Mit etwas Glück und viel Mühe hat die Nationalmannschaft der Frauen die WM-Dritten aus Schweden 1:0 besiegt. Auf Bundestrainerin Silvia Neid wartet nach der enttäuschenden Heim-WM noch viel Arbeit, um die frühere Dominanz wieder zu erreichen.
Irgendwann haben sich die Gesichtszüge von Bundestrainerin Silvia Neid dann doch noch entspannt. Zwar hatte ihre Mannschaft über weite Strecken beim 1:0 (0:0 gegen Schweden nicht überzeugt, verkrampft und verunsichert gewirkt, sowie die spielerische Leichtigkeit aus vergangenen Tagen vermissen lassen - aber sie hatte gewonnen.
Immerhin gegen den WM-Dritten. "Ich bin in erster Linie mit dem Ergebnis zufrieden. Der Sieg hat uns gutgetan", sagte Neid, die kurz zuvor noch so wunderbar grimmig geschaut hatte.
Denn wirklich gefallen hatte ihr der Auftritt der DFB-Kickerinnen offensichtlich nicht. Ohne die zurückgetretenen Leistungsträgerinnen wie Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes und Ariane Hingst ließ das Team lange die nötige Kreativität und Präzision im Kombinationsspiel vermissen, um die diszipliniert stehende Abwehr der Schwedinnen zu überlisten.
Neid: "Müssen noch sehr viel arbeiten"
"Wir haben uns zu naiv angestellt, hatten einfache Fehlpässe und haben zu viele Chancen zugelassen", sagte Neid, "wir müssen noch sehr viel arbeiten, besonders im Spiel nach vorne. Vor dem Tor müssen wir noch viel cooler, viel entschlossener werden." Und Fatmire Bajramaj meinte: "An der Torgeilheit hat es uns noch gefehlt."
Etwas von dieser angesprochenen Kaltschnäuzigkeit brachte Alexandra Popp in die Partie. Die Duisburgerin, die zur zweiten Halbzeit für Inka Grings gekommen war, hauchte dem statischen Spiel der Europameisterinnen durch ihren unkonventionellen Stil ein wenig Esprit ein. Außerdem stand sie in der 60. Minute auch noch goldrichtig, als sie das kurzzeitige Durcheinander in der schwedischen Abwehr nach einem Freistoß eiskalt ausnutzte und einen Abpraller vom Pfosten zum Siegtor einköpfte.
"Der Ball sprang in meine Richtung und ich dachte: 'Den mache ich'", sagte Popp, "als Stürmerin sollte man immer präsent sein und das Tor wollen. Das war ein ganz erfolgreicher Abend." Neid war hinterher voll des Lobes für die erst 20-Jährige: "Ihre Einwechslung hat uns gutgetan, sie hatte gute Aktionen und vorne auch einmal den Ball gehalten und dann ihre Mitspielerinnen gut eingesetzt."
Frühes WM-Aus wirkt nach
Allerdings konnte auch der Prestigeerfolg gegen Schweden nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Mannschaft noch immer an dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM im Sommer zu knabbern hat. "Wir strotzen im Moment nicht vor Selbstvertrauen", sagte Spielführerin Nadine Angerer, "aber solche Siege sind wichtig, um die positive Arroganz wiederzugewinnen."
Bis dahin hat die Bundestrainerin noch eine Menge Arbeit vor sich: Nach der verpassten Olympia-Qualifikation für London 2012 muss sie weiter den Umbruch moderieren und eine neue Mannschaft aufbauen. "Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber intensiv daran arbeiten, um unsere Technik zu verbessern - Ballannahme unter Druck, Passgenauigkeit, ein Auge für die Mitspielerin haben", sagte Neid. Grundlagenarbeit für ein vermeintlich auf Titel abonniertes Team. Vielleicht schaute Neid deshalb lange Zeit so grimmig.
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