Der Hamburger SV ist mit einer herben Klatsche in die Gruppenphase der Europa League gestartet. Die Mannschaft von Bruno Labbadia unterlag Rapid Wien am Donnerstag verdient mit 0:3 (0:2).
Vor 49.850 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien erzielten Steffen Hofmann (35.), Niciza Jelavic (45.) sowie der eingewechselte Christopher Drazan (75.) die Tore für Rapid.
Die Hamburger dagegen enttäuschten auf der ganzen Linie und liegen damit nach dem ersten Spieltag der Gruppe C naturgemäß auf dem vierten Platz.
"Nach dem ersten Gegentor haben wir ziemlich den Faden verloren. Das war ein Spiel, in dem wir einfach zu viele individuelle Fehler gemacht haben. Einige von uns waren dieses Mal nicht auf Top-Niveau. Deshalb konnten wir das Spiel nicht mehr umbiegen", sagte Hamburgs frustrierter Stürmer Mladen Petric nach der deutlichen Packung.
Im zweiten Gruppenspiel gewann Hapoel Tel Aviv gegen Celtic Glasgow mit 2:1.
So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Bruno Labbadia schickt seine momentane Stammelf aufs Feld. Auch Jerome Boateng wurde rechtzeitig fit und beginnt hinten rechts.
Rapid-Trainer Peter Pacult beginnt, wie schon in der Liga gegen Red Bull Salzburg, mit nur einer Spitze. Allerdings muss der 49-Jährige in der Viererkette aufgrund von Verletzungen und Sperren etwas improvisieren.
12.: Jelavic läuft links allen davon. Mit einem schnellen Haken nach innen lässt er Boateng stehen und hält aus sieben Metern drauf. Rost hält mit dem Fuß.
20.: Der HSV spielt auf Abseits - und Jelavic ist frei durch. Am Sechzehner spielt er Rost aus und schiebt den Ball in Richtung des leeren Tores. Boateng grätscht das Ding kurz vor der Linie weg.
25.: Riesen-Ding für Berg! Petric zieht in der Mitte an und spielt im perfekten Moment nach rechts auf Berg. Der Schwede kann sich aus 15 Metern die Ecke aussuchen und schiebt kläglich links vorbei. Mann, Mann, Mann...
35., 1:0, Hofmann! Gefährlicher Freistoß von links durch Hofmann. Der Ball segelt mit viel Zug in Richtung Fünfer, an allen vorbei und schlägt im langen Eck ein. Boateng war noch ganz leicht dran. Ganz schwierige Situation für Rost.
44., 2:0, Jelavic! Slapstick der Hamburger Hintermannschaft. Kavlak lässt rechts im Sechzehner Aogo ganz alt aussehen und passt flach in die Mitte. Rost fälscht die Kugel ab, Boateng trifft das Leder nicht und setzt sich auf den Hosenboden. Jelavic schiebt aus sechs Metern ein.
Halbzeit-Fazit: Hamburg nur in den ersten 15 Minuten auf dem Platz. Dann zu nachlässig und pomadig. Rapid führt völlig verdient mit 2:0.
50.: Hofmann lässt Ze Roberto stehen. der Wiener Spielmacher zieht zentral aus 16 Metern ab. Rost bekommt die Fäuste nicht hoch und hält mit der Brust!
75., 3:0, Drazan! Demel springt am Ball vorbei und der junge Drazan zieht von links in die Mitte. Mathijsen kommt nicht rechtzeitig raus und aus 16 Metern schlägt der Ball im kurzen Eck ein. Den kann man auch halten, Herr Rost!
86.: Ze Roberto schießt aus ganz kurzer Distanz Payer an. Dieses Ding ist normal sicher drin. Heute klappt nichts beim HSV...
Fazit: Das Spiel ist aus. Rapid Wien gewinnt am Ende verdient mit 3:0 gegen einen auch in der 2. Halbzeit ganz schwachen HSV. Das Ernst Happel Stadion ist ein Tollhaus!
Star des Spiels: Yasin Pehlivan. Der 20-Jährige steht stellvertretend für die unglaubliche Laufarbeit, mit der Rapid Wien den HSV im Mittelfeld dominierte. Und vor allem Pehlivan war praktisch überall, überzeugte durch gute Zweikämpfe, starke Balleroberungen und kluge Lösungen in der Spieleröffnung.
Gurke des Spiels: Marcus Berg. Eigentlich könnte man fast elf Gurken für den HSV verteilen. Berg bekommt sie stellvertretend auch deshalb, weil er die große Chance zur Führung vergab. Hätte er getroffen, wäre das Spiel, vergleichbar mit der - bis dahin ganz ähnlichen - Partie gegen Stuttgart, vermutlich anders gelaufen.
Pfeife des Spiels: Ivan Bebek. Leitete das Spiel erfreulich großzügig und lag bei allen wichtigen Entscheidungen richtig. Auch die Gelbe Karte für Boskovic, der seinerseits eine Verwarnung für Trochowski gefordert hatte, war ein richtiges Signal. Die Torrichter, die in der Gruppenphase getestet werden, sahen zwar sehr wichtig aus, blieben aber komplett unbeschäftigt.
Lehren des Spiels: Rapids Sieg gegen Aston Villa in der Qualifikation war also beileibe kein Zufall. Die Mannschaft trägt deutlich die Handschrift von Peter Pacult. Sie spielt extrem organisiert, selbstbewusst, diszipliniert und mit enormer Laufbereitschaft. Die Wiener haben eine durchaus aufregende Mischung aus taktischer Ordnung und jugendlicher Spielfreude, die - gerade vor der überragenden Kulisse im Ernst-Happel-Stadion - auch noch andere Gegner ärgern wird.
Gegen den HSV war Rapids Rezept denkbar einfach: Ein aggressives Fünfermittelfeld sollte den Hamburgern mit viel Laufarbeit die Lust am Spielen nehmen, Ballverluste erzwingen und dann blitzschnell in die Spitze spielen. Tatsächlich verlor der HSV nach knapp 20 Minuten die Lust, die Kreativität und die Aggressivität im Zweikampf und gab immer wieder die Bälle im Spielaufbau ab. Und Rapid hatte mit Hofmann, Pehlivan und Boskovic die Spieler, die kluge und präzise Bälle auf den schnellen Jelavic im Angriff spielen konnten.
Die Hamburger wirkten dagegen schlampig, passiv und apathisch - das arrogante Zweikampfverhalten von Aogo vor dem 0:2 war nur die Pointe auf die Dösigkeit der kompletten Mannschaft. Auch die routinierten Ze Roberto oder Piotr Trochowski wehrten sich viel zu wenig: In der Defensive nur trabender Geleitschutz für die Gegner, in der Offensive zu viel eindimensionale Alibi-Aktionen durch die Mitte.
Fazit: Gerade bei jungen Mannschaften kommen solche Spiele einfach mal vor, enttäuschend allerdings für Trainer Bruno Labbadia: Zum ersten Mal in der laufenden Saison lag der HSV in einem ernsthaften Pflichtspiel im Rückstand, und die Mannschaft sträubte sich kaum gegen die drohende Niederlage - die damit am Ende auch absolut verdient war.
Rapid - Hamburg: Daten zum Spiel