Big George's Herkules-Aufgabe

Sebastian Hahn
14. Juni 201414:29
Georgios Karagounis ist der letzte Vertreter der goldenen Generation von 2004getty
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Zehn Jahre ist der sensationelle EM-Triumph der Griechen mittlerweile her, von den glorreichen 23 ist nur noch ein Spieler übrig geblieben. Mut machen den Erben von Zagorakis, Nikopolidis und Co. allerdings drei Stürmer mit einem unwiderstehlichen Torriecher und ein Abwehrchef, der den eigenen Sechzehner zur absoluten Sperrzone erklären kann. Vor dem Auftaktspiel gegen Kolumbien (18 Uhr im LIVE-TICKER) stellt SPOX Griechenlands Hoffnungsträger vor.

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Sokratis, 25, Borussia Dortmund, Innenverteidiger

Der Dortmunder Sokratis bildet das Herzstück der Defensive von Nationaltrainer Fernando Santos und gehört zum Inventar der griechischen Nationalmannschaft. Neben Konstantinos Manolas von Olympiakos Piräus hält der 25-Jährige die starke griechische Defensive zusammen, die in der gesamten Qualifikation nur vier Gegentreffer zuließ - drei davon in einem Spiel gegen Bosnien.

Coach Santos setzt darauf, dass Sokratis, Manolas und seine Nebenmänner im defensiv-ausgerichteten 4-3-3 die starken Offensivreihen von Kolumbien und der Elfenbeinküste einschränken, um schnelle Konter zu kreieren. Sokratis, der als einziger Bundesliga-Profi im Kader der Griechen steht, ist der ganz klare Abwehrchef und mitverantwortlich für die Herkules-Aufgabe Achtelfinale.

Durch die Ausfälle von Mats Hummels und Neven Subotic bekam Sokratis auch bei Borussia Dortmund mehr Spielzeit als erwartet, sodass er mit einer guten Form nach Brasilien reisen dürfte. In Brasilien warten allerdings echte Weltstars der Marke Didier Drogba im Sturm. Kann der Dortmunder die gegnerischen Angreifer in Schach halten, winkt vielleicht sogar das Achtelfinale.

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Georgios Karagounis, 37, FC Fulham, Mittelfeld

"Big George" ist eine lebende Legende in Griechenland. Der 37-Jährige ist das letzte Überbleibsel der goldenen Generation, die unter Otto Rehagel den EM-Titel 2004 gewann. Für Karagounis ist die WM in Brasilien das insgesamt fünfte große Turnier, bei seiner einzigen WM 2010 war aber bereits in der Vorrunde schon Endstation.

Diesmal will der Sechser vom von Felix Magath betreuten FC Fulham zumindest ins Achtelfinale - auch wenn es unter Coach Fernando Santos nicht immer zur Startelf reicht. Oft agiert der Portugiese mit drei zentralen Mittelfeldspieler, die den Weg vor dem Tor verstopfen und das Kurzpassspiel unterbinden sollen.

Karagounis wird dabei von Santos gerne als Joker von der Bank eingesetzt, der einen der drei Zentralen zur Halbzeit ersetzt. Der Oldie hat meistens auch nur noch Luft für eine Halbzeit - besonders die Hitze in Brasilien dürfte ihm zu schaffen machen. Zugleich kann Karagounis in engen Partien die Mannschaft zusammenhalten, sei es als Wortführer auf dem Feld oder als zentraler Sechser, der mit seiner Zweikampfstärke das Offensivspiel des Gegners zerstören kann.

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Kostantinos Mitroglou, 26, FC Fulham, Sturm

Zuletzt plagte sich der der Teamkollege von Karagounis mit mehreren Verletzungen herum und konnte die Cottagers nicht mehr zum Klassenerhalt schießen. Bis zur Winterpause war Mitroglou aber in der Form seines Lebens und knipste für Olympiakos Piräus in zwölf Spielen 14 Mal.

Viel wichtiger waren aber die drei Treffer, die der 26-Jährige in den Playoffs gegen Rumänien machte. Im entscheidenden Rückspiel in Piräus erzielte er neben der 1:0-Führung auch das vorentscheidende 3:1. Mitroglou ist mit seinem körperbetonten Einsatz und dem guten Stellungsspiel wie gemacht für die blitzschnellen Konter der Griechen und ist für die eher wackeligen Verteidigungsreihen der Gruppe C eine echte Herausforderung, kommt er doch auch unter Bedrängnis immer wieder gefährlich zum Abschluss.

Die Frage bleibt: Wie fit der Stürmer für die WM? In der Rückrunde reichte es nur ein einziges Mal für 90 Minuten, ansonsten stehen nur zwei Kurzeinsätze zu Buche. Mitroglou ist eminent wichtig für den ansonsten schwachen Angriff der Griechen, fünf der insgesamt zwölf Qualifikationstore gehen auf seine Kappe. Kann er nicht komplett Vollgas geben, dürften griechische Torjubel in Brasilien zur Mangelware werden.

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Georgios Samaras, 29, Celtic Glasgow, Sturm

Die nächste Waffe der griechischen Offensive, die Coach Fernando Santos in der Regel zu dritt auf den Platz schickt. Samaras gibt dabei zumeist den linken Flügelstürmer, der bei einer defensiven Ausrichtung auch in das linke Mittelfeld rückt. Während er in der Verteidigung zumeist den Ex-Löwen Jose Holebas unterstützt, rückt er in der Offensive auch immer wieder ins Zentrum.

Der mit 1,93 Metern groß gewachsene Celtic-Stürmer tummelt sich vor allem bei Standardsituationen gerne im Strafraum, wo seine Kopfballstärke hilft, den ein oder anderen Verteidiger zu binden. Bei schnellen Konter dagegen bietet er sich gerne auf dem linken Flügel an, um dann blitzschnell nach innen zu ziehen und den Abschluss zu suchen. Bei Flanken von rechts rückt er ebenfalls zum Kopfball mit ein.

Samaras Saison bei Celtic verlief ordentlich, immerhin sieben Saisontreffer erzielte er, zumeist von der Bank kommend. In Glasgow spielt Samaras aber auch eine andere Rolle als in der Nationalmannschaft, bei den Schotten gibt der 29-Jährige meist den klassischen Mittelstürmer. In Brasilien wird wichtig sein, wie effektiv Samaras seine Chancen nutzen kann. In seiner Nebenrolle als Team-Jesus dürfte er zumindest für den nötigen Beistand von oben sorgen.

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Dimitrios Salpingidis, 32, PAOK Saloniki, Sturm

Der Dritte im starken Sturmtrio der Griechen. Dimitrios Salpingidis agiert meistens auf der rechten Außenbahn, kann aber auch wie sein Gegenüber Samaras ins rechte Mittelfeld rücken. Im Gegensatz zu Samaras charakterisiert den PAOK-Stürmer aber nicht seine Kopfballstärke, sondern seine Schnelligkeit und ein ordentlicher Abschluss.

So kann Salpingidis trotz seiner mittlerweile 32 Jahre immer noch einige Außenverteidiger im Eins-gegen-Eins schlagen und erzielte in der Qualifikation drei Treffer, darunter das entscheidende 2:1 im Relegations-Rückspiel gegen Rumänien. Genau wie seine beiden anderen Sturmkollegen verfügt Salpingidis über einen hervorragenden Torriecher, der in den sicherlich rar gesäten Offensivaktionen der Griechen wichtig werden könnte.

Bei seinem Heimatverein PAOK Saloniki knipste Salpingidis in dieser Saison zehn Mal, die Form stimmt also. In Brasilien wird es vor allem darauf ankommen, wie Salpingidis die sich ihm bietenden Konterchancen nutzen wird. Nutzt er seinen Torriecher, kann Griechenland durchaus vom Achtelfinale träumen.

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