Borussia Dortmunds Träume von der ersten Meisterschaft seit sieben Jahren sind nach der 2:4-Niederlage im Revierderby gegen Schalke 04 vermutlich ausgeträumt. Das hat sich die Mannschaft von Lucien Favre in erster Linie selbst zuzuschreiben. So sehr sie vor Talent strotzt, so sehr mangelt es ihr noch an Reife und Verantwortungsbewusstsein. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Kerry Hau.
Lucien Favre war außer sich. Verständlicherweise. Wer würde sich nicht über einen solchen Elfmeter aufregen? Einen Elfmeter, der durch einen Schuss aus einem halben Meter an die Hand eines Spielers zustande kommt. Einen Elfmeter, den Schiedsrichter Felix Zwayer ohne seinen Videoassistenten niemals gegeben hätte. Der Dortmunder Trainer hatte allen Grund, sich nach der bittersten Derby-Niederlage der jüngeren Vergangenheit über jene Szene aus der 17. Minute aufzuregen.
Jene Szene aber als spielentscheidend auszumachen, die Regelauslegung von Zwayer als "Skandal" und als "Schande" zu verfluchen, das zeigt, wie viel dem BVB an diesem Samstagnachmittag gefehlt hat, um vor heimischer Kulisse gegen alles andere als Furcht einflößende Schalker zu bestehen. Und wie viel ihm noch fehlt, um die Dominanz des FC Bayern in der deutschen Meisterschaft zu brechen. Vor allem nämlich: Reife und Verantwortungsbewusstsein.
Erst Reus, dann Wolf: BVB schlägt sich selbst
Favres Mannschaft spielte den Ball wie so oft schön von rechts nach links, dribbelte sich in Person von Jadon Sancho oft ins letzte Drittel, ließ gegen ein tapfer kämpfendes Schalker Team aber den unbedingten Willen vermissen, jene Szene aus der 17. Minute zu korrigieren. Ein Zeichen wollte nach einer guten Stunde nur der bis dahin blutleere Kapitän setzen, Marco Reus. Allerdings mit falscher Motivation. Sein Einsteigen gegen Suat Serdar war dermaßen schlecht getimt und eines Spielführers unwürdig, dass sich dem Unparteiischen keine andere Möglichkeit bot, als ihn des Feldes zu verweisen.
Von einem Meisterschaftsanwärter erwartet man in solchen Situationen, dass er sich aufrafft und neue Kräfte freisetzt. Nur glaubte Marius Wolf fünf Minuten später, in des Gegners Hälfte wohlgemerkt, eine schlechte Kopie von Reus' Grätsche an Serdar wäre die richtige Reaktion. Wolfs Foul, völlig zurecht mit glatt Rot geahndet, reihte sich ein in die Zeugnisse mangelnder Reife.
Dortmund ist noch nicht weit genug für den Titel
Es rief Erinnerungen wach an den törichten Patzer von Dan-Axel Zagadou, der die 0:5-Klatsche gegen den FC Bayern einläutete, an den verspielten 3:0-Vorsprung gegen Hoffenheim, an die vielen fahrlässig vergebenen Chancen in Nürnberg, Augsburg oder Frankfurt. Alles Rückschläge, die sich die Hausherren in erster Linie selbst zuzuschreiben haben. Nicht den - bis auf die Bayern - spielerisch meist limitierten Gegnern. Und schon gar nicht den Schiedsrichtern.
Angesichts des abgezockten Spitzenreiters aus München und des Restprogramms mit zwei unangenehmen Auswärtsspielen in Bremen und in Mönchengladbach, wo noch um das internationale Geschäft gekämpft wird, besteht drei Spieltage vor dem Saisonende wenig Hoffnung auf ein Dortmunder Comeback im Titelkampf. Favres Mannschaft ist bei all dem Potenzial, das in der Hinrunde zum Vorschein kam, nicht weit genug für den großen Wurf. Noch nicht.
Das Restprogramm des BVB in der Bundesliga
Datum | Anstoß | Heim | Auswärts |
Sa., 04.05.19 | 18.30 Uhr | Werder Bremen | BVB |
Sa., 11.05.19 | 15.30 Uhr | BVB | Fortuna Düsseldorf |
Sa., 18.05.19 | 15.30 Uhr | Borussia Mönchengladbach | BVB |