Dann halt schon an Ostern

Thomas Gaber
11. März 201300:50
Auch auf der Bayern-Bank ist die Laune bestens: Shaqiri, Martinez, Pizarro und Tymoschtschuk (v.l.)Getty
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Der FC Bayern München kann auch Moral. Dank des Kraftakts gegen Düsseldorf rückt die Rekord-Meisterschaft immer näher. Es läuft weiter rund beim FC Bayern, wären da nicht erneut hausgemachte atmosphärische Störungen.

Diesmal hat Karl-Heinz Rummenigge die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er könne sich sehr gut vorstellen, Jupp Heynckes nach dessen Ende als Trainer des FC Bayern im Verein zu halten, Fußballkompetenz täte beispielsweise dem Beirat gut, hatte der Vorstandsboss des FC Bayern in einem Interview mit der Münchner "AZ" verkündet.

Was als nett gemeinter Vorschlag ankommen sollte, sorgte bei Heynckes aber allenfalls für Irritationen. Als er vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf auf Rummenigges Plan angesprochen wurde, reagierte Heynckes verwundert. Er wisse von einem Angebot seitens des FC Bayern nichts und überhaupt wäre es von Rummenigge vernünftiger gewesen, ihn vorab darüber zu informieren.

Heynckes: "Das ist nicht meine Welt"

Es ist nicht das erste Mal, dass zwischen Heynckes und dem Verein atmosphärisch nicht alles ideal läuft. Schon die Bekanntgabe der Verpflichtung von Pep Guardiola zwei Tage vor dem Rückrundenstart stieß Heynckes sauer auf. Richtig beleidigt reagierte er dann auf die Pressemitteilung des Klubs über den Guardiola-Deal, in der (irrtümlicherweise) sein Karriereende als Trainer formuliert wurde.

Auch diesmal ist die Irritation hausgemacht. Rummenigge hat die Wirkung seiner Worte offenbar falsch eingeschätzt und versuchte die Dinge nach dem Spiel etwas kleinlaut geradezurücken. "Ich habe das als Wertschätzung kundgetan, er soll es sich in Ruhe überlegen. Es ist natürlich seine exklusive Entscheidung, was er nach der Saison machen wird."

Unabhängig von der Vorgehensweise kann Heynckes mit dem Job-Angebot per se nichts anfangen. "Ich wurde von meinem Verein, das ist Borussia Mönchengladbach, einmal gefragt, ob ich Vizepräsident werden will. Das habe ich auch abgelehnt. Nach 50 Jahren im Fußball nehme ich kein Funktionärsamt an, das kommt für mich nicht infrage. Das ist nicht meine Welt", so Heynckes.

Meister schon nach dem 27. Spieltag?

Deutlicher hätte Heynckes' Reaktion nicht ausfallen können. Der 68-Jährige ist nach wie vor mit Leib und Seele Trainer und sollte er nach seinem Abschied in München am Saisonende weiterarbeiten, dann nur als sportlich Verantwortlicher an der Seitenlinie.

Matthias Sammer, der nach dem Sieg in Hoffenheim seinen Unmut über das sportlich irrelevante Gerede im Verein ("Wir müssen uns als Verein disziplinieren") geäußert hatte, wollte am Samstag nichts sagen.

Jeder weitere Kommentar zu der Angelegenheit wäre auch unangebracht gewesen an einem Tag, an dem der FC Bayern der Rekord-Meisterschaft einen weiteren Schritt näher gekommen ist.

20 Punkte beträgt mittlerweile der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Borussia Dortmund bei noch neun ausstehenden Spielen. Im besten Fall, und das ist nicht unwahrscheinlich, sind die Münchner schon nach dem 27. Spieltag nicht mehr einzuholen.

Bei zwei Siegen in Leverkusen und gegen den Hamburger SV und einem Remis des BVB gegen Freiburg oder in Stuttgart wäre der 23. Meistertitel bereits am Ostersamstag (30. März) unter Dach und Fach.

Wann sind die Bayern Meister? Der SPOX-Tabellenrechner

"Solange es mathematisch noch nicht klar ist, werden wir keine Glückwünsche annehmen", beschwichtigte Heynckes, und Torhüter Manuel Neuer gab als Marschroute vor, auch in den nächsten Spielen "Vollgas" zu geben, denn noch habe die Mannschaft gar nichts erreicht.

Bayern zeigt neue Qualität

Das stimmt nur bedingt. Gegen einen frechen und leidenschaftlichen Aufsteiger zeigten die Bayern nämlich eine in dieser Saison bis dato ungekannte Qualität. Zwei Mal lagen sie zurück und verließen den Platz am Ende doch als Sieger.

"Man hat gesehen, dass wir eine Bomben-Moral haben", sagte Heynckes. Die Spieler waren sich darüber einig, dass man in der letzten Saison solch ein Spiel verloren hätte. "Letztes Jahr wäre das schief gegangen. Aber wir haben einen unheimlichen Zusammenhalt in der Mannschaft", sagte Neuer.

Thomas Müller hatte die plausibelste Erklärung für das Comeback der Münchner: "Jedes verlorene Spiel hat einen beschissen Sonntag zur Folge - deswegen bemühen wir uns, dass wir die Dinger am Samstag gewinnen."

Allerdings sah es in der ersten Halbzeit nicht danach aus. "Wir haben die erste halbe Stunde zu passiv gespielt, waren nicht lauffreudig, nicht giftig genug und haben das Umschaltspiel nicht so durchgeführt wie gewohnt", analysierte Heynckes, der mit Javi Martinez und Dante erneut zwei Stammspieler schonte. SPOX

Keine Lust auf Rückstände

Auffällig war insbesondere die hohe Fehlpassquote im Spielaufbau. Als gegen Ende der ersten Halbzeit der Druck der Bayern deutlich zunahm, wurden viele gute Torchancen teilweise leichtfertig vergeben.

"Wir haben sicher nicht fehlerlos gespielt, aber wir haben es erzwungen", sagte Müller. Weitere Spiele dieser Art stehen aber nicht im Plan. "Wir sind lange nicht mehr in Rückstand geraten. Jetzt wissen wir, wie das ist und jetzt reicht's auch wieder", so Müller.

Schon am Mittwoch im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Arsenal wollen die Bayern das umsetzen. Nach dem 3:1-Hinspielsieg soll ja keine unnötige Spannung aufkommen. Davon haben die Bayern abseits des Platzes schon genug.

Bayern - Düsseldorf: Daten zum Spiel