BVB-Erkenntnisse nach dem Remis in Augsburg: Donyell Malen personifiziert Dortmunds Saison

Jochen Tittmar
28. Februar 202208:50
Donyell Malen personifiziert Dortmunds Saison.imago images
Werbung
Werbung

Borussia Dortmund hat beim 1:1 gegen den FC Augsburg eine Führung verspielt und nun bereits acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayern München. Die Erkenntnisse zum Spiel des BVB.

BVB kann das Spiel unter Druck nicht beruhigen

Im Laufe der von einigen Enttäuschungen gepflasterten Saison hat Borussia Dortmund stets mit Siegen auf diese Enttäuschungen reagiert. Nach dem 0:4 in Amsterdam gewann der BVB in Bielefeld, auf das Champions-League-Aus bei Sporting folgte ein Dreier in Wolfsburg, in Hoffenheim siegte man nach dem Pokal-K.o. gegen St. Pauli und zuletzt fegte man im Anschluss an das Glasgow-Debakel in der Europa League Gladbach weg.

Nun, da nach dem Rückspiel bei den Rangers das Aus in der EL feststeht, verpasste es die Borussia beim FC Augsburg erstmals, mit einem Erfolg auf den Misserfolg zu antworten. Dabei wäre das leicht zu vermeiden gewesen. Es zeigte sich jedoch wieder einmal, wie instabil das Gerüst des BVB ist, wenn es unter Druck gerät.

Dortmund schaffte es nämlich nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit nicht, gegen einen aufkommenden Gegner effektiv dagegenzuhalten und das Momentum wieder auf die eigene Seite zu bekommen. Dabei hatten die Westfalen den FCA im ersten Abschnitt weitestgehend unter Kontrolle, kamen gut aus der Pause und standen angesichts zweier Aluminiumtreffer kurz vor dem zweiten Tor.

Schwindende Kräfte nur ein Teil der Erklärung

Das fiel jedoch nicht, Augsburg bekam auch aufgrund frischer Spieler Aufwind und setzte die Borussia zunehmend unter Druck. Allerdings waren die Fuggerstädter von einer echten Drangphase weit entfernt, sie gingen lediglich entschlossener und offensiver zu Werke. Entwickelt sich ein Spiel auf diese Weise, gelingt es dem BVB viel zu selten, die Hektik wieder aus der Partie zu nehmen und Souveränität auszustrahlen. Dortmund ist dann nicht in der Lage, das Spiel zu entschleunigen und über längere Ballbesitzphasen schließlich zu beruhigen.

Ja, die Schwarzgelben gehen personell vehement auf dem Zahnfleisch und hatten eine intensive Partie in Schottland in den Beinen. Sie besitzen allerdings die viel größere individuelle wie kollektive Qualität als die abstiegsgefährdeten Augsburger. Daher muss sich der BVB die Frage gefallen lassen, weshalb in solchen Spielphasen das eigene Passspiel plötzlich deutlich fehlerhafter wird, sich technische Unzulänglichkeiten einschleichen oder man psychisch zu langsam agiert.

Schwindende Kräfte gehörten am Sonntag gewiss zur Erklärung. Trainer Marco Rose hatte gelobt, mit wie viel Energie sein Team die Spiele zuletzt bestritt und wie viel es investiert. Allerdings geht dies der Mannschaft in diesen Momenten, wenn der Gegner stärker wird, zu häufig ab.

"Wir waren nicht mehr aktiv genug mit dem Ball"

Genau dann strahlt die Borussia deutlich zu zu wenig aus, dann fehlt diese Energie und es fehlt auch der pure Wille, sich den Widerständen entgegen zu stellen. Dortmund wirkt dann schnell nur noch wie ein mittelmäßiges Team.

"Wir waren am Ende nicht mehr aktiv genug mit dem Ball. Wir haben die Bälle auch vorn nicht mehr festgemacht. Das müssen wir lernen, dass wir das über 90 Minuten machen. Wir müssen auch abgezockter werden", sagte Emre Can dazu - diesmal einer derjenigen, der die Energie auch unter dem Augsburger Druck aufrecht erhalten konnte.

BVB-Spielplan in den kommenden Wochen

DatumWettbewerbGegner
Sonntag, 06.03., 15.30 UhrBundesligaFSV Mainz 05 (Auswärts)
Sonntag, 13.03., 17.30 UhrBundesligaArminia Bielefeld (Heim)
Sonntag, 20.03., 19.30 UhrBundesliga1. FC Köln, (Auswärts)
Samstag, 02.04., noch offenBundesligaRB Leipzig (Heim)

BVB-Erkenntnisse: Malen personifiziert Dortmunds Saison

Man könnte an dieser Stelle auch einige andere Dortmunder Spieler erwähnen, auf die gewissermaßen dasselbe Phänomen zutrifft. Allerdings ist kaum jemand so gut geeignet wie Donyell Malen, um die wankelmütige Saison des BVB zu personifizieren.

So wie es beim Niederländer seit Sommer auf und ab geht, so sucht die Borussia ihre Konstanz und den Punkt, an dem erstmals echter Fortschritt erkennbar ist. Malen ist aber immerhin nicht mehr allzu weit davon entfernt.

"Wir führen Donyell Malen an die Bundesliga, an Dortmund mehr oder weniger heran. Er hat jetzt wieder die letzten zwei Spiele gefühlt ein, zwei Schritte zurück gemacht", hatte Rose noch vor etwas mehr als einer Woche gesagt. Der Coach hat öffentlich schon oft und viel über Malen gesprochen und dabei weder mit Lob, noch mit Kritik gespart.

Ganz korrekt war seine Einschätzung diesmal jedoch nicht. Rose bezog sich wohl auf die schwachen Spiele gegen Leverkusen (2:5) und bei St. Pauli (1:2). Dazwischen lag jedoch noch eine Partie in Hoffenheim, die Dortmund auch dank Malens dreier Torvorlagen glücklich mit 3:2 gewann. Es war Malens bislang effektivstes Spiel für den BVB.

Donyell Malen scheiterte gegen Augsburg zweimal am Aluminium.imago images

BVB: Warum Malen auch ein kleiner Hoffnungsschimmer ist

Der 23-Jährige steht aktuell bei acht Treffern und sechs Vorlagen in 34 Pflichtspielen, von denen er in 25 von Beginn an auflief. Das ist angesichts seiner 30 Millionen Euro teuren Verpflichtung eine mäßige Bilanz. Malen hat jedoch die körperlichen Rückstände, mit denen er zu Saisonbeginn stark zu kämpfen hatte, mittlerweile gut überwunden und zeigte im neuen Jahr zweifelsohne ansteigende Form.

Malen ackert viel, bietet immer wieder tiefe Läufe an und sucht den Abschluss, wenngleich der große Durchbruch noch nicht gelingen möchte. Zu häufig geht ihm echte Durchschlagskraft ab, allerdings sind seine Dribblings effizienter geworden.

Der Rhythmus, der ihm lange fehlte, ist nun da. So wie sich Malen nun in der Phase gibt, in der mit Erling Haaland der torgefährlichste Angreifer ausfällt, ist das zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer mit Blick auf die nächste Saison.