weiterhelfen können würde, hätte er erst noch beweisen müssen.
Dazu kommt: Bayern Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic wurde in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, nicht die glücklichste Figur abzugeben auf dem Transfermarkt. In der Tat ist die Bilanz der Einkäufe in seiner Ära eher mäßig. Salihamidzic mag nicht einkaufen können, aber verlängern kann er.
FC Bayern: Verlängern kann Hasan Salihamidzic
In Salihamidzics Amtszeit als Sportdirektor (ab 2017) und Sportvorstand (seit 2020) fallen die Vertragsverlängerungen mit den auch bei der Konkurrenz begehrten Stars Robert Lewandowski (2019, bis 2023), Thomas Müller (2020, bis 2023), Manuel Neuer (2020, bis 2023), Joshua Kimmich (2021, bis 2025)), Leon Goretzka (2021, bis 2026) und Jamal Musiala (2021, bis 2026).
Nur Thiago (2020 zu Liverpool) und David Alaba (2021 zu Real Madrid) verloren die Münchner in dieser Zeit ablösefrei.
"Ich habe schon zu [Joshua] Kimmich und [Leon] Goretzka gesagt, dass es keinen Grund gibt, Bayern zu verlassen. Sie können hier alles gewinnen und wir bezahlen sicherlich leistungsgerecht", sagte Hainer vor Weihnachten im Sport1-Doppelpass und fügte an: "Dass die Spieler ihren Gegenwert wollen, das ist legitim. Es ist aber auch legitim, dass wir als Klub sagen, wir sind nicht mehr bereit, dieses Geld zu bezahlen. Das haben wir ja bei David Alaba gemacht".
Tatsächlich wollten die Bayern einen weiteren Fall Alaba tunlichst vermeiden.
Hätten sich Coman und Bayern jetzt nicht geeinigt, hätte der Flügelspieler verkauft werden sollen. Interessenten gab es genug: Allein in den letzten Monaten erkundigten sich der FC Chelsea, Manchester City und der FC Barcelona bei Comans Umfeld nach dem Spieler.