30 Millionen Euro legte Borussia Dortmund im vergangenen Sommer für Karim Adeyemi hin. Der 20-Jährige enttäuschte jedoch bislang beim BVB. Für ihn steht nun ein wichtiges Halbjahr bevor.
Zwei Treffer von Donyell Malen, einer von Karim Adeyemi - es ist wieder Vorbereitungszeit bei Borussia Dortmund, könnten Spötter sagen. Beim 5:1-Testspielsieg gegen Fortuna Düsseldorf im Trainingslager in Spanien taten die beiden BVB-Sorgenkinder somit das, was ihnen im Pflichtspielalltag bislang ziemlich schwer fiel: Dort stehen Malen und Adeyemi erst bei einem beziehungsweise zwei Toren im Laufe der aktuellen Spielzeit.
Allein daran lässt sich ablesen, dass für beide Profis, für die Dortmund jeweils 30 Millionen Euro hinblätterte, ein wichtiges Halbjahr bevorsteht - wie auch für den gesamten Klub, der in der Bundesliga mit Platz sechs und äußerst durchwachsenen Vorstellungen weit entfernt vom eigenen Anspruch agierte.
Es passt daher ins Bild, dass der kicker kürzlich davon schrieb, unter anderem Malen und Adeyemi könnten sich nach ihren bescheidenen Leistungen in den vergangenen Monaten und angesichts des wieder aufgefüllten BVB-Kaders künftig auch mal auf der Tribüne wiederfinden. Was dagegen spricht, ist die Konstanz, die die Borussia meist nur auf einem Gebiet zustande bringt: In Sachen Verletzungen war in den vergangenen beiden Jahren kein Bundesligist gebeutelter als Dortmund.
Gut möglich also, dass die Drohkulisse für Malen und Adeyemi am Ende keine sein wird, weil den Westfalen in Bälde wieder genug Spieler fehlen werden, so dass beide zumindest den Weg in den Kader finden werden. Gerade für Adeyemi könnte es sich als günstig erweisen, mit Malen ein warnendes Beispiel vor Augen zu haben.
imago imagesBVB: Karim Adeyemis Stärken würden Dortmund guttun
Der Niederländer, auf dem linken offensiven Flügel und damit auf Adeyemis Gegenseite zu Hause, ist nämlich auch in seiner zweiten Saison beim BVB vieles schuldig geblieben. Malen bekam schon unzweideutige Ansagen der Dortmunder Verantwortlichen mit auf den Weg, seine offensive Durchschlagskraft hat dies aber nicht erhöht. Die Vorbereitung und der Saisonstart im Pokal bei 1860 München waren vielversprechend, danach aber zeigte sich wieder der "alte", harmlose Malen der Vorsaison.
Auch Adeyemi steuerte beim 3:0 gegen die Löwen Ende Juli in seinem ersten BVB-Pflichtspiel einen Treffer bei, für weitere Glanzlichter sorgte er aber kaum. "Mit meiner Leistung, die ich bisher in Dortmund gezeigt habe, bin ich auf keinen Fall zufrieden!", lautete daher auch sein Fazit gegenüber der tz. Er habe sich für das neue Jahr "fest vorgenommen, endlich beim BVB durchzustarten und der Mannschaft mit meinen Qualitäten zu helfen".
Dass diese dem Dortmunder Spiel mehr als guttun würden, ist unbestritten. Adeyemis größte Waffe ist freilich sein Tempo, mit 35,53 km/h ist er - vor Malen - der schnellste Spieler beim BVB. Er ist aber auch in der Lage, für Überraschungsmomente zu sorgen, Eins-gegen-eins-Duelle aufzulösen oder den finalen Pass vorzubereiten. All das zeigte er in Salzburg, wo er auch mit einem guten Abschluss überzeugte.
Karim Adeyemi: Alarmierende Aussage von Hansi Flick
Um diesen Einfluss beim BVB zu haben, endlich Konstanz in seine Darbietungen zu bekommen, muss Adeyemi seriöser spielen und "noch fleißiger sein", wie es Hansi Flick ausdrückte. Für den Bundestrainer verlasse sich Adeyemi noch zu sehr auf sein Talent, was für einen Spieler auf diesem Niveau und mit diesen Ambitionen durchaus eine alarmierende Aussage ist.
Doch damit hat Flick schlicht Recht, wenn man sich die bisherigen Auftritte des bald 21-Jährigen in Dortmund vor Augen führt. Adeyemi offenbarte zu viele Mängel im Spiel mit und vor allem gegen den Ball. Er wirkte teils unaufmerksam, ging zu oft schlampig mit der Kugel um und ließ bisweilen die richtige Körperspannung vermissen. Zu häufig traf er rund um den gegnerischen Kasten die falschen Entscheidungen und ließ sich in körperlicher Hinsicht zu leicht von seinen Gegenspielern überwinden.
Vor allem aber muss Adeyemi - und das gilt auch weiterhin für Malen -, noch mehr verinnerlichen, dass auch auf seiner Position Wege in die Defensive und eine ausreichende Aggressivität in den Zweikämpfen gefragt sind. Hier geht der Linksfuß noch viel zu unbedarft ans Werk und sucht die direkten Duelle auch zu selten.
gettyBVB-Konkurrenzkampf erschwert Adeyemis Situation
Er habe daher "nicht damit gerechnet", für die WM nominiert zu werden - "weil ich die letzten Monate bei Borussia Dortmund schlichtweg nicht gezeigt habe, was ich kann", sagte Adeyemi, der sich zudem als sehr selbstkritisch bezeichnete. In Katar kam er nicht zum Einsatz und auch in Dortmund ist derzeit der Konkurrenzkampf so groß wie beinahe noch nie in der Saison.
Besonders die lange verletzten Giovanni Reyna und Jamie Bynoe-Gittens stehen für die beiden offensiven Flügel parat, gerade Letzterer dürfte ein arger Herausforderer für Adeyemi und Malen werden. Dazu stehen Trainer Edin Terzic Marco Reus, Julian Brandt, Thorgan Hazard und nun auch Sebastién Haller für die Offensive zur Verfügung - das teure Duo ist also ab sofort dringlichst gefordert.
Vielleicht hat Adeyemi ja aber auch ohne Spielminute die bloße Erfahrung bei der Weltmeisterschaft weitergebracht. Dort zeigte er sich vom hoch dekorierten Thomas Müller begeistert, der im Training Gas gab, "als hätte er noch nie einen Titel errungen".
Daraus leitete Adeyemi einen Antrieb für sich ab: "Im 'Herbst' meiner Karriere möchte ich so sein wie Thomas Müller", sagte er. Gewiss ein nobles Ziel, doch für den BVB und ihn wäre es am besten, wen er schon in Bälde ein bisschen wie Thomas Müller sein würde.
BVB: Karim Adeyemi und seine Leistungsdaten bei Borussia Dortmund
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen |
Bundesliga | 11 | - | - |
DFB-Pokal | 2 | 1 | - |
Champions League | 5 | 1 | - |