Ganz Manchester weint - Rekorde ohne Ende

SPOX
08. Dezember 201100:35
Der FC Basel hat Manchester United aus der Champions League geworfenGetty
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Der letzte Gruppenspieltag der Champions-League-Saison 2011/12 geht in die Geschichte ein! Besser, spannender, legendärer war es selten. Die Großkopferten aus Manchester (City und United) spielen demnächst in der Europa League, dafür bekommen die Basler einen neuen Nationalfeiertag. Die Rekorde purzelten vor sich hin und was sich in Zagreb abspielte, spottet sowieso jeder Beschreibung.

Gruppe A

Manchester City - Bayern München 2:0 (1:0)

Tore: 1:0 Silva (36.), 2:0 Toure (52.)

Ballbesitz: 53:47 Torschüsse: 17:10 Ecken: 4:2

Ende Oktober spielte der FC Bayern im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt. Der oberbayrische Gast wurde abgewatscht, am Ende stand's 6:0. Nicht Gomez, Ribery und Robben schossen Ingolstadt ab, sondern Petersen, Pranjic und Contento.

Am Mittwoch durften sie wieder ran, die Ersatzspieler der Bayern. In Manchester bei City, in der Champions League. Petersen, Pranjic, Contento und Co. zogen sich achtbar aus der Affäre, das Spiel ging dennoch verloren, weil City zwei Mal zauberte vor Jörg Butt.

Geholfen hat der Sieg der Milliarden-Truppe aus Manchester nichts - trotz zehn Punkten muss die Mancini-Truppe in die Europa League.

SPOX-Analyse: Schwache Doppelsechs der Bayern

Spieler des Spiels: David Silva (Manchester)

FC Villarreal - SSC Neapel 0:2 (0:0)

Tore: 0:1 Inler (65.), 0:2 Hamsik (76.)

Ballbesitz: 51:49 Torschüsse: 6:12 Ecken: 5:14

Glückwunsch, Napoli! Die leidenschaftlichen Süditaliener stehen bei ihrer ersten CL-Teilnahme im Achtelfinale. In Villarreal stürmte Neapel von Beginn an aufs Tor der Spanier, hatte aber kein Glück im Abschluss. Ein Beispiel: Villarreals Keeper Lopez kratzte eine Flipperkugel durch alle Ecken des Sechzehners von der Linie und rammte dabei sämtliche Rippen an den linken Pfosten.

Weil Inler dann aber den linken Hammer auspackte und Hamsik den Ball erfolgreich über die Linie stöpselte, ist Napoli unter den besten 16 der Königsklasse. Trainer Mazzarri verkraftete das weniger gut. Erst musste er auf die Tribüne, weil er Villarreals Nilmar wegschubste (!) und nach dem Spiel verschwand Mazzarri wortlos im Bus - die Anspannung war einfach zu groß.

Über die Leistung des FC Villarreal in dieser CL-Saison legt man zum Schutz der Spanier besser den Mantel des Schweigens. Obwohl...Beschämend, traurig, albern! Das gelbe U-Boot ist komplett abgesoffen. Auch wenn das Verletzungspech extrem war, sind 0 Punkte und 2:14 Tore nicht zu rechtfertigen. Immerhin spielte da der 3. der letzten Primera-Division-Saison.

Negativer Höhepunkt: Der Faustschlag von Gonzalo Rodriguez in Aronicas Gesicht kurz vor Schluss.

Spieler des Spiels: Marek Hamsik (Neapel)

Gruppe B

Inter Mailand - ZSKA Moskau 1:2 (0:0)

Tore: 0:1 Doumbia (50.), 1:1 Cambiasso (51.), 1:2 Berezutski (86.)

Ballbesitz: 49:51 Torschüsse: 13:13 Ecken: 6:8

Viele Fans waren es nicht, die den Weg ins San-Siro-Stadion gefunden hatten, schließlich war Inter schon als Gruppenerster durch und Moskau nicht unbedingt der attraktivste Gegner. Einige werden sich ärgern, denn sie verpassten zwei echte Highlights. Zum einen qualifizierte sich ZSKA erstmals für die K.o.-Runde der Königsklasse, zum anderen hat die Technik bei den Nerazzurri schon soweit Einzug erhalten, dass Einwechselspieler auf einem Tabled-PC taktische Anweisungen bekommen.

Das Spiel selbst war phasenweise durchaus ansehnlich, was an einer starken Anfangsphase von Inter und den Russen lag, die durch ihr aggressives Spiel die Italiener vor einige Probleme stellten. Allen voran Vagner Love wirbelte die gesamte Viererkette durcheinander und ließ mehrere hochkarätige Chancen liegen.

Seydou Doumbia machte es besser (50.), doch Esteban Cambiasso schlug postwendend zurück für Inter. Beinahe wäre den Gastgebern dann sogar die Führung gelungen, doch Diego Milito setzten einen Kopfball in seinem 100. Spiel für Inter an die Latte. Wasili Berezutski machte es kurz vor Schluss besser und wuchtete einen Kopfball zum Weiterkommen in die Maschen.

Durch das Weiterkommen von ZSKA und Zenit St. Petersburg stehen erstmals zwei russische Vereine unter den letzten 16 der Champions League.

Spieler des Spiels: Vagner Love(Moskau)

OSC Lille - Trabzonspor 0:0

Ballbesitz: 62:38 Torschüsse: 21:6 Ecken: 10:1

Aus der Traum vom Achtelfinale! Beide Teams müssen nach dem Moskauer Sieg in Mailand die Segel streichen. Dabei legt der OSC Lille los wie die Feuerwehr. Die Franzosen ließen Trabzon nicht zur Entfaltung kommen und schnürten die Türken förmlich in der eigenen Hälfte ein.

Zeitweise hatte Lille Chancen im Minutentakt. Vor allem die bärenstarke Offensivreihe mit Hazard, Cole und Payet vergab reihenweise gute Gelegenheiten. So ging es trotz 12:4 Torschüssen und 60 Prozent Ballbesitz mit einem Unentschieden in die Kabine.

In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Lille war drückend überlegen, aber verpasste es eine der vielen Chancen zu nutzen. Am Ende hätte Trabzonspor fast noch den Sieg davongetragen, doch Yilmaz vergab die hochkarätige Konterchance. So sind beide Mannschaften raus aus der Königsklasse, die Türken dürfen sich immerhin mit der Europa-League-Teilnahme trösten.

Spieler des Spiels: Eden Hazard (Lille)

Gruppe C

FC Basel - Manchester United 2:1 (1:0)

Tore: 1:0 Streller (9.), 2:0 A. Frei (84.), 2:1 Jones (89.)

Ballbesitz: 48:52 Torschüsse: 11:21 Ecken: 2:7

Unfassbar, sensationell oder einfach nur affengeil aus Basler Sicht! Dagegen dürfte Sir Alex Ferguson in nächster Zeit ein fieser, eisiger Wind um die Ohren wehen. Fergie ist ja aufgrund seiner cholerischen Anfälle bekannt als "hair dryer" - jetzt muss der Sir sich einiges anhören.

Basel zeigte keinerlei Respekt vor United und suchte sein Heil in der Flucht nach vorne. Beim 1:0 profitierte der FC von de Geas erneutem Patzer und einer höchst unglücklichen Aktion der United-Verteidiger. Vidic hatte Smalling ausgeknockt, Smalling blieb liegen. Shaqiri flankte nach innen und Streller traf nach de Geas schwacher Fußabwehr ins Netz.

Manchester schlich behäbig über den Platz und kam erst gegen Ende der ersten Halbzeit zu ersten Torchancen. Nach der Pause änderte sich wenig. Basel hielt den Fuß auf dem Gaspedal, Frei prüfte de Gea mit einem Freistoß über die Mauer.

United wachte sehr spät auf, hatte aber Pech, als Steinhöfer den Ball mit Schmackes aus acht Metern ans eigene Lattenkreuz schweißte. So kam es wie es kommen musste. Alex Frei staubte in der 84. Minute ab und verwandelte den St. Jakobs Park in ein Tollhaus. Daran änderte auch der späte Anschlusstreffer durch Jones nichts mehr.

United, letztes Jahr noch CL-Finalist, schied erstmals seit 2005/06 wieder in der Gruppenphase aus. Auch damals war übrigens Benfica Lissabon in der Gruppe. Immerhin könnte es ja jetzt zum Duell mit ManCity kommen - in der Europa League. Pffffff......

Spieler des Spiels: Xherdan Shaqiri (FC Basel)

Benfica - Otelul Galati 1:0 (1:0)

Tor: 1:0 Cardozo (7.)

Ballbesitz: 58:42 Torschüsse: 11:8 Ecken: 5:1

Zwei Sätze zum Spiel müssen in diesem Fall genügen. Benfica geht ohne Niederlage als Gruppenerster ins Achtelfinale. Galati holte als eines von drei Teams (neben Villarreal und Dinamo Zagreb) keinen Punkt, war aber immerhin nur das drittschlechteste Team.

Spieler des Spiels: Oscar Cardozo (Benfica)

Gruppe D

Ajax Amsterdam - Real Madrid 0:3 (0:2)

Tore: 0:1, 0:3 Callejon (14., 90.+3), 0:2 Higuain (41.)

Ballbesitz: 55:45 Torschüsse: 17:8 Ecken: 5:2

Ajax ging mit einem komfortablen Vorsprung von drei Punkten und sechs Tore auf Lyon ins letzte Gruppenspiel. Und selbst nach dem 0:1 durch Jose Callejon machte sich niemand Sorgen bei den Niederländern, schließlich spielte Ajax mehr als ordentlich und diktierte das Spiel. Das Problem: Schiedsrichter Manuel Sousa klaute den Gastgebern zwei reguläre Treffer.

Denn sowohl Nicolas Lodeiro als auch wenig später Miralem Sulejmani standen bei ihren Toren nicht im Abseits. Und weil Gonzalo Higuain kurz vor der Pause einen Konter eiskalt vollstreckte, stand es zur Halbzeit 0:2 statt 2:2. In Durchgang zwei zirkelte Sulejmani zwar noch einen Heber an die Latte, doch als plötzlich durchsickerte, was in Zagreb los war, war Ajax wie gelähmt.

Ein Unentschieden hätte das Team von Coach Frank de Boer gebraucht für den Achtelfinaleinzug, am Ende traf allerdings nur nochmal Real. Youngster Callejon gelang in der Nachspielzeit das 3:0.

Bei den Königlichen wurden zahlreiche Stars geschont, unter anderem Sami Khedira. Mesut Özil saß 90 Minuten auf der Bank, während Nuri Sahin (90 Minuten) und Hamit Altintop (in der 54. Minute eingewechselt) Spielpraxis sammeln durften.

Real stellte übrigens einen neuen Rekord auf. 18 Punkte gab es schon mal, das Torverhältnis von 19:2 nicht. Besser war ein Teilnehmer in der Geschichte der CL noch nie.

Spieler des Spiels: Raphael Varane (Real Madrid)

Dinamo Zagreb - Olympique Lyon 1:7 (1:1)

Tore: 1:0 Kovacic (40.), 1:1, 1:2, 1:4, 1:6 Gomis (45., 48., 52., 70.), 1:3 Gonalons (47.), 1:5 Lisandro (64.), 1:7 Briand (75.)

Gelb-Rote Karte: Leko (28., Zagreb)

Ballbesitz: 36:64 Torschüsse: 9:24 Ecken: 0:6

Zagreb war schon vor dem letzten Spiel aller Chancen aufs Weiterkommen beraubt und ein mehr oder weniger hoffnungsloser Fall. Keinen Zähler hatten die Kroaten in fünf Partien eingefahren, stattdessen aber 15 Treffer kassiert. Gegen Lyon wurde deutlich, warum.

In Halbzeit zwei brachen bei den Gastgebern alle Dämme. Nachdem man in Unterzahl noch in Führung gegangen war und diesen Treffer euphorisch bejubelt hatte, folgte anschließend die große Show von Lyons Bafetimbi Gomis. Der Angreifer erzielte innerhalb von sieben Minuten drei Tore und schnürte damit den schnellsten Dreierpack der CL-Geschichte.

Weil zwischendrin auch noch Maxime Gonalons getroffen hatte, sicherte sich Lyon auch den Rekord, die vier schnellsten Treffer hintereinander in der Königsklasse erzielt zu haben.

Die Rekorde waren allerdings zweitrangig. Wichtig war aus Sicht der Franzosen, weitere Treffer nachzulegen, um tatsächlich noch ins Achtelfinale einzuziehen. Als Jimmy Briand in der 75. Minute das 7:1 gelang und Ajax gegen Real keine Gegenwehr zeigte, war klar: Lyon schafft das Wunder von Zagreb und zieht nach einem unvergesslichen Abend in die nächste Runde ein.

Spieler des Spiels: Bafetimbi Gomis (Olympique Lyon)

Die Champions League 11/12 in der Übersicht