Mit der Dominanz eines entschlossenen Topteams hat Bayer Leverkusen das Pokal-Märchen des 1. FC Saarbrücken schon vor dem letzten Kapitel beendet. Der Bundesligist gewann das Halbfinale 3:0 (2:0) beim ersten Viertligisten, der jemals die Vorschlussrunde erreicht hat. Bayer steht zum vierten Mal im Endspiel und greift nach seinem zweiten Titel. Gegen den Drittliga-Aufsteiger war Kerem Demirbay mit drei Vorlagen - zwei davon absolute Weltklasse - der Mann des Spiels
Moussa Diaby (11.), Lucas Alario (19.) und Karim Bellarabi (58.) trafen für den Pokalsieger von 1993, der im Finale am 4. Juli in Berlin auf Bayern München oder Eintracht Frankfurt trifft. Zudem ist Bayer eine Prämie von über drei Millionen Euro sicher. Dagegen ist der FCS beim vierten Anlauf zum vierten Mal an der letzten Hürde vor dem Endspiel gescheitert.
"Wir sind unfassbar enttäuscht, wir haben alles gegeben. Unser Matchplan sah eigentlich anders aus. Am Ende war der Respekt zu groß. Wir wissen, dass wir Großes geleistet haben", sagte Saarbrückens Torhüter Daniel Batz am Sky-Mikrofon. FCS-Trainer Lukas Kwasniok ergänzte in der ARD: "Mich hat gestört, dass wir nicht eklig genug waren. Das ärgert mich, dass wir nicht so reingekommen sind."
Dennoch haben die Saarländer, die nach dem Saisonabbruch der Regionalliga Südwest als Aufsteiger in die 3. Liga feststehen, deutsche Fußballgeschichte geschrieben. Dafür sorgte der Siegeszug des Bundesliga-Gründungsmitglieds, dem Jahn Regensburg, der 1. FC Köln, der Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf zum Opfer gefallen waren.
Währenddessen erneuerte Bayer-Sportchef Rudi Völler vor dem Anpfiff bei der ARD seinen Wunsch, dass der umworbene Kai Havertz der Werkself über die Saison hinaus erhalten bleibe: "Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass er bei uns bleibt. Wir versuchen, ihm alle Möglichkeiten zu geben, dass er seine Qualitäten abrufen kann."
1. FC Saarbrücken gegen Bayer Leverkusen: Die Stimmen zum Spiel
Lukas Kwasniok (Trainer 1. FC Saarbrücken): "Mich hat gestört, dass wir nicht eklig genug waren. Das ärgert mich, dass wir nicht so reingekommen sind."
Peter Bosz (Trainer Bayer Leverkusen): "Ich hatte keine Zweifel, aber man muss Respekt haben vor Saarbrücken. Meine Jungs waren fokussiert und konzentriert, nach den ersten beiden Toren war das Spiel gelaufen. Im Fußball kriegt man nicht viele Chancen, um Endspiele zu spielen. Man spielt ein Finale, um es zu gewinnen. Das wird der nächste Auftrag."
Rudi Völler (Sportchef Bayer Leverkusen): "Die erste Halbzeit war genauso, wie man als Favorit bei einem Überraschungsteam agieren muss. Schon nach einer Viertelstunde hatte man das Gefühl, dass nichts anbrennt. Jetzt fahren wir nach Berlin, darüber freuen wir uns."
Bayer Leverkusen nach Traum-Kombination früh in Führung
Beim Geisterspiel im Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen bestimmte Leverkusen in der Anfangsphase wie erwartet das Geschehen. Die Saarbrücker, die nach jahrelangen Bauarbeiten am Ludwigspark zu Beginn der neuen Saison wohl in ihr Heimatstadion zurückkehren können, versuchten es mit gelegentlichen Nadelstichen.
Diese Taktik ging nicht lange auf. Nach Weltklasse-Chip von Kerem Demirbay traf der Franzose Diaby für die Gäste. Die Leverkusener, die ohne ihren verletzten Topstar Havertz (muskuläre Probleme) und Lars Bender auskommen mussten, blieben auch nach der Führung konzentriert.
Drei Tage nach der Niederlage in der Liga gegen Bayern (2:4) war der Mannschaft von Trainer Peter Bosz anzumerken, dass sie die Finalchance nutzen wollte. Die Saarbrücker, die seit dem 7. März (0:1 bei Astoria Walldorf) kein Punktspiel mehr bestritten hatten, konnten nur ihren Kampfgeist entgegensetzen. Das zweite Tor für Bayer lag in der Luft, der Argentinier Alario traf dann schließlich.
Danach ließen die Leverkusener etwas ruhiger angehen, verschnaufen konnten die Saarbrücker aber nicht. Das Team von Coach Lukas Kwasniok befand sich fast ausschließlich in der Defensive. Paulinho konnte die Chancen zum dritten Tor zweimal nicht verwerten (38. und 39.).
Saarbrücken kommt stark aus der Pause - Bellarabi mit der Vorentscheidung
Zu Beginn des zweiten Durchgangs trauten sich die Gastgeber etwas mehr zu. An der Überlegenheit der Leverkusener änderte sich aber nichts. Bayer vergaß allerdings zunächst, das dritte Tor nachzulegen. Dieses Manko beseitigte der eingewechselte Bellarabi nach erneut starker Vorarbeit Demirbays.
Nach dem Treffer schaltete Leverkusen einen Gang zurück. Zudem nahm Bosz weitere Wechsel vor, um einen Teil seiner Stammspieler für das Punktspiel am Sonntag bei Schalke 04 zu schonen. Nach rund einer Stunde hatte der Trainer schon viermal getauscht, darunter litt das Spiel merklich.
Leverkusen legte keinen gesteigerten Wert mehr auf ein weiteres Tor und verwaltete den Vorsprung. Der FCS konnte das allerdings nicht ausnutzen. Das Spiel hatte kaum noch Höhepunkte zu bieten. Erst in der 77. Minute vergab Paulinho wieder eine große Möglichkeit.
1. FC Saarbrücken gegen Bayer Leverkusen: Die Aufstellungen
Saarbrücken: Batz - Jänicke (46. Froese), Schorch (87. Bulic), Zeitz, Uaferro, Barylla - Golley, Zellner - Perdedaj (68. Breitenbach), Müller (68. Mendler) - Jacob (78. Eisele).
Leverkusen: Hradecky - Weiser, Sven Bender (62. Dragovic), Tapsoba (46. Tah), Wendell - Aranguiz (70. Palacios), Demirbay - Wirtz (46. Bellarabi), Paulinho, Diaby (62. Volland) - Alario.