Zufriedenheit und Traurigkeit

Florian Schimak
05. November 201415:27
Dortmund feierte den fünften Sieg hintereinander in der Champions Leaguegetty
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Borussia Dortmund steht nach dem 4:1 gegen Galatasaray im Achtelfinale der Champions League und hat damit einen neuen Rekord aufgestellt. Zufriedenheit beim BVB ist angebracht, doch die Türken waren erneut kein Maßstab - und gaben auch abseits des Spielfelds ein trauriges Bild ab.

Es war eine viel diskutierte Frage, ob BVB-Coach Jürgen Klopp gegen Galatasaray auf Rotation setzen würde oder nicht. Er tat dies nicht, sondern schickte bis auf eine Änderung (Subotic für den verletzten Hummels) dieselbe Elf aufs Feld, die am Wochenende dem FC Bayern 45 Minuten ordentlich zusetzte.

Der Gedanke: Der Trainer wollte sein Personal nach der starken ersten Hälfte in München weitermachen, auf den guten Dingen aufbauen lassen - um Selbstvertrauen zu bekommen. Das machte durchaus Sinn, zumal man bis zum extrem wichtigen Ligaspiel am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach vier ganze Tage Zeit zur Regeneration hat und daher nicht gezwungen war, auf Rotation zu setzen.

Die Spieler bewahrten an diesem Abend größtenteils die Ruhe und zeigten eine geschlossen disziplinierte Leistung. Das reicht im Dortmund dieser Tage bereits für Zufriedenheit. Galatasaray war allerdings erneut kein wirklicher Gradmesser.

Dortmund gerät ins Schlingern

Dennoch gab es wie in den letzten Heimspielen auch eine Phase, die belegte, wie wacklig der BVB noch ist, wenn Unvorhergesehenes passiert. Kurz nach dem Anschlusstreffer von Hakan Balta (70.), der sich wahrlich nicht ankündigte, geriet Dortmund für wenige Minuten ins Schlingern. Die biederen Türken erspielten sich in schneller Abfolge drei Eckbälle, die Borussia wirkte im Anschluss wieder fahrig und leicht nervös.

Doch - das war bislang häufiger der Unterschied in der Königsklasse - Dortmund schloss einfach die nächste Torchance erfolgreich ab, die vorherige Spielentwicklung war wieder hergestellt. Positiv: Die Entscheidung durch den zuvor eingewechselten Ciro Immobile erzielte man nach typischer BVB-Art: Früher Ballgewinn, überfallartiges Umschalten, umgehender Torabschluss.

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"Wir nehmen aus diesem Spiel sehr viel Selbstvertrauen mit. Wir dürfen nicht so viel reden, sondern müssen es einfach auf dem Platz zeigen - so wie wir es heute gemacht haben", resümierte Nationalspieler Marco Reus dann auch zufrieden.

BVB stellt Rekord auf

Nach vier Siegen in vier Partien steht für die Borussia nicht nur der vorzeitige Einzug ins Achtelfinale, sondern auch ein Rekord: Erstmals in der CL-Historie hat eine Mannschaft nach dem 4. Spieltag vier Siege und eine Tordifferenz von +12 auf dem Konto.

Allerdings sollte man nicht ausblenden, dass Galatasaray in beiden Spielen kaum einmal nachweisbare Qualität an den Tag legte. Lief Gala in der heimischen Türk Telekom Arena den Borussen noch ins offene Messer, zogen sich die Löwen in Dortmund zurück und agierten aus einer massierten Defensive heraus. Das stellte den BVB in der ersten Hälfte zunächst vor Probleme.

Bereits in der Bundesliga zeigte Dortmund, dass man mit dieser Art Gegner nicht immer viel anfangen kann. Doch Gala war auch viel zu einfältig, das Angriffsspiel ein Graus. Am Ende fraßen die Türken wieder vier Treffer. Bei aller Zufriedenheit im Dortmunder Lager: So leicht wird es den Westfalen in der Bundesliga nur selten gemacht.

"Das war pure Provokation"

Das enttäuschende Bild, das der türkische Meister abgab, rundeten zudem die Unverbesserlichen auf der Tribüne ab. Über 90 Minuten hallten fast im Minutentakt laute Schläge durch den Signal Iduna Park. Als kurz vor dem Spielende dann auch noch ein Bengalo in die Dortmunder Zuschauermassen flog, stand das Spiel kurz vor dem Abbruch.

Von einem "schlimmen Bild" sprach Klopp: "Ich kann leider nicht sagen, dass uns so etwas noch nie passiert ist - wir waren auch schon mal verantwortlich für ein paar nicht so schöne Szenen. Aber das heute wirft einen Schatten auf ein fantastisches Spiel von uns. Das war pure Provokation."

Nach Abpfiff verhinderten Polizei und Ordnungsdienst ein Überlaufen Dortmunder Anhänger in Richtung Gala-Fanblock, mehrere Straftäter wurden bereits dingfest gemacht. Die Polizei hatte schon am Nachmittag des Spiels alle Hände voll zu tun, die mit massenweise Pyrotechnik ausgestatteten Galatasaray-Fans zu kontrollieren. Nun wird wegen versuchten Totschlags ermittelt.

Es steht zu befürchten, dass Gala eine empfindliche Strafe kassieren wird. Eine Partie ohne Zuschauer dürfte mindestens dabei herauskommen. Das hilft natürlich niemanden. Vielleicht trägt es bei der Minderheit, die die Chaoten ausmachen, aber zu einer Art Selbstreinigung bei. Vielleicht.

Borussia Dortmund - Galatasaray: Die Statistik zum Spiel