Höllische Nachbarn mit Lionel M.

Oliver BirknerFrank Oschwald
13. Februar 201721:48
Lionel Messigetty
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Real Madrid spielt nicht nur fußballerisch Champions League. Auch abseits des Platzes kommen die königlichen Kicker auf die besten Ideen. Während ein Spieler in Italien mit dem Trainer kuscheln darf, leidet ganz England mit Johnny Heitinga und einem verschütteten Bier.

Serie A

Von Oliver Birkner

Oma des Spieltags: Flüge nach Madrid? In ganz Italien ausgebucht. Manche wählten den fliegenden Umweg mit Zwischenstopp in Istanbul, Brüssel oder Zürich. Maria ist 83 und vertraut keinem Flugzeug. Die Oma schenkte Kindern, Enkeln und Schwager die goldenen Tickets zu Weihnachten und heute trifft sich die Familienbande am Hafen. Napoli, Civitavecchia, Barcelona per Schiff, dann im Zug Richtung Spaniens Hauptstadt. Neapel ist vor dem Achtelfinal-Hinspiel bei Real außer Rand und Band. Weit über 10 000 neapolitanische Tifosi werden in Spanien erwartet und in der Stadt verabschiedet man sich seit Tagen nicht mit Ciao, sondern mit "Sehen uns in Madrid!" Auf der Tribüne neben dem Presidente Aurelio De Laurentiis wird Gott höchstpersönlich sitzen: Diego Maradona. Mit dem Argentinier bestritt der Klub 1987 seine allererste Landesmeister-Partie der Klubgeschichte - gegen Real Madrid. Man scheiterte gleich in Runde eins (0:2, 1:1).

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"Nach 30 Jahren haben wir also etwas gutzumachen", so der Präsident. Seither spielte man keine offizielle Partie mehr im Bernabeu. Damals leitete Nando "Rambo" De Napoli per Eigentor die Niederlage bei den Königlichen ein. Rambo ist freilich auch dabei. Er steigt nahe Bologna in einen Kleinbus, den sieben Desperados für die 4000 Kilometer Anfahrt zu Madrid 2.0 gemietet haben. Coach Maurizio Sarri erzählte währenddessen: "Es wäre überheblich zu denken, wir stünden auf demselben Niveau. Deshalb müssen wir in Madrid mit etwas Ehrfurcht und ein wenig Unverschämtheit auftreten." Ehrfurcht? Da ist Maradona sicher anderer Meinung. Doch der besitzt ja leider nur noch auf der Tribüne Gewicht.

Ninja des Spieltags: Dem immensen Big-Brother-Container des Fußballs entgeht nichts. Das wissen mittlerweile alle - bis auf Radja Nainggolan, genannt "Ninja". Kürzlich verwickelten zwei Romanisti ihren Krieger zu fortgeschrittener Stunde in eine profunde Calcio-Analyse. Dazu steckte sich Ninja erst einmal eine Kippe an und philosophierte aus seinem Auto: "Ich hasse Juventus. Die gewinnen jede Partie per geschenktem Elfmeter oder Freistoß. Ich hasse sie abgrundtief." Alles wurde freilich per Handy gefilmt und verbreitete sich binnen Minuten viral im Netz. Ihm war kurz entfallen, dass er 2012 vor einem Wechsel nach Turin stand, und damals sagte: "Juve ist die Top-Adresse." (Fußnote: Im Elfer-Klassement der letzten fünf Jahren liegt die Roma auf Platz zwei, Juventus auf fünf).

Sei's drum. Wenn wie in der vergangenen Woche Vorstandsmitglieder aus Turin und Mailand auf Theken-Niveau gegeneinander poltern, in Pescara zwei Autos des Schlusslicht-Präsidenten in Brand gesteckt werden, der Wagen von Veronas Patron und Sportchef vor dem Kick in Avellino zertrümmert wird, dann scheint eh irgendwie Manches neben der Spur zu laufen. Begabt ist Nainggolan zumindest sportlich, und er machte beim 2:0 in Crotone ein überragendes Spiel. "Alle bekommen heute frei", sagte Coach Luciano Spalletti. "Bis auf Radja. Der schläft heute Nacht bei mir im Ehebett und wir schauen gemeinsam Fernsehen." Womöglich sahen sie den späten Auftritt des Feindbildes. Juve siegte 2:0 - ohne Elfmeter.

Altro? Es gab auch nette nostalgische Momente. In San Siro bedankten sich die Interisti per Spruchband bei der historischen Rai-Radiostimme Riccardo Cucchi, der nach 38 Jahren Live-Übertragungen seine letzte Partie kommentierte. Das Plakat zitierte Cucchis famose Worte von 2010 aus Madrid: "Es läuft der Gegenangriff über Milito... Milito lässt den Verteidiger mit einer Körpertäuschung stehen...Tooooooor!" Nicht nur Bayern-Anhänger werden sich erinnern.

Premier League

Von Frank Oschwald

Vorhölle des Spieltags: Es schmerzt, aber wir müssen es gleich zu Beginn sagen: Johnny Heitinga hat ein Scheiß-Leben! Jahrelang hat er für zahlreiche Klubs in Europa die Knochen hingehalten - und jetzt das. In einem Interview mit 1limburg schüttete der Niederländer das Herz über sein neues Leben als Fußball-Rentner aus und enthüllte dramatische Details. Eigentlich könnte man ja meinen, dass er mit seinem Hertha-Wechsel bereits auf Grund gelaufen ist. Weit gefehlt! "Als ich noch Fußball spielte, hatten wir viel mehr Geld. In der Vergangenheit charterten wir manchmal einen Privat-Jet, aber jetzt machen wir das nicht mehr. Im Urlaub mieten wir uns noch immer eine ausgefallene Villa, aber die gibt es ja in unterschiedlichen Kategorien", schockte Heitinga die Weltöffentlichkeit. Kein Privat-Jet mehr! Nicht mehr die allerallergeilsten Villen! Also, aber, ähm ... wir sind sprachlos. "Wir versuchen, uns daran zu gewöhnen. Manchmal ist es schwierig. Wir können nicht einfach nach Paris, Mailand oder New York zum Shoppen fliegen", so der 33-Jährige weiter. Scheiße, es ist so hart.

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Bier des Spieltags: Wo wir schon bei dramatischen Szenen sind ... Am Wochenende stieg der Abstiegskracher in der Northern Premier League zwischen Corby Town und Mickleover Sports. Ben Milnes wuchtete die Kugel für das stark abstiegsbedrohte Corby in 69. Minute über die Linie und erzielte das 1:0. Der Torschütze stürmte auf die Kurve zu, 408 Fans (offizielle Zuschauerzahl!) drehten völlig am Rad. Klar, dass das auch das ein oder andere Bier verschüttet wurde. Auch Verteidiger Jason Lee schloss sich der Jubeltraube seines Teams an. Als er jedoch ein verschüttetes Bier an der Bande sah, schmerzte sein pechschwarzes Trinkerherz. Er eiste sich los und schnappte sich den Plasktikbecher. Statt es jedoch direkt wieder aufzustellen, gönnte er sich vorher noch einen ordentlichen Schluck. Pech für den neuen viralen Superstar: ein Fotograf machte davon ein Foto.

Das wirklich Üble stellte sich jedoch erst nach dem Spiel heraus. Liebe Bier-Trinker, ihr müsst jetzt stark sein! Denn jeder kennt dieses verheerende Gefühl. "Ich dachte, es wäre Lager, deshalb nahm ich einen großen Schluck. Dann musste ich allerdings feststellen, dass es Cider ist. Aber ich dachte: 'Du kannst jetzt hier nicht stoppen' und machte weiter", erklärte Lee im BBC-Interview. Ein Tipp an alle Nachahmer: "Es schmeckte erfrischend. Aber zehn bis fünfzehn Minuten vor dem Ende habe ich starkes Sodbrennen bekommen. Profis würde ich es nicht empfehlen", so Lee.

Anything else: Wir haben es hier ja schon oft thematisiert, müssen es jetzt aber wieder feststellen: Peter Crouch ist einer, wenn nicht sogar der (!) lässigste Typ, der auf Twitter so rumeiert. Unter der Woche tauchte im Internet ein Bilchen von Basketball-Bulldozer Shaquille O'Neal auf, der an der Seite eines Plastikaufstellers des größten Mannes aller Zeiten posierte. Robert Wadlow hieß der gute Mann, war 2,72 Meter groß und hatte offenbar eine Schuhgröße von 72. Die verquere Körperhaltung, die Frisur und die typisch britische Brille weckten in Crouch jedoch Erinnerungen. "Wir hatten einen netten Abend. Bis bald, Shaq", twitterte der britigste aller Briten.

Primera Division

Von Frank Oschwald

Höllische Nachbarn des Spieltags: Was haben wir von RTL nicht alles über die Schlichtung von Streitereien gelernt. Damals, am Rande der Milleniumwende, tobte an sämtlichen Gartenzäunen dieses Landes Krieg. Doch ein tollkühner Barbar namens Thomas Lang hechtete sich in seiner Sendung "Höllische Nachbarn" stets zwischen die zwei Zankäpfel und löste in Windeseile den gordischen Knoten. Obwohl die Sendung im Jahre 2000 abgesetzt wurde, plädieren wir nun auf eine Fortsetzung der legendären Serie.

Drehort: Barcelona. Ein gewisser Lionel M. (29, Beruf: Fußball-Profi) zankte sich seit geraumer Zeit mit seinem Nachbarn. Dieser fiel immer wieder durch lautstarke Musik und unflätiges Verhalten auf. Das erklärte ein Freund von Lionel M., Ivan R. - ebenfalls Fußball-Profi. "Die Nachbarn waren stets etwas laut", so Ivan. Der entnervte Lionel M. wollte daraufhin eine Schallschutzwand zwischen die beiden Häusern bauen. Die Baubehörde senkte jedoch den Daumen und untersagte das Vorgehen. Deshalb wählte der entnervte Argentinier einen, nun ja, alternativen Weg. Er blätterte eine Millionen Euro auf den Tisch und kaufte das Haus schlichtweg. Immer diese nervigen Alltagsprobleme.

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Batman des Spieltags: Einen ähnlich ausgefuchsten Auftritt legte unter der Woche auch Alvaro Morata aufs Parkett. Der Stürmer wollte eigentlich nur mit seiner Verlobten Alice Campello einen gemütlichen Abend in einem Restaurant verbringen. Doch wie zur Hölle soll man als königlicher Halbgott in den Straßen von Madrid nur in Ruhe essen, ohne vom Blitzlicht-Gewitter der umliegenden Paparazzi ständig geblendet zu werden? Baseball-Cap tief ins Gesicht? Sonnbrille? Perücke?

Pah! Also bitte, ihr gottverdammten Anfänger! Damit könnt ihr einen Alvaro Morata nicht hinter dem Ofen hervorlocken. So würde er sich verkleiden, wenn er im Stadion am Dallenberg in Würzburg Tore schießen würde. Aber er steht bei Real unter Vertrag. Also muss die Verkleidung dementsprechend königlich sein. Worte können die Genialität dieses Auftritts allerdings kaum beschreiben. Deshalb lassen wir Bilder sprechen. Nur so viel: Batman-Regisseur Matt Reeves hat sich bereits die Nummer von Morata geben lassen. Einziger Haken an der Sache: Die Paparazzi entlarvten den Spanier trotzdem. Verdammte Verlobte!

Algo mas? Rund 14 Millionen Euro legte Real Madrid für Royston Drenthe im Jahre 2007 auf den Tisch. Ohne uns weit aus dem Fenster legen zu müssen, können wir festhalten, dass der Niederländer nie gaaaaanz so richtig seinen Durchbruch bei den Königlichen schaffte. Auch die weiteren Karrierestationen (Spartak Vladikavkaz, Baniyas SC und Erciyesspor) sprechen für diese These. Doch der Neffe von Edgar Davids hat nun mal andere Qualitäten. Denn der Niederländer droppt jetzt als Roya2Faces die fetten Punchlines. Sein neuer Shit "Paranoia" ist out now! Die englischen Medien feiern das Lied bereits. "Es hört sich an, als ob ein Grippepatient dreieinhalb Minuten höflich versucht, den Schleim im Hals zu husten." Dem ist nichts hinzuzufügen.