Borussia Dortmund hat in einer turbulenten Partie am 21. Spieltag der Bundesliga zu Hause überraschend deutlich mit 1:4 (1:2) gegen den Hamburger SV verloren.
Vor 80.645 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park brachte Robert Lewandowski die Hausherren in Führung (17.). Eine Minute später erzielte Artjoms Rudnevs den Ausgleich für den HSV.
Heung-Min Son markierte wenig später die Führung für die Gäste (26.). Erneut Rudnevs (62.) und Son (89.) machten für Hamburg alles klar.
Lewandowski wegen rohen Foulspiels (31.) und Jeffrey Bruma aufgrund einer Notbremse (59.) sahen jeweils die Rote Karte.
Für Dortmund ist dies die höchste Heimniederlage seit September 2009. Damals verlor man mit 1:5 gegen Bayern München.
Reaktionen:
Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Das Spiel hatte viele Geschichten. Der HSV ist von Beginn an besser ins Spiel gekommen. Nach dem 1:2 wurde es hektisch und wild. Die Aktion von Robert Lewandowski vor dem Platzverweis war unglücklich. Am Ende haben dann auch Kraft und Moral nachgelassen gegen einen starken HSV."
Thorsten Fink (Trainer HSV): "Damit konnte keiner rechnen nach der Heimniederlage gegen Frankfurt. Ich habe den Jungs klar gemacht, dass sie hier nach vorn spielen sollen. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen."
Nuri Sahin (Mittelfeldspieler Dortmund): "Die Niederlage tut weh, wir dürfen zu Hause einfach keine vier Tore kassieren. Das Positive ist aber sicherlich, dass wir am Mittwoch direkt Wiedergutmachung betreiben können. Wir müssen hoch konzentriert sein, denn auch Donezk wird unsere Fehler bestrafen. Von daher muss da eine klare Leistungssteigerung stattfinden. Mittwoch ist ein anderes Spiel, wir wollen gewinnen."
Heung-Min Son (Stürmer HSV): "Dass wir Dortmund ein zweites Mal schlagen, hätte keiner gedacht. Hier zu gewinnen, ist unheimlich schwer. Man hat schon vor dem Spiel gemerkt, wie gut wir alle auf diese Begegnung vorbereitet waren. Mein 2:1 hat mich an das Hinspiel erinnert. Diese Schüsse übe ich immer wieder im Training. Wenn wir immer so auftreten, dann können wir jeden Gegner schlagen."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Dortmund mit drei Änderungen im Vergleich zum Leverkusen-Spiel: Für Langerak und Schmelzer (Grippe) spielen Weidenfeller sowie Kehl. Gündogan wird geschont, für ihn feiert Sahin sein Startelfdebüt. Bender gibt den Linksverteidiger.
Bei Hamburg spielen nach der Pleite gegen Frankfurt Rincon und Skjelbred für Badelj (Gelbsperre) und Ex-Dortmunder Arslan.
15.: Piszczek flankt von rechts. Götze nimmt den Ball an der Strafraumgrenze mit der Brust an und schießt vollkommen freistehend vor Adler knapp links am Pfosten vorbei.
17., 1:0, Lewandowski: Hummels haut die Kugel von hinten hoch nach vorne. Westermann hofft auf Adler, Lewandowski spritzt dazwischen, geht an Adler vorbei und schiebt ein.
18., 1:1, Rudnevs: Der HSV über links mit Jansen, der Aogo steil schickt. Dessen flache Hereingabe drückt Rudnevs am kurzen Pfosten freistehend ins Tor.
21.: Van der Vaart steckt mittig für Son durch, der halblinks nicht im Abseits steht, im Strafraum an Weidenfeller vorbei geht und aus spitzem Winkel an den linken Pfosten schießt.
26., 1:2, Son: Bruma spielt flach aus der Abwehr heraus. Hummels verliert auf Höhe der Mittellinie das Duell mit Son, der rechts durchstartet, an der Strafraumgrenze Bender auswackelt und mit links wunderschön aufs lange Eck zielt. Vom Pfosten geht der Ball ins Tor.
31., Lewandowski: Skjelbred spitzelt Lewandowski den hohen Ball vom Fuß. Der Pole zieht allerdings voll durch und trifft den Hamburger am Schienbein. Gräfe zeigt Rot, eine vertretbare Entscheidung.
56.: Sahin lupft den Ball hoch in den Mitte. Götze gewinnt das Kopfballduell gegen Westermann, sodass Hummels alleine vor Adler steht. Hummels versucht's per Heber, der Ball landet auf dem Tornetz.
59., Bruma: Kehl spitzelt den Ball in die Schnittstelle der Hamburger Viererkette. Reus startet von rechts durch und wird vom letzten Mann Bruma gefällt. Klare Sache - Rot!
62., 1:3, Rudnevs: Jansen legt raus auf den linken Flügel zu van der Vaart. Der flankt wunderbar auf den zweiten Pfosten. Dort setzt sich Rudnevs gegen Bender durch und nickt aus kurzer Distanz ein.
89., 1:4, Son: Jansen gewinnt an der gegnerischen Eckfahne gegen Kuba die Kugel und klopft den Ball direkt flach in die Mitte. Am zweiten Pfosten lauert Son und schiebt aus zwei Metern ein.
Fazit: Verdienter Erfolg des HSV, der über 90 Minuten eine engagierte Leistung ablieferte und Dortmunds Angriffsbemühungen weitestgehend ohne Probleme stand hielt.
Der Star des Spiels: Heung-Min Son. Extrem emsig in der Defensivbewegung und ein ständiger Unruheherd für Dortmunds Defensive. Schlich sich immer wieder in die Halbräume und war dort auch oft anspielbar. Tolle Entstehung vor und genialer Treffer zum 2:1, dazu der Schlusspunkt zum 4:1. Auch stark beim HSV: Jansen.
Der Flop des Spiels: Sven Bender. Durfte erstmals als Linksverteidiger ran und dürfte künftig davon verschont bleiben. Blieb ohne offensive Szene und ließ sich defensiv von Son vor dem 1:2 vernaschen. Kam auch beim spielentscheidenden 1:3 gegen Rudnevs zu spät. Musste nach Piszczeks Auswechslung als Rechtsverteidiger zu Ende spielen.
Der Schiedsrichter: Schwieriges und intensives Spiel für Manuel Gräfe, der bei einigen Zweikampfentscheidungen zwar falsch, bei den entscheidenden Urteilen aber richtig lag. So war Lewandowskis Platzverweis ebenso korrekt wie jener von Bruma. Auch das Abseitstor von Götze (45.) war zu ahnden. Vertretbar, beim Duell zwischen Jansen und Santana kurz nach der Pause nicht auf Elfmeter für den HSV zu entscheiden. Beim Laufduell zwischen Reus gegen Diekmeier (67.) stellte sich der Hamburger ungeschickt an und hatte Glück, nicht auch die Rote Karte zu sehen.
Die Trainer:
Jürgen Klopp musste lange warten, wer ihm überhaupt zur Verfügung steht. Nicht Kuba oder Youngster Halstenberg gaben den Schmelzer-Ersatz, sondern Bender. Dessen Premiere als Linksverteidiger ging daneben. Der Verzicht auf den am Zeh angeschlagenen Gündogan war aus Gründen der Schonung nachvollziehbar, für die Statik des BVB-Spiels aber fatal. Die Hereinnahme eines echten Stürmers (Schieber) und von Taktgeber Gündogan wirkte unglücklich, da Hamburg kurz zuvor das 1:3 schoss.
Thorsten Finks Mannschaft verschlief erstmals 2013 nicht die ersten 45 Minuten, wirkte hellwach und enorm passsicher. Fink ließ sein Team recht offensiv verteidigen und das Flügelspiel akzentuierten - der Schlüssel zum Sieg.
Das fiel auf:
- Hamburg mit einer sehr disziplinierten Vorstellung im ersten Abschnitt: Bei Ballbesitz Dortmund stand der HSV sehr hoch, die Viererkette platzierte sich bereits knapp hinter der Mittellinie. Die Gefahr, in Konter zu laufen, unterbanden die Rothosen mit einer sehr kompakten und aggressiven Zweikampfführung im Zentrum.
- Dortmund merkte man das Fehlen von Gündogan deutlich an. Das Spiel wirkte fahrig, ungeordnet und hatte viele kleine sowie unnötige Ungenauigkeiten zu bieten. Diese ermöglichten es dem HSV, den BVB nach Ballgewinn unsortiert zu überraschen und dessen Defensivkette mit konsequentem Flügelspiel auseinander zu ziehen.
- Nach dem Platzverweis für Lewandowski stellte Dortmund auf ein 4-4-1 mit Götze in vorderster Front um, Kuba und Reus rochierten um ihn herum. Da der HSV jedoch nichts an Konsequenz vermissen ließ und auch aufgrund der numerischen Überlegenheit das Zentrum im Griff hatte, gerieten die Dortmunder Anspiele in die Spitze teils zu hoch. Götze hatte Probleme, Bälle festzumachen, Hamburg genoss absolute Lufthoheit.
- Dortmund nach dem 1:3 zwar mit wütenden, aber unstrukturierten und ungeduldigen Angriffen, um schnell das Anschlusstor zu erzielen. Hamburg in dieser Phase defensiv solide und weiter laufstark. Die Gäste nutzten Ballgewinne dann für zügige Konter und ließen den BVB damit auch ein wenig müde laufen.
Dortmund - Hamburg: Daten zum Spiel
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