Danijel Pranjic überholt, David Alaba und Mehmet Ekici in den Schatten gestellt: Bei den Bayern drängt Youngster Diego Contento in die erste Elf. Auf Schalke wäre die Schweinsteiger-Rolle perfekt für Rakitic. Und: Freiburg hat die schlechteste Flügelzange der Bundesliga.
FC Schalke 04: Als Schalke im Sommer 2007 Rakitic unter Vertrag nahm, war sich der Verein sicher, mit ihm als neuen Spielmacher-Star eine Ära einzuläuten.
Fast drei Jahre, 70 Bundesliga-Spiele und vier verschiedene Cheftrainer später ist jedoch klar: Rakitic mag die fußballerischen Anlagen mitbringen, um die Zehner-Rolle auszufüllen - ein Spielmacher ist er aber dennoch nicht. Ihm fehlt die nötige Spritzigkeit und der Zug zum Tor. Und doch wird Rakitic auf Schalke weiter im offensiven Mittelfeld, entweder zentral oder halblinks, eingesetzt. Das Resultat: Nur selten zufriedenstellende Leistungen. Ein kapitales Missverständnis.
Dabei hat Bayerns Bastian Schweinsteiger vorgemacht, auf welcher Position ein nicht so schneller, dafür aber spielstarker Mittelfeldspieler am besten aufgehoben ist: Als offensiverer Part einer Doppel-Sechs. Aus der Tiefe könnte Rakitic dank seiner präzisen Pässe ähnlich wie Schweinsteiger dieses Jahr beim FCB den Quarterback mimen, zumal sich der Kroate in den letzten Monaten im Defensivverhalten wesentlich verbessert hat. Vereinzelt probierte Magath Rakitic als Secher bereits aus.
Ein denkbares Szenario für die Zukunft, wenn Baumjohann topfit ist: Im 4-3-3 spielt Baumjohann auf der Zehn, dahinter agieren Rakitic und je nach taktischer Überlegung die zweikampfstarken Kluge (Stärke: taktisches Verständnis), Matip (Kopfball) oder Moritz (Kondition).
FC Bayern München: Sein Name klingt nach großem Fußball - und doch schien Diego Armando Contento in Nürnberg fehl am Platz. Denn der nach Maradona benannte Linksverteidiger stand in der Startelf, obwohl er nicht zu den gehypten Supertalenten der Bayern wie Alaba oder Ekici gehört.
Offenbar gefällt Trainer van Gaal die Aggressivität und Schnelligkeit des 19-Jährigen, weswegen Contento in der internen Hierarchie sogar Danijel Pranjic überholt hat. Wenn in der Innenverteidigung van Buyten oder Demichelis ausfallen, rückt der etatmäßige Linksverteidiger Badstuber in die Zentrale - und Contento übernimmt dessen Position.
Werder Bremen: Noch immer gehört Bremen zu den unbeständigsten Mannschaften der Bundesliga, aber zuletzt ist immerhin eine gewisse Stabilität eingekehrt. Von den letzten fünf Pflichtspielen ging nur eins verloren - was die Frage aufwirft: Wie hat Trainer Schaaf das geschafft? Recht simpel: Indem er endlich auf Niemeyer setzt. Lange außen vor, ist der 26-Jährige mittlerweile als zweiter Sechser neben Frings gesetzt. Seit der nüchtern und taktisch diszipliniert spielende Niemeyer in der Startelf steht, hat Bremen zumindest phasenweise die Balance zwischen Offensive und Defensive wiedergefunden. Eine Balance, die seit dem Bargfrede-Ausfall so lange vermisst wurde.
VfL Wolfsburg: Ist das die von Karim Ziani kritisierte bevorzugte Behandlung der letztjährigen Meisterspieler? Oder hat sich Pekarik im Training wieder aufgedrängt? Wie auch immer: Der Slowake, unter Magath als Rechtsverteidiger gesetzt und unter Veh nur Dauer-Reservist, hat sich wieder in die Stammelf gespielt. In Villarreal wie auch gegen Schalke war er in der ersten Elf und wusste zu gefallen. Positiver Nebeneffekt: Dank Pekarik kann Riether nach vorne auf seine Lieblingsposition ins halbrechte Mittelfeld rücken. Die Position, die übrigens Ziani gerne bekleiden würde...
Hertha BSC Berlin: Einst war Ebert einer der talentiertesten und aufregendsten Flügelspieler des Landes. Und heute? Heute ist Ebert trotz seiner 22 Jahre nach nächtlichen Eskapaden und schwachen Leistungen bereits ein Auslaufmodell in Berlin. Trainer Funkel legt keinen Wert auf ihn, weswegen Ebert auf der Bank sitzt, egal in welcher Fomation Hertha aufläuft. Für das 4-4-2 mit Raute kommt er wegen taktischen Defiziten sowieso nicht in Frage, aber sogar im flachen 4-4-2 bleibt er Reservist, obwohl die Position rechts außen eigentlich wie gemacht ist für den schnellen und dribbelstarken Ebert. Aber Funkel steht eben nicht auf ihn. Zwar bekam er in der Europa League bei Benfica wieder einmal eine Startelfchance. Die Partie ging jedoch 0:4 verloren...
Borussia Dortmund: Gibt es eine Steigerungsform von Luxusproblem? Vielleicht hat BVB-Coach Klopp ja einen Vorschlag. Schon jetzt herrscht in Dortmund ein solches Gedränge im Mittelfeld, dass beispielsweise Hajnal bei der zweiten Mannschaft aushelfen muss, um Spielpraxis zu sammeln. Und in Bälde wird die Konkurrenz noch größer: Kapitän Kehl steht nach einem halben Jahr Pause vor dem Comeback. Beim 1:1 von BVB II in Unterhaching hinterließ er wie Hajnal einen ordentlichen Eindruck. Bleibt nur die Frage, wo Kehl überhaupt spielen soll. Die Zukunft auf der Doppel-Sechs gehört nämlich den jungen Sahin und Bender.
SC Freiburg: Fehlende Konsequenz kann man Freiburg nicht vorwerfen. Nachdem Topstürmer Idrissou vor dem Hertha-Spiel (0:3) schlecht trainiert hatte und laut "Kicker" in der Kabine rumtönte: "Ich habe eh' keine Lust mehr, mit euch Absteigern zu spielen. Ich spiele nächstes Jahr in der Champions League", wurde der Kameruner von Trainer Dutt auf die Bank verbannt. Es droht sogar der Rausschmiss.
Ein Schritt, der menschlich verständlich wäre - der jedoch sportlich schwerwiegende Folgen haben könnte. Denn Idrissou ist auf den Außen der einzige Offensivspieler Freiburgs, der die Bezeichnung auch wirklich verdient. Weder Makiadi, noch Cha, Abdessadki, Namouchi, Bechmann, Jäger oder Caligiuri erfüllen gehobenen Bundesliga-Anspruch.
Oder anders formuliert: Ohne Idrissou hat der SC wohl die schlechteste Flügelzange der Bundesliga.
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