Nach 13-tägiger Pause hat Double-Sieger FC Bayern die Vorbereitung auf die entscheidende Phase in der Champions League aufgenommen. Gleiches gilt auch für das bereits fürs Viertelfinale qualifizierte RB Leipzig. Doch wo stehen die deutschen Vertreter im internationalen Vergleich? Der Formcheck vor dem CL-Restart am 7. August.
Neben Leipzig sind auch Atalanta Bergamo, Atletico Madrid und Paris Saint-Germain bereits für das Viertelfinale qualifiziert. Die vier restlichen Teilnehmer müssen noch ermittelt werden.
In Spanien endete die Saison am vergangenen Wochenende. Während die englischen und italienischen Teams noch reichlich Spielpraxis sammeln, ist für PSG, Lyon, Leipzig und die Bayern die Saison längst beendet. Ein klarer Nachteil - oder etwa doch nicht?
FC Bayern (Achtelfinal-Rückspiel am 8. August gegen den FC Chelsea, Hinspiel 3:0)
Kein europäischer Top-Klub ist so gut in Form wie der FC Bayern: Seit dem 0:0 gegen Leipzig am 9. Februar gewann die Mannschaft von Trainer Hansi Flick 17 Pflichtspiele in Folge. Anders als die meisten Rivalen um den CL-Titel wurde die Mannschaft nun aber aus dem Rhythmus gerissen. Ein Nachteil?
Geht es nach Sportwissenschaftler Oliver Faude ist der FC Bayern gerade durch die Pause bestens gerüstet für die Jagd aufs Triple. "Die Bayern haben eineinhalb Monate intensiv gespielt, hatten jetzt eine kleine Regenerationsphase. Das könnte ein Vorteil sein: Verletzte und müde Spieler konnten sich regenerieren", sagte Faude dem Sportbuzzer.
Mit dem restlichen Team am Montag ins Training eingestiegen sind auch die Neuzugänge Leroy Sane, Tanguy Nianzou und Alexander Nübel. Sie sind allerdings erst zur neuen Saison einsatzberechtigt - ganz im Gegensatz zu Niklas Süle, der in der spielfreien Zeit weiter an seinem Comeback nach dem Kreuzbandriss schuftete und Flick zur Verfügung steht.
Das Weiterkommen gegen den FC Chelsea nach dem deutlichen 3:0-Sieg an der Stamford Bridge scheint Formsache. Laut Flick ist das Ziel "natürlich das Finale", auch wenn auf dem Weg dorthin der FC Barcelona und Manchester City/Real Madrid warten könnten. Andrew Robertson, letztjähriger Champion mit dem FC Liverpool, sieht die Münchner in der Favoritenrolle: "Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mit Bayern gehen."
FC Chelsea
Die Hypothek vor der Fahrt in die Allianz Arena ist groß, zudem richten die Verpflichtungen von Timo Werner, Hakim Ziyech und möglicherweise auch Kai Havertz den Fokus bereits auf die Saison 2020/21, aber: Die Blues zeigten zuletzt richtig gute Leistungen!
Acht der vergangenen zehn Spiele gewann das Team von Frank Lampard, darunter am Sonntag das FA-Cup-Halbfinale gegen Manchester United. In der Liga steht Chelsea weiterhin auf Platz drei. Mit einem Sieg aus den zwei verbleibenden Spielen wäre ein Platz unter den Top 4 gesichert.
FC Barcelona (Achtelfinal-Rückspiel am 8. August gegen die SSC Neapel, Hinspiel 1:1)
Eine Saison zum Vergessen neigt sich für die Blaugrana dem Ende entgegen. Nahezu täglich kursieren Gerüchte über ein bevorstehendes Ende der Amtszeit von Trainer Quique Setien. Die Coronakrise traf Barca heftiger als viele andere Topklubs, die Verluste belaufen sich auf rund 140 Millionen Euro.
Selbst der sonst so stoische Lionel Messi holte nach dem gegen Real Madrid verlorenen Titelrennen zu einem Rundumschlag aus: Die Mannschaft sei "das ganze Jahr über unzuverlässig und schwach" gewesen und zudem "sehr inkonstant und nicht hungrig genug". Sein Fazit: "Es war nicht unser Jahr."
Nachdem auch im nationalen Pokal bereits im Viertelfinale Schluss war, bietet die Königsklasse eine letzte Chance auf einen versöhnlichen Saisonabschluss. Immerhin: Die Ausgangslage ist nach dem Auswärtstor im Hinspiel zumindest ordentlich, beim 5:0 gegen Alaves am vergangenen Spieltag schossen sich die Katalanen den Frust von der Seele, was auch Messi bereits versöhnlicher stimmte: "Es ist ein Fortschritt für uns in Bezug auf das, was kommen wird."
SSC Neapel
Bis auf Platz elf war Napoli in der Serie-A-Tabelle am 23. Spieltag abgerutscht, spätestens seit der Corona-Unterbrechung zeigt die Formkurve nach oben. Sechs der vergangenen neun Partien endeten siegreich. Vier Spieltage vor Saisonende steht Platz sieben (punktgleich mit Milan) zu Buche, es warten noch Spiele gegen die Spitzenteams Inter Mailand und Lazio Rom.
Jubeln durften die Napoli-Fans dennoch bereits: Durch einen Erfolg im Elfmeterschießen gegen Juventus Turin gewannen der Klub zum fünften Mal in seiner Geschichte die Coppa Italia.
Manchester City (Achtelfinal-Rückspiel am 7. August gegen Real Madrid, Hinspiel 2:1)
Aus im FA-Cup-Halbfinale gegen den FC Arsenal, "nur" Platz zwei in der Premier League - zu wenig für die großen Ambitionen des Scheich-Klubs aus Manchester, der sich im Achtelfinale mit dem 13-fachen Sieger Real Madrid auseinandersetzen muss und durch den Hinspielerfolg im Bernabeu (Torschützen Gabriel Jesus und Kevin De Bruyne) für eine glänzende Ausgangssituation gesorgt hat.
Dank der herausragend besetzten Offensivabteilung sind die Engländer jederzeit für Tore gut - wie sie unter anderem beim 4:0 gegen Liverpool unter Beweis stellten. Weniger gut sieht es in der Defensive aus: Nicht zum ersten Mal patzte Linksverteidiger Benjamin Mendy gegen Arsenal, auch in der Innenverteidigung - zuletzt meist mit Aymeric Laporte und Eric Garcia besetzt - krankt es bisweilen. Wenig verwunderlich also, dass Guardiola seinen ehemaligen Schützling David Alaba nach Manchester locken will.
Nach dem Urteil des internationalen Sportgerichtshofes CAS, wonach die Citizens in den kommenden Jahren doch an der Champions League teilnehmen dürfen, deutet sich eine Shopping-Tour an.
Real Madrid
Dreimal in Folge gewann Real zwischen 2016 und 2018 die Champions League, gleichzeitig warteten die Königlichen seit 2017 auf den Titel in der Primera Division. Nach einem 2:1 gegen den FC Villarreal war dieser am vergangenen Donnerstag perfekt - dank einer optimalen Punkteausbeute nach dem Restart und einiger Patzer des Konkurrenten Barcelona.
Meistertrainer Zinedine Zidane stellte nach dem 34. Titelgewinn der Vereinsgeschichte umgehend klar, dass die Meisterschaft "noch wichtiger als die Champions League" sei, da es dort auf die Konstanz über die ganze Saison hinweg ankomme.
Doch auch in Madrid ist nicht alles Gold, was glänzt: Nationalspieler Toni Kroos gab zu, dass Real "nicht immer gut gespielt" habe und der Titel vielmehr eine Willensleistung gewesen sei. Beim Rückspiel gegen Manchester City fällt mit Kapitän Sergio Ramos (Notbremse im Hinspiel) der (neben Karim Benzema) Spieler der Stunde aus.
Juventus Turin (Achtelfinal-Rückspiel am 7. August gegen Olympique Lyon, Hinspiel 0:1)
Die Meisterschaft ist der Alten Dame nach dem 2:1 im Spitzenspiel gegen Lazio kaum noch zu nehmen, ruhige Tage durchlebt Juve derzeit trotzdem nicht. Teils alarmierende Darbietungen zeigte die Defensive der Turiner in den vergangenen Wochen, im negativen Sinne gekrönt vom 3:3 gegen Sassuolo.
"Ich verstehe es nicht", sagte Trainer Maurizio Sarri nach dem Remis. "In ein und demselben Spiel zeigen wir großen Fußball und geraten in große Schwierigkeiten." Dass die Verantwortlichen langfristig mit Sarri planen, scheint unwahrscheinlich.
Mit der Verpflichtung von Legende Andre Pirlo als U23-Coach wird ein möglicher Nachfolger bereits in Stellung gebracht, besonders Sarris Verhältnis zu Superstar Cristiano Ronaldo (30 Serie-A-Tore) soll nicht das Beste sein, da dieser CR7 nicht die gewünschten Freiheiten auf dem Feld einräumt. Sportdirektor Fabio Paratici dementiert gegenüber Sky Sport entsprechende Gerüchte: "Sarri wird ohne Zweifel in der kommenden Saison unser Coach sein."
Olympique Lyon
Deutlich länger als bei den Bundesligisten ist die Pause vor dem Champions-League-Restart für die Teams aus der Ligue 1: Bereits im März wurde die für Olympique katastrophal verlaufene Spielzeit abgebrochen. Nach Platz drei im Vorjahr bedeuteten 40 Punkte nach 28 Spielen lediglich Rang sieben für OL.
Während Sportwissenschaftler Faude die Länge der Pause für den FC Bayern als genau richtig einordnet, sei sie für Lyon (und auch PSG) deutlich zu lang: "Dadurch haben sich die Strukturen im Körper der Spieler weiter zurückgebildet als bei anderen Mannschaften." Die Folge seien ein erhöhtes Verletzungsrisiko und eine Verminderung der Leistungsfähigkeit.
Aus deutscher und besonders Berliner Sicht im Fokus: Lucas Tousart. Der zukünftige Herthaner schoss Olympique im Hinspiel gegen den italienischen Serienmeister zu einem verdienten 1:0-Erfolg. Die starke Abwehr um den Ex-Hannoveraner Marcelo sorgte hinten für die Null. Gelingt dies auch in Turin, ist die dicke Überraschung perfekt.
Atalanta Bergamo (Viertelfinale am 12. August gegen Paris Saint-Germain)
Wohl kein italienisches Team macht aktuell so viel Spaß wie Atalanta Bergamo! Dem Team aus der schwer von der Corona-Pandemie geplagten Stadt in der Lombardei ist die Qualifikation für die Champions League nicht mehr zu nehmen. Noch mehr als durch die puren Ergebnisse (acht Siege aus zehn Spielen) erfreut die Truppe von Trainer Gian Pierio Gasperini allerdings durch die Spielweise.
93 Tore erzielte Atalanta in der bisherige Serie-A-Saison und stellte den Torhunger von Duvan Zapata, Mario Pasalic und auch Robin Gosens (bereits neun Saisontore) erst jüngst beim 6:2 gegen Brescia unter Beweis. Die Zukunft des deutschen Linksverteidigers könnte trotz Vertrag bis 2022 allerdings in der Bundesliga liegen, Hertha BSC wird neben italienischen Teams Interesse nachgesagt.
Erst einmal steht für den (eigentlich) krassen Außenseiter das Viertelfinale gegen PSG an. "Wir sind sicherlich im Vorteil, was den Rhythmus betrifft. Aber ich würde nicht so weit gehen, dass wir deshalb Favorit sind", sagte Gosens im Juni der Süddeutschen Zeitung.
Paris Saint-Germain
Was für Lyon gilt, gilt auch für PSG: Über vier Monate liegt das letzte Pflichtspiel zurück, damals qualifizierten sich die Franzosen gegen den BVB für das CL-Viertelfinale. Den Titel in der Ligue 1 sackte das Team von Trainer Thomas Tuchel mal wieder standesgemäß ein, doch das Ziel der katarischen Investoren ist klar: Der Henkelpott muss endlich her.
In der Vorbereitung testet PSG dreimal, zum Auftakt setzten sich die Pariser vor 5.000 Zuschauern mit 9:0 gegen Le Havre durch. "Ein gutes Spiel mit einem guten Ergebnis", kommentierte Tuchel den klaren Sieg und konnte dieses Urteil nach dem 7:0 gegen den belgischen Absteiger Waasland-Beveren wiederholen.
Es folgen ein weiterer Test gegen den schottischen Meister Celtic Glasgow sowie zwei Endspiele: Das im Coupe de France gegen die AS Saint-Etienne (24. Juli) und das im französischen Ligapokal (31. Juli). Dort geht es gegen den zweiten französischen CL-Teilnehmer Olympique Lyon. Zeit genug also, um rechtzeitig in Form zu kommen - und mit nur drei Siegen den Traum vom Titel in der Königsklasse zu realisieren.
RB Leipzig (Viertelfinale am 13. August gegen Atletico Madrid)
Wie der FC Bayern versammelte auch RB-Trainer Julian Nagelsmann seine Spieler am Montag erstmals nach kurzer Pause wieder am Trainingsgelände. Ab Mittwoch soll dann auch der Ball rollen beim Tabellendritten der abgelaufenen Bundesliga-Saison, der erstmals in seiner Vereinsgeschichte zu den besten acht Teams Europas zählt.
Mit Werner-Nachfolger Hee-Chan Hwang und Außenverteidiger Benjamin Henrichs (beide nicht spielberechtigt) wurden bereits zwei Toptransfers getätigt, in der Königsklasse ruhen die Hoffnungen jedoch auf Leihstürmer Patrik Schick, der nach Möglichkeit über die Saison hinaus gehalten werden soll.
Nach dem Achtelfinal-Coup gegen die Spurs hofft Torwart Peter Gulacsi im weiteren Wettbewerb auf "noch ein paar Überraschungen" und sieht im Turniermodus ohne Hin- und Rückspiel für "den Außenseiter ein bisschen mehr Chancen", wie er dem kicker sagte.
Atletico Madrid
Die Form bei den Rojiblancos seit dem Restart in LaLiga stimmt. Die Bilanz nach elf Spielen: Sieben Siege und vier Unentschieden, auch im Camp Nou holte Atletico einen Punkt. Dabei zeigten die Madrilenen vor allem jene Qualitäten, die sie seit jeher unter Diego Simeone stark machen: Einen guten Teamspirit und eine eisenharte Verteidigung um Jose Maria Gimenez.
Nach Corona stand siebenmal die Null, Resultat des Formanstiegs ist erneut die souveräne Qualifikation für die Königsklasse (Platz drei, 70 Punkte). Wie die Roten Bullen setzte auch Atletico im Achtelfinale ein Ausrufezeichen: Tore von Alvaro Morata und Marcos Llorente (zwei) sorgten in der Verlängerung für das Weiterkommen bei Titelverteidiger Liverpool.
UEFA Champions League 2020: Die Termine in der Übersicht
Datum | Runde |
7. bis 8. August | Achtelfinalrückspiele |
12. bis 15. August | Viertelfinale |
18. bis 19. August | Halbfinale |
23. August | Finale |
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