Der russische Besitzer des FC Chelsea Roman Abramovich darf wohl nie mehr in Großbritannien wohnen. Das berichtet die englische Sun.
Der 55-jährige Milliardär nahm 2018 die israelische Staatsbürgerschaft an, mit der er sich theoretisch für sechs Monate in Großbritannien aufhalten dürfte. Einen entsprechenden Antrag zog Abramovich aber im Zuge des mutmaßlichen Nervengas-Anschlags auf Sergei Skripal in Salisbury und darauffolgender Kritik an russischen Oligarchen zurück.
Laut Sun soll die Immigrations-Behörde nun dazu angewiesen worden sein, einem möglichen neuerlichen Antrag Abramovichs nicht stattzugeben. Dies würde bedeuten, dass er nie mehr in Großbritannien leben darf. "Jeder Versuch seinerseits wird mit hoher Wahrscheinlichkeit abgelehnt", zitiert die Sun einen Insider. Abramovich soll dem russischen Machthaber Vladimir Putin, dessen Truppen am Donnerstag in die Ukraine vorgedrungen sind, nahestehen.
Abramovich besitzt ein 152 Millionen Pfund teures Anwesen nahe des Kensington Palastes in London. Sein Gesamtvermögen wird auf 8,4 Milliarden Pfund geschätzt. Seit 2003 besitzt er den FC Chelsea, mit dem er 2012 und 2021 die Champions League gewann. Seit Monaten besuchte Abramovich kein Spiel seines Klubs.
Am Mittwoch gab es Gerüchte wonach in England die Vermögenswerte von Abramovich und zwei weiteren russischen Oligarchen sowie fünf Banken eingefroren werden sollen. Premierminister Boris Johnson sagte nun aber, dass Abramovich "kein Ziel von Maßnahmen" sei.
Dennoch soll sich Abramovich nach Informationen des Portals Bloomberg Wealth damit beschäftigen, den FC Chelsea zu verkaufen. Demnach hätten Sportinvestoren und Private-Equity-Firmen, darunter auch einige aus den USA, damit begonnen, potenzielle Übernahmeangebote für den Londoner Verein auszuarbeiten. Chelsea habe unter anderem bereits eine verbindliche Anfrage erhalten.
Die hochrangige Labour-Abgeordnete Dame Margaret Hodge bezeichnete Abramovich und den ehemaligen Arsenal-Aktionär Alisher Usmanov (68) unterdessen als "Kleptokraten, die das russische Volk bestohlen haben".
Ähnlich äußerte sich das englische Parlamentsmitglied Chris Bryant. Er erklärte, ihm liege ein Dokument vor, wonach die Regierung den Oligarchen 2019 aufgrund krimineller Aktivitäten beobachtet habe. "Ein Beispiel dafür ist, dass Abramovich vor Gericht zugab, dass er für politischen Einfluss bezahlt hat", erklärte Bryant. "Dieses Dokument ist nun drei Jahre alt. Und trotzdem ist erstaunlicherweise quasi nichts passiert. Klar, dass es Herr Abramovich nicht mehr erlaubt sein darf, einen Fussball-Klub in unserem Land zu besitzen. Klar, dass man es in Betracht ziehen muss, seine Besitztümer inklusive seiner 150-Millionen-Villa zu beschlagnahmen. Klar, dass man sicherstellen muss, dass Leute, die solche Visa besitzen, nicht in kriminelle Machenschaften verwickelt sind."