Mit "kontrollierter Offensive" will Jupp Heynckes den FC Bayern München zu einem versöhnlichen Saisonende verhelfen. Der Trainer ändert nicht viel am Personal, dafür aber an der Taktik. Die Mannschaft findet Gefallen am neuen Coach.
Vier Wochen oder fünf Spiele bleiben Jupp Heynckes, um dem FC Bayern München ein schreckliches Ende einer "extremen Saison" (Ex-Trainer Jürgen Klinsmann) zu ersparen. Platz zwei und damit die direkte Qualifikation für die Champions League heißt das erklärte Ziel. Heynckes hat es vorgegeben, die Mannschaft hat es akzeptiert.
"Wir versuchen, das Mindestziel zu erreichen und das ist Platz zwei", sagte Kapitän Mark van Bommel.
Van Bommel: "Stimmung ist überragend"
Heynckes ist der unumstrittene neue Chef, sein Wort hat Gewicht. "Er arbeitet sehr akribisch und macht uns im Training sofort auf Dinge aufmerksam, die ihm nicht gefallen. Seine Ansagen sind deutlich. Das gefällt uns. Der Glaube ist zurück im ganzen Verein", sagt van Bommel.
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Heynckes hatte angekündigt, "Freude und Emotionen" wecken zu wollen, zwei elementare Dinge in seinem Verständnis von erfolgreichem Fußball. Das ist anscheinend bereits gelungen.
Die Mannschaft findet Gefallen am neuen Übungsleiter, van Bommel beschreibt die Stimmung als "überragend". Heynckes-Vorgänger Jürgen Klinsmann ist Geschichte, auch in den Köpfen der Spieler.
"Wir haben es zusammen probiert, aber es hat nicht geklappt", sagte van Bommel zu SPOX und lässt einen Vergleich nicht zu. "Das wäre unfair. Klinsmann ist nicht mehr da. Wir schauen nur nach vorne."
4-4-2 mit Raute und Podolski
Ausreden lässt der Kapitän nicht mehr zu: "Wir haben Mitschuld an Klinsmanns Entlassung. Jetzt sind wir Spieler gefragt." Van Bommels Motto: "Flach spielen, hoch gewinnen."
Der nächste Gegner heißt Borussia Mönchengladbach (Sa., ab 15.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere). "Ich möchte sehen, wie aktiv die Spieler sind, wie lebendig sie ist, und nach meinen Eindrücken werde ich die Mannschaft aufstellen", sagte Heynckes.
Nach den ersten Trainingseinheiten steht fest: Heynckes wird nicht viel am Personal, dafür aber an der Taktik ändern. "Bayern spielt seit Jahrzehnten mit zwei Stürmern, ich versuche das bis Samstag zu ermöglichen", sagte Heynckes dem "Kicker".
Im Mittwochstraining ließ er ein 4-4-2 mit Raute üben. A-Team gegen B-Team.
Im A-Team standen Torhüter Jörg Butt, die Viererkette bildeten Christian Lell, Martin Demichelis, Lucio und Philipp Lahm. Im Mittelfeld spielte van Bommel auf der Sechser-Position, links Bastian Schweinsteiger, rechts Hamit Altintop und Ze Roberto in der Mitte hinter den Spitzen Luca Toni und Lukas Podolski, der kurz vor dem Ende seiner Bayern-Zeit doch noch eine Chance bekommt. "Er war zuletzt nicht erste Wahl, hat aber gezeigt, dass er großartigen Fußball spielen kann", sagte Heynckes.
"Bayern spielt immer 4-4-2"
Franck Ribery und Tim Borowski fanden sich im B-Team wieder. Beide sind gegen Gladbach gesperrt. Ribery wegen seiner gelb-roten Karte gegen Schalke, Borowski wegen der fünften gelben.
"Kontrollierte Offensive" nennt van Bommel Heynckes' Philosophie. "Der Trainer hat eine klare Vorstellung. In diesem System weiß jeder, was er zu tun hat. Man muss das Spiel kontrollieren und trotzdem angreifen. Eine gute Defensive ist die Basis von allem", sagt van Bommel.
Das 4-4-2 sei das geeignete System, egal ob mit Doppel-Sechs oder Raute. "Bayern München spielt immer 4-4-2", sagt van Bommel. Ein kleiner Seitenhieb gegen Klinsmann, der in der Hinrunde mitunter im 3-5-2 und in der Rückrunde wegen Stürmermangels im 4-5-1 spielen ließ.
Van Bommel will das 4-4-2 variabel interpretieren. "Raute, Doppel-Sechs - man kann während eines Spiels beides machen. Bei Ballbesitz spielt Ze Roberto weiter vorne, wenn wir verteidigen spielen wir auf einer Linie. Das hängt auch immer vom Gegner ab. Die Automatismen müssen stimmen."
Heynckes sagt, dass "das Mittelfeld nach vorne nicht optimal besetzt ist, wenn man mit zwei defensiven Mittelfeldspielern antritt."
Wer schludert, kriegt Probleme
Im Training fiel auf, dass Heynckes penibel auf Kleinigkeiten achtet. Unsauber gespielte Pässe werden sofort moniert, Lell bekam sogar einen schlechten Einwurf um die Ohren.
"Dem Trainer entgeht nichts", sagt Hamit Altintop, der mit Heynckes schon auf Schalke zusammengearbeitet hat und "nur positive Erinnerungen" an die gemeinsame Zeit bei Königsblau hat.
Heynckes weiß, "dass man in vier Wochen nicht viel ändern kann. Ich denke aber schon, dass man die Spieler kurzfristig erreichen kann."
Sollten die Spieler das nicht zulassen, wäre ihnen auch nicht mehr zu helfen. So paradox es klingen mag: Misserfolge im Saisonendspurt würden auch auf Klinsmann zurückfallen. Denn dessen letzte Worte waren: "Wir haben den Grundstein für die Zukunft gelegt."
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