In Europas Topligen gab's auf und abseits der Plätze wieder jede Menge heiße Storys: Jimmy Bullard feierte mit seinen Mannschaftskollegen sein Tor zum 1:1 gegen ManCity in parodierender Form, John Terry blamiert sich mit Werbe-E-Mails und Jose Mourinho lebt sorgenfrei. Aus Spanien vernimmt man Verwunderung über "Bad Boy" Andres Iniesta.
Serie A
von Oliver Birkner
Mourinho lebt sorgenfrei: Der Fußball besitzt nur ein Kurzzeit-Gedächtnis. Das weiß auch Inter-Coach José Mourinho, der nach dem verdienten 1:0 über die Fiorentina nun sieben Punkte Vorsprung auf Milan, acht Zähler auf Juventus besitzt: "Wegen der Niederlage in Barcelona war ich ein miserabler Trainer, nun bin ich ein guter Trainer, bei der nächsten Niederlage bin ich wieder ein schlechter Trainer. So ist das eben in Italien." Vor einer etwaigen Entlassung macht er sich aber keine Sorgen: "In ein, zwei Wochen hätte ich ruck zuck einen neuen Klub gefunden." Dem Riesentalent Mario Balotelli würde das sicher gefallen, denn zwischen Super-Mario und Mourinho knistert es mal wieder gewaltig. Gegen Florenz saß der Stürmer nur auf der Tribüne, auf die Fragen nach dem Warum ätzte der Special One: "Was sollen diese ganzen Nachfragen? Ist Balotelli etwa Maradona? Ich denke nicht. Auf der Bank saßen mit Vieira und Materazzi zwei Weltmeister - was die akzeptieren, kann ein Balotelli schon lange akzeptieren."
Auf van Bastens Spuren: Rund 350 Minuten hatte sich Klaas Jan Huntelaar seit seinem Wechsel von Real Madrid zum AC Mailand in der Serie A vergeblich um ein Tor bemüht und meist sehr blass ausgesehen. Das änderte sich am Sonntagabend in Catania: Dort kam der Niederländer sechs Minuten vor Schluss und führte Milan mit zwei Treffern in der Nachspielzeit (93./95.) zum 2:0-Erfolg. "Der Lupfer zum 2:0 erinnerte mich an van Basten", jubelte Geschäftsführer Adriano Galliani. Das Tor führte zwar das Etikett "äußerst sehenswert", doch um dem Vergleich standzuhalten, benötigt es in Zukunft schon ein bisschen mehr. Davon abgesehen ist der AC fraglos on fire: Am siebten Spieltag noch zehnter mit neun Punkten, befinden sich die Rossoneri nach Runde 14 mit 28 Zählern auf Rang zwei.
Hungerhaken De Rossi: Romas Daniele De Rossi meldete sich für die Partie in Bergamo eigentlich fit, doch Trainer Claudio Ranieri legte sein Veto ein. Nach der Behandlung einer Nierenkolik im Krankenhaus vor einigen Wochen hatte De Rossi nämlich stolze sieben Kilo abgenommen. "Der muss erst einmal wieder was auf die Rippen bekommen", sagte Ranieri. Bei der traditionell deftigen römischen Küche dürfte De Rossi demnach sehr bald wieder auflaufen.
Premier League
von Raphael Honigstein
Vier Kurven sind auch ein Kreis: Liverpool sah im Merseyside-Derby gegen Everton wie ein Europa-League-Team aus, gewann aber mit viel Glück und einem sensationellen Pepe Reina im Tor 2:0. "Derbys sind immer schwierige und wichtige Spiele, und ein Sieg kann uns Auftrieb für den Rest der Saison geben", sagte Rafael Benitez zufrieden: "Das könnte die Wende sein". Die Wende? So mancher Fan der Reds fühlt sich so langsam an das Spätwerk von Gerrard Houllier erinnert, der einst Woche für Woche erklärte, dass sein Team soeben die Kurve gekratzt hätte ("we turned a corner"). Vor der Demission des Franzosen vor fünf Jahren kurvte Liverpool so nur noch permanent im Kreis herum, während mal wieder die anderen Meister wurden. Nun ja. Nach dem Erfolg gegen die Toffees darf Rafa vorerst weiter machen, die Gerüchte um Jürgen Klinsmann sind (derzeit) nicht ernst zu nehmen. Wie schrieb ein Fan von Manchester United so schön in einem Fan-Forum am Sonntagabend? "Gott sei Dank! Ich dachte schon, Benitez wird bald gefeuert."
Torjubel ist Hughes' Glück: Die Scheichs aus Abu Dhabi haben momentan bekantlich alle Hände voll zu tun, die hochverschuldeten Nachbarn aus Dubai vor dem finanziellen Kollaps zu retten. Ob da noch die eine oder andere Million als Abfindung für Mark Hughes übrig bleibt? Der Trainer von Man City hat das Kunststück geschafft, mit der teuersten Mannschaft der Liga sieben Mal in Folge unentschieden zu spielen - auch gegen Hull City kam man am Samstag nicht über ein müdes 1:1 hinaus. Hughes hatte dabei noch ein wenig Glück, dass Jimmy Bullard den Ausgleich für die Gäste erzielte. Der Mitteldfeldspieler mit der blonden Mähne hatte vor dem Match ein besonderes Jubelritual mit den Kollegen abgemacht: Sie stellten nach dem Tor die legendäre Halbzeitansprache von Phil Brown vor einem Jahr nach, als der zur Selbstdarstellung neigende Trainer die Spieler auf dem Rasen im City-of-Manchester-Stadion in aller Öffentlichkeit rund gemacht hatte. Bullards Sinn für Humor begeisterte die Medien - und lenkte auch ein bisschen von Citys desaströser Form ab.
Zehennägelkräuseln dank Terry: John Terry durfte nach Chelseas überzeugendem 3:0-Sieg im Emirates-Stadion Didier Drogba die Man-of-the-Match-Champagnerflasche überreichen. Ein paar Tage zuvor war dem Skipper der Blauen noch weniger zum Feiern zumute gewesen. Eine von ihm beauftragte Marketingagentur hatte eine extrem peinliche Massen-E-Mail an Verbände und Firmen geschickt, die natürlich gleich in den Zeitungen gelandet war. "If you're looking for a fresh approach for your brand... then let John Terry put your message across. John Terry is available to create brand awareness and endorse products and services globally", hieß es dort. Außerdem wurde erwähnt, dass Terry "Vater des Jahres 2008" und "eine der einflussreichsten Personen auf der Welt" sei. "Eine E-Mail, bei der sich einem die Zehennägel kräuseln", schrieb der "Independent", der wohl so schnell nicht mit JT werben wird.
Primera Division
von Paula Villamarin Temperan
Farbe im Gesicht: Fiese Irrlichter trieben am Sonntag im Camp Nou ihr Unwesen und irritierten Cristiano Ronaldo und Pepe, schrieb die "Marca" am Montag. Die Irrlichter waren allerdings irdischen Ursprungs - unverbesserliche Zuschauer hatten grüne Laser-Pointer auf die Real-Stars gerichtet. Einmal wurde Ronaldo bei der Ausführung eines Freistoßes gestört (12.), einmal bekam Pepe den Lichtstrahl nach einem Foulspiel gegen Thierry Henry (48.) ins Gesicht. Den Ausgang des Spiels beeinflusste das freilich nicht, trotzdem haben Laserpointer im Stadion nichts zu suchen. Das haben auch die Fußball-Verbände erkannt - der SSC Neapel wurde wegen desselben Vergehens seiner Fans im letzten Jahr zu einer 15.000-Euro-Geldstrafe verdonnert. Mal sehen, was auf Barca zukommt...
Bad boy Iniesta: Andres Iniesta ist in Spanien als Englein bekannt, oder so ähnlich, jedenfalls kommt dem jungen Mann mit der Unschuldsmiene normalerweise kein böses Wort über die Lippen. So staunte das spanische Fußball-Publikum nicht schlecht, als er im Spiel gegen Real nach einem Foul von Cristiano Ronaldo aufgefordert wurde, aufzustehen und dem Portugiesen ein klar erkennbares: "Tu calla!" - halt die Fresse! - entgegen warf. Iniesta hinterher: "Er hat gesagt, dass ich mich nicht hinschmeißen soll und ich habe ihm gesagt, dass er den Mund halten soll, weil er mir nicht sagen soll, was ich zu tun habe." Ganz schön forsch - von einem Engel...
Das Positive zuerst: Glückwunsch, Deportivo Xerez! Das Liga-Schlusslicht brachte im Auswärtsspiel beim FC Getafe das erste Tor auf des Gegners Platz in dieser Saison zustande und ging durch den Treffer von Aythami sogar in Führung (33.). Dumm nur, dass man sich anschließend binnen 17 Minuten fünf Buden und einen Platzverweis einhandelte. Mit 4:21 Toren und nur 7 Punkten bleibt Xerez auch weiter die Erstliga-Tauglichkeit schuldig. Unglaublich, dass Trainer Jose Ziganda nach dem Spiel in Getafe ernsthaft meinte: "So schlecht waren wir eigentlich gar nicht."