Real Madrid hat seinem Coach Jose Mourinho in dessen 100. Europapokal-Spiel ein glanzvolles Jubiläum beschert. Auch Sami Khedira und Mesut Özil konnten auf ganzer Linie überzeugen. Dagegen taten sich beide Manchester-Teams lange Zeit schwer, ehe Wayne Rooney bzw. Sergio Agüero zu den großen Helden des Abends wurden. Zudem bewies Inter in Lille, dass die Nerazzurri doch noch gewinnen können.
Gruppe A
SSC Neapel - Bayern München 1:1 (1:1)
Tore: 0:1 Kroos (2.), 1:1 Badstuber (39./Eigentor)
Ballbesitz: 47:53 Torschüsse: 2:15 Ecken: 4:5
Bes. Vorkommnis: De Sanctis (Neapel) hält Handelfmeter von Gomez (49.)
Punkt gewollt, Punkt geholt: Der FCB ist weiter Gruppenerster, hätte in Neapel aber durchaus gewinnen können. Räume gab es über 90 Minuten genug, die Münchner standen nur nicht konsequent auf dem Gaspedal. Dazu ließ Holger Badstubers Eigentor nach einem Stellungsfehler von Philipp Lahm Manuel Neuers Zu-Null-Serie im 13. Spiel nach 1147 Pflichtspiel-Minuten enden. Mario Gomez "krönte" das durchwachsene Spiel des FCB mit einem kläglich verschossenen Handelfmeter, den der schwache Schiedsrichter Olegario Benquerenca gegen Paolo Cannavaro verhängt hatte.
Der Spieler des Spiels: Hugo Campagnaro (SSC Neapel)
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Manchester City - FC Villarreal 2:1 (1:1)
Tore: 0:1 Cani (4.), 1:1 Marchena (43./Eigentor), 2:1 Agüero (93.)
Ballbesitz: 58:42 Torschüsse: 16:15 Ecken: 5:3
Er kam, sah und siegte. Sergio Agüero saß 62 Minuten lang nur auf der Bank. Doch als es drauf ankam, wurde der kleine Argentinier wieder zum Helden im Ethiad Stadium. In allerletzter Sekunde besorgte Kun den entscheidenden Treffer und brachte die Citizens damit wieder zurück ins Geschäft.
Dabei sah es zu Beginn der Partei alles andere als rosig aus. Die Himmelblauen waren noch gar nicht richtig auf dem Platz, als Villarreal dank Cani schon mit 1:0 führte. Dem Treffer vorausgegangen war zuerst ein katastrophaler Ballverlust von David Silva, bevor Keeper Joe Hart einen Rossi-Schuss genau vor die Füße von Cani abwehrte.
City brauchte zehn Minuten, um sich von diesem frühen Schock zu erholen. Spätestens ab Mitte der ersten Halbzeit hatte der Gastgeber die Partie allerdings endgültig fest im Griff. Gerade Aleksandar Kolarov sorgte mit seinen unnachahmlichen Flankenläufen für Unruhe in der Hintermannschaft der Spanier. Das Problem: City vergaß das Toreschießen, allen voran Edin Dzeko. Bezeichnend dafür war der Ausgleich durch ein Eigentor von Carlos Marchena.
Auch in der zweiten Hälfte änderte das Bild kaum. Das gelbe U-Boot beschränkte sich aufs Verteidigen. Und City wartete auf ihren Helden aus Argentinien. Durch den Sieg ist das Team von Roberto Mancini mit vier Punkten wieder bei der Musik in der Bayern-Gruppe.
Der Spieler des Spiels: Aleksandar Kolarov (Manchester City)
Gruppe B
ZSKA Moskau- Trabzonspor 3:0 (1:0)
Tore: 1:0 Doumbia (29.), 2:0 Cauna (76.), 3:1 Doumbia (86.)
Ballbesitz: 43:57 Torschüsse: 13:14 Ecken: 1:9
So schnell kann's gehen. Vor der Partie waren die Russen noch Gruppenletzter. 90 Minuten später darf der ZSKA wieder vom Weiterkommen träumen. Von Beginn an waren die Moskauer spielbestimmend, auch wenn Trabzonspor in den ersten Minuten die besseren Chancen verbuchen konnte.
Es dauerte es 23 Minuten bis zur ersten guten Chance für den Gastgeber. Doch der Freistoß von Alan Dzagoev ging noch wenige Zentimeter über das Tor. Seydou Doumbia machte es sechs Minuten später besser. Ein Doppelpass mit Vagner Love hebelte die Abwehr der Türken aus. Doumbia hatte freie Bahn und netzte zum 1:0 ein (29.).
Auch nach der Halbzeit war der ZSKA tonangebend, vergab aber drei gute Chancen, um auf 2:0 zu erhöhen. Erst nach einem Konter in der 76. Minute konnte Moskau den zweiten Treffer verbuchen. Vagner Love schlug eine Flanke von rechts direkt auf den Fuß von Alexander Cauna, der den Ball mit vollem Risiko volley nahm und mit dem 2:0 belohnt wurde.
Für den Schlusspunkt sorgte wieder Doumbia, der seinen Gegenspieler mit einer Köpertäuschung rechts liegen ließ und dann den Ball mit dem Außenrist über Keeper Tolga Zengin schlenzte (86.).
Der Spieler des Spiels: Seydou Doumbia (ZSKA Moskau)
OSC Lille - Inter Mailand 0:1 (0:1)
Tore: 0:1 Pazzini (21.)
Ballbesitz: 59:41 Torschüsse: 17:5 Ecken: 12:3
Es war sicherlich nicht schön, was Inter Mailand in Lille bot. Aber dafür umso wichtiger. Nach zwei Niederlagen in der Serie A brauchten die Nerazzurri endlich mal wieder einen richtig dreckigen Sieg. Netter Nebeneffekt: Der Erfolg katapultierte die Italiener wie aus dem Nichts an den Platz an der Sonne.
Apropos: Wie aus dem Nichts kam auch die Führung durch Giampaolo Pazzini nach 21 Minuten. Eingeleitet vom wiedergenesenen Wesley Sneijder war es Mauro Zarate, der den Ball Pazzini mustergültig servierte. Der Goalgetter ließ sich nicht lange bitten und knallte das Leder aus elf Metern ins gegnerische Netz. Was in den restlichen knapp 70 Minuten passierte, war dagegen nicht der Rede wert.
Bezeichnenderweise war ein Flitzer im Trikot von Olympique Marseille lange Zeit das größte Highlight in der zweiten Hälfte. Erst Sekunden vor dem Schlusspfiff sorgte ein hoher Ball in den Inter-Strafraum noch mal für Chaos. Allerdings überlebten die Mailänder auch diese Situation unbeschadet.
Der Spieler des Spiels: Giampaolo Pazzini (Inter Mailand)
Gruppe C
Otelul Galati - Manchester United 0:2 (0:0)
Tore: 0:1 Rooney (64./Elfmeter), 0:2 Rooney (94./Elfmeter)
Ballbesitz: 37:63 Torschüsse: 15:11 Ecken: 2:1
Rote Karte: Nemanja Vidic (66./Manchester United)
Gelb-Rote Karte: Milan Perendija (89./Otelul Galati)
Wer nicht will, der hat schon. Underdog Galati hätte mindestens einen Punkt gegen schwach auftretende Red Devils mitnehmen können. Dank einer soliden Defensivleistung und lustlos agierenden Gegnern waren sie auf dem besten Weg.
Doch dann kam Wayne Rooney. Oder sagen wir besser: Und dann setzte bei Sergiu Costin irgendetwas aus. Der bis dahin stark agierende Kapitän ließ sich nach einer Rooney-Flanke völlig grundlos zu einem Handspiel hinreißen. Wieso, weiß er vermutlich selbst nicht. Das Gleiche bleibt bei Liviu Antal zu hoffen, der Rooney später im Strafraum ohne große Not umtrat.
Beide Male bestrafte ManUniteds Topstürmer die Dummheit seiner Gegenspieler mit Strafstößen, die kaum trockener getreten hätten sein können. Ensprechend leicht lässt sich die Partie zusammen fassen: Zwei dumme Aktionen, zwei Elfmeter, zweimal Rooney, zweimal Tor. Gemütlicher geht es nicht.
Sein Doppelpack macht den 25-Jährigen nun auch zum besten englischen Torjäger der Champions-League-Geschichte. Mit jetzt 26 Treffern überholte er Paul Scholes in der Rangliste, Frank Lampard und Steven Gerrard folgen knapp dahiner.
Der Spieler des Spiels: Wayne Rooney (Manchester United)
FC Basel - Benfica 0:2 (0:1)
Tore: 0:1 Cesar (20.), 0:2 Cardozo (75.)
Ballbesitz: 56:44 Torschüsse: 16:10 Ecken: 2:4
Da sage noch mal einer, es würde sich nicht lohnen, auf Konter zu lauern. Benfica wollte die Tabellenführung der Gruppe C und hat sie sich auch gesichert, indem der Gegner aus Basel zermürbt wurde. Die Schweizer Hausherren waren in jeder Hinsicht überlegen, hatten mehr Ballbesitz und doppelt so viele Torchancen - darunter einige, die man durchaus hätte verwandeln müssen.
Aber wer braucht schon viele Chancen, wenn er Traumtore erzielen kann? Nachzufragen bei Bruno Cesar, der nach einem wunderschönen Doppelpass mit Nicolas Gaitan und einen Zuspiel, das nur zu ihm kam, weil Kollege Rodrigo über den Pass sprang, lässig einschieben durfte.
Wer wäre da als Gegner nicht frustriert? Fünf Minuten Nachspielzeit, drei Gelbe und eine Gelb-Rote Karte in den Schlussminuten - das war dann nicht mehr so schön anzuschauen. Cesar wird es egal sein, ebenso wie den übrigen Lissabonnern.
Der Spieler des Spiels: Bruno Cesar (Benfica)
Gruppe D
Real Madrid - Olympique Lyon 4:0 (1:0)
Tore: 1:0 Benzema (19.), 2:0 Khedira (47.), 3:0 Lloris (55./Eigentor), 4:0 Sergio Ramos (81.)
Ballbesitz: 62:38 Torschüsse: 18:8 Ecken: 8:1
Was für eine Demonstration von Real. Jose Mourinho hatte vor dem Spiel gesagt, "wir möchten uns so schnell wie möglich qualifizieren und weiter kommen als im letzten Jahr." Und genau so legte seine Mannschaft auch los.
Angetrieben von der starken Abwehr um Marcelo rollte ein Angriff nach dem anderen auf das Gehäuse von Lyon-Keeper Hugo Lloris. Folgerichtig schoss Ex-Olympique-Spieler Karim Benzema in der 19. Minute den Ball auch zur Madrider Führung ins Tor.
Nach dem Führungstreffer drückte Real weiter aufs Tempo, konnte aber vor der Halbzeit aus der Überlegenheit kein Kapital schlagen. Der zweite Durchgang begann dann wie die erste aufgehört hatte. Real mit unnachgiebigem Offensivspiel, Lyon teilweise hilflos in die eigene Hälfte gedrückt.
Khedira, der kurze Zeit später mit einer Platzwunde vom Feld musste, Lloris, der eine Hereingabe von Mesut Özil ins eigene Tor lenkte und Sergio Ramos stellten schließlich das Endergebnis her, das bei konsequenterer Chancenverwertung noch höher hätte ausfallen können. Real Madrid ist in dieser Form sicher ein Kandidat auf den Champions-League-Sieg, auch wenn ein völlig überfordertes Lyon an diesem Tag nicht als Gradmesser taugte.
Jose Mourinho (Trainer Real Madrid): "Ich habe mir zuletzt beide Länderspiele von Deutschland angesehen und Khedira hat sehr gut gespielt. Gegen Lyon war er wieder sehr stark. Ich fand seine Vorstellung wirklich sehr gut. Und Özil zeigt mit jedem Ballkontakt seine Klasse, aber er muss sich selbst jetzt auf das nächste Level bringen. "Jedes Mal, wenn Özil den Ball berührt, macht er wunderbare Dinge, das Publikum liebt ihn und ich liebe ihn auch."
Der Spieler des Spiels: Karim Benzema (Real Madrid)
Dynamo Zagreb - Ajax Amsterdam 0:2 (0:0)
Tore: 0:1 Boerrigter (49.), 0:2 Eriksen (90.)
Ballbesitz: 43:57 Torschüsse: 14:19 Ecken: 2:9
In Zagreb trafen die beiden Außenseiter der Gruppe D aufeinander. Dinamo drückte von den eigenen Fans angetrieben vor allem in der Anfangsphase auf das Gaspedal. Rukavina machte über links viel Betrieb, gute Tormöglichkeiten waren aber trotzdem Mangelware. Ajax, am Anfang abwartend, war überwiegend durch Konter gefährlich und hätte kurz vor der Halbzeit durch den agilen Linksaußen Derk Boerrigter in Führung gehen können.
Ajax kam dann deutlich selbstbewusster aus der Kabine. "Da geht was!", so die Körpersprache der von Frank de Boer trainierten Elf. Diese Einstellung sollte sich auch gleich auszahlen: in der 49. Minute traf Boerrigter zur verdienten Führung ins Netz. Danach hätte De Jong die Partie vorzeitig entscheiden können, sein Kopfball landete aber am Pfosten.
Zagreb wollte das Spiel nicht verloren geben, allein fehlten die Mittel gegen taktisch gut stehende Amsterdamer, bei denen Anita ein ums andere Mal den schwachen Ex-Leverkusener Domagoj Vida auf der linken Seite alt aussehen ließ.
In der Schlussminute vollendete der dänische Nationalspieler Christian Eriksen gegen aufgerückte Gastgeber schließlich einen schönen Konter zum 2:0-Endstand. Ajax ist durch den Sieg wieder dick im Rennen um Platz zwei in der Gruppe. Für das punktlose Zagreb geht es dagegen wohl nur noch um den dritten Platz. Doch selbst der ist mittlerweile vier Punkte entfernt.
Der Spieler des Spiels: Derk Boerrigter (Ajax Amsterdam)
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