Die Nichtberücksichtigung von Matthias Ginter bei Borussia Mönchengladbach hat auch nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen für Wirbel gesorgt. Gladbach-Trainer Adi Hütter lieferte sich mit Lothar Matthäus einen verbalen Schlagabtausch.
"Mir ist klar, dass jetzt wieder dieses Fass aufgemacht wird. Nochmals: Bei uns gewinnt nicht ein einzelner ein Spiel, es verliert auch nie ein einzelner ein Spiel", sagte Hütter nach der 1:2-Pleite bei Sky.
Der erst unter der Woche verpflichtete Marvin Friedrich erhielt den Vorzug vor Ginter, dessen Vertrag nach gescheiterten Gesprächen zum Saisonende ausläuft. "Die Entscheidung ist so gefallen, dass heute Marvin Friedrich gespielt hat. Klar war er beim Elfmeter ein bisschen unglücklich, nichtsdestotrotz hat er ein ordentliches Debüt gegeben für Gladbach. Es ist ein Spieler für die Zukunft", sagte Hütter. "Das Fass ist für euch aufgemacht und jetzt schauen wir mal."
TV-Experte Matthäus konnte die Degradierung Ginters, der 90 Minuten auf der Bank saß, nicht nachvollziehen. "Ginter hat sich sportlich nichts zu Schulden kommen lassen, hat ein Riesenspiel bei Bayern gemacht und heute wird Jordan Beyer vor ihm eingewechselt und Jantschke macht sein drittes Spiel in dieser Saison", meinte der Rekordnationalspieler.
In einem solch wichtigen Spiel müsse man seiner Meinung nach die besten Spieler spielen lassen. "Außer man hat vielleicht die Ansage bekommen, die Spieler verlassen uns am Ende der Saison, also bauen wir schon für die Zukunft auf. Aber die Gegenwart ist mir als Fan von Borussia Mönchengladbach auch wichtig, deswegen verstehe nicht nur ich das nicht, dass Ginter nicht von Anfang gespielt hat, sondern eben auch viele Fans nicht", sagte Matthäus.
Matthäus über Ginter: "Will man ihn auf der Bank verhungern lassen?"
Man müsse sich daher schon die Frage stellen: "Was ist das Ziel mit Ginter in den nächsten Wochen und Monaten? Will man ihn auf der Bank verhungern lassen? Kann ihn Mönchengladbach noch gebrauchen?", ergänzte Matthäus. "Ich hoffe ja, weil er für mich ein interessanter Spieler ist und er immer zuverlässig war."
Hütter entgegnete: "Diese Stellungnahme nehme ich gerne auf, nichtsdestotrotz haben wir auch in vier Spielen, in denen er gespielt hat, 17 Tore bekommen. Das darf man nicht vergessen. Ihr macht es euch meiner Meinung nach viel zu einfach."
Es sei "immer noch meine Entscheidung", ergänzte der Gladbacher Trainer. "Nichtsdestotrotz müssen wir auch mit und ohne Matthias Ginter aus dieser Situation herauskommen."
Ginter-Abgang schon im Winter?
"Ich bin auch der Meinung, der Trainer muss das entscheiden, aber ich habe jetzt nicht den Grund gesehen", räumte Matthäus ein und verwies auf Ginters "super Spiel" beim 2:1-Sieg der Gladbacher beim FC Bayern zum Rückrundenstart. Natürlich kann man in die Zukunft denken und Friedrich ist auch ein guter Innenverteidiger, aber dass man Jantschke und Beyer noch vor ihn setzt, hat mich ein bisschen gewundert. Aber das ist meine Meinung." Hütters Schlusswort: "Ist in Ordnung."
Später, nachdem Hütter die Gesprächsrunde bereits verlassen hatte, äußerte Matthäus Zweifel, dass Ginters Bankplatz allein Hütters Entscheidung gewesen sei. "Ich glaube, dass es eine Gesamtentscheidung vom Klub war, weil bei der Personalie Ginter zuletzt eine gewisse Unruhe herrschte."
Sportdirektor Max Eberl hatte unter der Woche einen vorzeitigen Abgang Ginters nicht ausgeschlossen - auch im Fall von Denis Zakaria, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer endet. "Kommt etwas, womit wir uns finanziell beschäftigen müssen, kann ich nicht ausschließen, dass beide - oder einer - den Verein im Winter verlassen", sagte Eberl am Donnerstag. Ginter wurde zuletzt mit einem Wechsel zu Inter Mailand in Verbindung gebracht, bei Zakaria gab es Gerüchte um ein mögliches Interesse seitens Manchester United.