Der SSC Neapel feiert am 5. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase einen wichtigen Dreier gegen Manchester City. Ein 45-Millionen-Mann der Engländer schmorte über weite Strecken auf der Bank. Real Madrid demontiert Zagreb - doch die weiße Weste hat Flecken. Lyon bewundert ein wahres Feuerwerk, Lille triumphiert im Eisschrank und ManUtd bestraft sich selbst - während Benfica schon im Achtelfinale steht.
Gruppe A
FC Bayern München - FC Villarreal 3:1 (2:0)
Tore: 1:0 Ribery (3.), 2:0 Gomez (24.), 2:1 de Guzman (50.), 3:1 Ribery (69.)
Ballbesitz: 64:36 Torschüsse: 19:7 Ecken: 5:5
Kalt war's in München. Verdammt kalt. Die Lösung: Liegestützen. Kein Scherz! Genau so feierte nämlich Franck Ribery das erste seiner beiden Tore. Dass auch den Bayern-Fans in der Allianz Arena nie richtig zum Frösteln war, lag allerdings nicht nur an dieser netten Jubeleinlage. Der Franzose war wenige Tage nach der schmerzlichen Pleite gegen Dortmund wie aufgedreht und stellte die Spanier vor allem im Zusammenspiel mit Toni Kroos meistens vor unlösbare Aufgaben.
Auch Kroos zeigte sich wie ausgewechselt. Vielleicht lag es auch daran, dass er wieder auf seiner Lieblingsposition als Zehner spielen durfte. Auf jeden Fall fütterte Kroos seine Nebenmänner immer wieder mit punktgenauen Anspielen. So bereitete er unter anderem das erste und dritte Tor der Bayern vor.
Zugegebenermaßen: Villarreal war nicht mehr als ein Sparringspartner. Bis auf zehn Minuten kurz nach der Pause war das gelbe U-Boot die ganze Zeit auf Tauchstation. Apropos: Auch Arjen Robben war erneut anzumerken, dass der Weg zur Bestform noch weit ist. Zumindest in Sachen Mode hatte er aber mit seiner roten, langen Unterhose im Vergleich zu Ribery die Nase vorne.
Spieler des Spiels: Franck Ribery (FC Bayern)
Analyse zu Bayern - Villarreal: Spaziergang ins Achtelfinale
SSC Neapel - Manchester City 2:1 (1:1)
Tore: 1:0 Cavani (17.), 1:1 Balotelli (33.), 2:1 Cavani (49.)
Ballbesitz: 38:62 Torschüsse: 13:17 Ecken: 3:5
Mit neun Pflichtspielsiegen in Folge und einer Brust, wie sie breiter kaum sein konnte, kam Manchester City nach Neapel. Nach Abpfiff im San Paolo stehen die Citizens plötzlich vor dem Champions-League-Aus, während Neapel sein Schicksal selbst in der Hand hält und am letzten Spieltag auf den bereits ausgeschiedenen FC Villarreal trifft.
Zuvor verbrachte 45-Millionen-Mann Sergio Agüero 81 Minuten lang auf der Bank. 81 Minuten, in denen Edin Dzeko, der einen rabenschwarzen Tag erwischte und auf dem Platz wie Falschgeld herumstand, ungestraft seine Kreise ziehen durfte. Der Bosnier stand bis zu seiner Auswechslung stellvertretend für die mangelnde Durchschlagskraft der Gäste. Hinzu kam, dass auch die Defensive wankte und Keeper Joe Hart vor den Augen von Nationalcoach Fabio Capello beim ersten Gegentor eine unglückliche Figur machte.
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Erst in den Schlussminuten einer leidenschaftlich geführten, spektakulären Partie erzeugten die Citizens Dauerdruck, doch Morgan De Sanctis hielt den Sieg gegen Mario Balotelli und Co. fest. Zuvor hatte Edinson Cavani mit einem Doppelpack den Weg geebnet, was den "Guardian" dazu veranlasste, voller Galgenhumor zu spekulieren: "Den wird City vermutlich für 40 Millionen verpflichten, um ihn gelegentlich mal von der Bank zu bringen."
Jubel statt beißenden Spott gab es dagegen in Italien. "Napoli beeindruckt Europa mit modernem Spiel und Dynamik", schreibt die "Gazzetta dello Sport". In Neapel feierten tausende Tifosi bis tief in die Nacht, angeheizt von Doppeltorschütze Cavani. "Ich widme meine beiden Tore nicht nur Gott und meiner Familie - sondern auch den Tifosi: Ihr seid die Größten!"
Spieler des Spiels: Edinson Cavani (SSC Neapel)
Gruppe B
Trabzonspor - Inter Mailand 1:1 (1:1)
Tore: 0:1 Alvarez (18.), 1:1 Halil Altintop (23.)
Ballbesitz: 50:50 Torschüsse: 19:7 Ecken: 6:9
Schon vor dem Duell zwischen Trabzonspor und Inter Mailand hatten die Italiener Grund zur Freude. Mit dem Sieg von Lille in Moskau stand ihr Achtelfinaleinzug fest. Ein Unentschieden gegen Trabzonspor würde reichen, um den Gruppensieg zu sichern. Und exakt auf ein solches spielte Inter hin, nachdem die Mailänder nach einer halben Stunde die Offensivbemühungen eingestellt hatten.
Bei Trabzonspor konnte sich hingegen mit Halil Altintop ein Spieler über ein Champions-League-Tor freuen, der letzte Saison noch aus der Bundesliga abgestiegen war. Zum Sieg reichte es für die aufopferungsvoll anrennenden Türken dennoch nicht. Inters Betonabwehr, Pech, aber auch Unvermögen im Abschluss verhinderten einen Sieg.
So ging Claudio Ranieris Defensivtaktik am Ende einmal auf. Mit minimalem Aufwand holte sich Inter den erhofften Punkt. Die Türken kletterten durch das Unentschieden immerhin auf Rang zwei, könnten aber am letzten Spieltagnoch auf den letzten Platz abrutschen.
Spieler des Spiels: Burak Yilmaz (Trabzonspor)
ZSKA Moskau - OSC Lille 0:2 (0:0)
Tore: 0:1 Berezutski (49./Eigentor), 0:2 Sow (64.)
Ballbesitz: 51:49 Torschüsse: 8:14 Ecken: 2:6
Was machen ein paar Nordfranzosen im Herzen Russlands? Ganz einfach: Guten Fußball spielen. Dank des Dreiers in Moskau ist die Konstellation in Gruppe B spannender denn je - mit Ausnahme von Inter. Bis es dazu kommen konnte, galt es allerdings erst einmal einige Probleme zu überwinden. Der Flieger aus Frankreich hatte Verspätung, sodass die Pressekonferenz inklusive Abschlusstraining ausfallen musste.
Bei -8°C musste Lille mit Joe Cole im Eisschrank von Moskau ran. Eine Sache, die im kalten Russland nicht ganz so selbstverständlich ist: Es wurde auf echtem Rasen gespielt, kein Kunstrasen. Mehr als auf Betriebstemperatur zu kommen, war also nicht nötig.
Die Traumoffensive der Franzosen, bestehend aus Eden Hazard, Moussa Sow und Joe Cole, wirbelte die Reihen von ZSKA regelmäßig durcheinander. Bei so viel spielerischer Klasse war dann auch die Kälte kein Problem mehr. Zur Verteidigung der Hausherren: Einige wichtige Spieler fehlten, u.a. Sturm-Star Seydou Doumbia.
Spieler des Spiels: Eden Hazard (OSC Lille)
Gruppe C
Manchester United - Benfica 2:2 (1:1)
Tore: 0:1 Jones (3./Eigentor), 1:1 Berbatov (30.), 2:1 Fletcher (59.), 2:2 Aimar (61.)
Ballbesitz: 58:42 Torschüsse: 16:11 Ecken: 6:2
Und es wird doch noch mal spannend in der Gruppe C. Zu Beginn der Gruppenphase hätte kaum jemand gedacht, dass Manchester United Probleme haben würde mit Gegnern wie Benfica und dem FC Basel. Doch nach dem fünften Spieltag sieht es anders aus: Benfica ist punktgleich mit ManUtd (neun Punkte) dank des gewonnenen direkten Vergleichs schon weiter, einen Zähler dahinter wartet bereits der FC Basel.
"United muss jetzt die Schweizer Berge besteigen, um nicht aus der Königsklasse zu fliegen", schreibt die "Sun". Dass United dann womöglich nur noch als Zweiter der Gruppe durchkommt und damit im Achtelfinale schon auf die ganz dicken Brocken wie Bayern, Barca oder Real Madrid treffen könnte, nimmt Sir Alex Ferguson zumindest nach außen hin gelassen. "Das könnte es ein bisschen schwerer machen für uns. Aber vielleicht liegen uns ja gerade die Top-Gegner besser..."
Dass die Red Devils plötzlich zittern müssen, haben sie sich weitestgehend selbst zuzuschreiben, betrachtet man die Gegentore und ihre Entstehung. Zum unglücklichen Eigentor von Phil Jones erübrigt sich jeder Kommentar, dem 2:2 durch Pablo Aimar ging ein zu kurz geratener und unplatzierter Befreiungsschlag von Torhüter David de Gea voraus.
Die zu Beginn der Saison komplett ausgetauschten Portugiesen - 15 Neue, acht Abgänge - kämpften indes mit viel Herz und kauften den Red Devils über weite Strecken den Schneid ab. Belohnung war das 2:2-Unentschieden im Theatre of Dreams, womit Benfica schon im Achtelfinale steht. Manchester United muss am letzten Spieltag der Gruppenphase zum Endspiel nach Basel.
Spieler des Spiels: Ashley Young (Manchester United)
Otelul Galati - FC Basel 2:3 (0:3)
Tore: 0:1 F. Frei (10.), 0:2 A. Frei (14.), 0:3 Streller (37.), 1:3 Giurgiu (75.), 2:3 Antal (81.)
Ballbesitz: 46:54 Torschüsse: 12:12 Ecken: 5:1
Ex-Basel-Trainer Thorsten Fink ist mittlerweile beim HSV und zieht die Hanseaten langsam aus dem Tabellenkeller der Bundesliga. Neuer Trainer ist Heiko Vogel. Der spielt um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League - und die Schweizer haben weiterhin alle Chancen. "Der Traum geht weiter, Basel siegt mit Glück und Verstand. Jetzt kommt es zum Endspiel der Bebbi gegen Manchester United!", schreibt der "Blick".
Mit jeweils neun Punkten sind Benfica und Manchester United nur einen Zähler entfernt. Otelul Galati war kein Gegner, bereits zur Halbzeit war das Spiel entschieden, auch wenn ein Blick auf die Statistiken anderes vermuten lässt.
Die Gegentreffer waren mehr Luxus als Notwendigkeit. Zum Endspiel kommt jedoch ein Gegner von anderem Kaliber nach Basel: die Red Devils. Nichtsdestotrotz haben die Schweizer ihr Schicksal selbst in der Hand - ein Sieg würde Basel ins Achtelfinale und ManUtd in die Europa League bringen.
Spieler des Spiels: Fabian Frei (FC Basel)
Gruppe D
Real Madrid - Dinamo Zagreb 6.2 (4:0)
Tore: 1:0 Benzema (2.), 2:0 Callejon (6.), 3:0 Higuain (9.), 4:0 Özil (20.), 5:0 Callejon (49.), 6:0 Benzema (66.), 6:1 Beqiraj (81.), 6:2 Tomecak (90.)
Ballbesitz: 64:36 Torschüsse: 20:7 Ecken: 7:2
Ein besseres Spiel hätte Nuri Sahin für sein Champions-League-Debüt bei Real Madrid nicht erwischen können. Denn der Gegner Dinamo Zagreb war mit dem königlichen Offensivwirbel von der ersten Minute an überfordert und mutierte so zu einem dankbaren Sparringspartner. Dabei hatte Jose Mourinho sogar Cristiano Ronaldo und Keeper Iker Casillas geschont.
Mit der schnellsten 3:0-Führung in der Champions-League-Historie zog Madrid dem Gegner schon früh den Zahn. Und auch danach verzauberte der Gastgeber bei strömenden Regen die Fans mit begeisterndem Angriffsfußball.
Sahin stellte in der ersten Halbzeit mit öffnenden Pässen seine Spielübersicht unter Beweis, bevor er in der zweiten Hälfte taktisch bedingt defensiver auftrat. Gerade im Zusammenspiel mit Mesut Özil deutete der Ex-Dortmunder jedoch mehrfach an, dass er bestens in das taktische Konzept der Madrilenen passt.
Einen Makel gab es für die Königlichen dann doch noch: Die beiden Gegentore in der Schlussphase waren die ersten Champions-League-Gegentore für Real in dieser Saison, an beiden war Sahin nicht ganz unbeteiligt. Für Dinamo bedeuteten sie die ersten Treffer in der Gruppenphase, dementsprechend frenetisch wurden sie vom mitgereisten kroatischen Anhang gefeiert.
Spieler des Spiels: Jose Callejon (Real Madrid)
Reaktionen:
Jose Mourinho (Trainer Real Madrid) über Özil: "Er ist sehr stark. Er kommt langsam auf ein höheres Level. Jedes Mal, wenn Nationalspieler zu Länderspielen reisen, kommen sie müder oder schlechter zurück. Aber wenn Mesut oder Sami (Khedira, Anm. d. Red.) zu Länderspielen fahren, kommen sie besser zurück."
Mourinho über Sahin: "Das Leben ist nicht einfach. Er muss hart arbeiten. Er ist ein guter Junge und Profi. Aber er braucht noch Zeit, um, auf sein bestes Level zu kommen."
Nuri Sahin (Real Madrid): "Nach mehreren Monaten, in denen ich leiden musste, durfte ich durchspielen - das war gut für Kopf und Beine. Dem Knie geht's gut. Was ich jetzt brauche, sind Trainingseinheiten und Spiele. Ich bin dafür bekannt, dass ich nicht der Schnellste bin. Und da ich jetzt fünf, sechs Monate nichts machen konnte, ist es normal, dass mir die Spritzigkeit fehlt. Das kommt peu a peu. Es wäre unfair gegenüber den anderen Mannschaften, zu sagen, dass nur Barca und Real die Favoriten auf den Titel sind. Die Engländer sind stark, die Bayern spielen eine gute Saison. Natürlich ist es ein Traum für uns, die Champions League zu gewinnen, bislang läuft alles gut."
Olympique Lyon - Ajax Amsterdam 0:0
Ballbesitz: 54:46 Torschüsse: 17:15 Ecken: 4:5
Was für ein Feuerwerk in Lyon! Nein, nicht die Partie. Die war zumindest in den ersten 45 Minuten kaum der Rede wert. Die Rede ist von den Fans, die das komplette Stadion in der Anfangsphase mit Hilfe von Bengalos in Rauch gehüllt hatten. Das war vielleicht auch besser so.
Denn das vorweggenommene Endspiel um den zweiten Platz in Gruppe D schien beiden Mannschaft jeglichen Mut genommen zu haben. Gerade die Franzosen enttäuschten auf ganzer Linie und konnten sich in der ersten Hälfte bei ihrem Keeper Hugo Lloris bedanken, dass sie nicht in Rückstand gerieten.
Auch nach dem Pausentee war Ajax der Führung näher. Bis zur 70. Minute. Gerade als sich die letzte Rauchwolke verzogen hatte, besannen sich die Franzosen auf einmal auf ihre eigentlich Aufgabe. Der Rest war ein Sturmlauf vom Feinsten.
Doch angestachelt von seinem Gegenüber zeigte auch Ajax-Schlussmann Kenneth Vermeer, dass er keinesfalls ein Fliegenfänger ist und trieb Lyon an den Rand der Verzweiflung. Damit dürften sich die Hoffnungen von Olympique auf die K.o.-Runde im wahrsten Sinne des Wortes in "Rauch" aufgelöst haben.
"Wir stehen mit einem Bein in der Europa League, das ist enttäuschend. Aber wir sollten auch immer noch an uns glauben und unsere Ambitionen wahren. Wir müssen in Zagreb gewinnen und dann schauen, was Real in Amsterdam macht", hat Torhüter Lloris noch einen kleinen Funken Hoffnung.
Der Spieler des Spiels: Kenneth Vermeer (Ajax)
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