Bayern Münchens Franck Ribery bemängelte erst kürzlich, dass der FC Bayern in der Breite nicht gut genug aufgestellt sei. Wie gut ist die Kaderbreite des FC Bayern wirklich? Wie sieht es in der Bundesliga aus? Wer hat die beste Kaderbreite? Und wer sind die besten Joker? Die Daten-Analyse klärt auf.
Gesamtkader-Analyse
Riberys These
Bayern Münchens Superstar Franck Ribery redete nicht um den heißen Brei: "Wir haben keine richtig gute Bank und keine richtig gute zweite Mannschaft. Ich glaube, es ist ein großes Problem für uns, wenn zwei oder drei Spieler verletzt sind." Eine klare Ansage des Franzosen und auch durchaus als Kritik an der Transferpolitik des FC Bayern zu verstehen. Das Bayern in der Winterpause keine neuen Spieler holte, fand Ribery "schade". Wie schwer der FC Bayern in Bredouille kommen kann, zeigte das Wochenende, als Daniel van Buyten, Breno und Rafinha nicht zur Verfügung standen und mit Anatolij Tymoschtschuk ein gelernter Mittelfeldspieler rechts in der Viererkette aushelfen musste. Der Versuch misslang völlig.
Hat Ribery also recht? Ist der Bayern-Kader nicht ausreichend? Und wie sieht es in der Bundesliga überhaupt aus? Wer hat die beste Kadertiefe?
Größte Kader: Wolfsburg | Kleinster Kader: Bayern
Jupp Heynckes verweist seit Saisonbeginn immer wieder darauf, dass sein Kader quantitativ nicht gut besetzt ist. Wechselwilligen Spielern wie Ivica Olic und Danijel Pranjic wurde im Winter so keine Freigabe erteilt. In der Tat nutzt Heynckes den kleinsten Kader der Bundesliga. Nur 20 verschiedene Spieler setzte er im laufenden Wettbewerb ein, dazu gehört auch Takashi Usami, der 21 Minuten aus dem 2. Spieltag zählt. Die mit Abstand größte Kadertiefe hat - wen überrascht's - Felix Magath in Wolfsburg, der am Wochenende den 36. Spieler einsetzte und damit einen neuen Bundesliga-Rekord aufstellte.
Eingesetzte Spieler
# | Verein | Spieler |
1 | VfL Wolfsburg | 36 |
2 | SC Freiburg | 29 |
3 | Werder Bremen | 28 |
4 | FSV Mainz 05 | 27 |
5 | 1. FC Kaiserslautern | 27 |
6 | FC Augsburg | 27 |
7 | 1. FC Nürnberg | 26 |
8 | 1899 Hoffenheim | 25 |
9 | Schalke 04 | 25 |
10 | VfB Stuttgart | 24 |
11 | Hamburger SV | 24 |
12 | 1. FC Köln | 23 |
13 | Bayer Leverkusen | 22 |
14 | Hertha BSC | 22 |
15 | Borussia Dortmund | 22 |
16 | Hannover 96 | 22 |
17 | Borussia M'gladbach | 21 |
18 | Bayern München | 20 |
Leverkusen hat die Bank mit der meisten Erfahrung
Wie sieht es auf den Bänken der Bundesligisten aus? Wie stark ist das Team hinter der Startelf? Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass der durchschnittliche Ersatzspieler von Bayer Leverkusen die meiste Erfahrung aufweist. Addiert nominierte Leverkusen-Coach Robin Dutt in der bisherigen Bundesliga-Saison 116 Ersatzspieler, die im Durchschnitt die Erfahrung von 109,83 Bundesliga-Spielen hatten.
Dagegen hat der durchschnittliche Bayern-Ersatzspieler "nur" 71,03 Spiele Bundesliga-Erfahrung. Die Datenbank verrät also: Ribery hat Recht! In Sachen Bundesliga-Erfahrung sind die Ersatzspieler des FC Bayern nicht einmal in der Top 5 der Bundesliga. Schlusslicht ist der FC Augsburg mit einem Wert von 40,44.
# | Verein | Spieler | Ø Spiele |
1 | Bayer Leverkusen | 116 | 109,83 |
2 | Hannover 96 | 120 | 105,43 |
3 | VfL Wolfsburg | 120 | 102,48 |
4 | Borussia Dortmund | 120 | 87,26 |
5 | Hamburger SV | 120 | 84,53 |
6 | Schalke 04 | 120 | 75,91 |
7 | FC Bayern | 120 | 71,03 |
8 | VfB Stuttgart | 120 | 65,85 |
9 | Hertha BSC | 120 | 58,33 |
10 | Borussia M'gladbach | 120 | 56,51 |
11 | Werder Bremen | 114 | 53,32 |
12 | SC Freiburg | 120 | 52,73 |
13 | 1. FC Köln | 119 | 51,44 |
14 | 1. FC Nürnberg | 120 | 42,36 |
15 | FSV Mainz 05 | 120 | 42,26 |
16 | 1. FC Kaiserslautern | 120 | 41,98 |
17 | 1899 Hoffenheim | 119 | 40,58 |
18 | FC Augsburg | 120 | 40,44 |
Leverkusen: Erfahren und torgefährlich
Doch es sind nicht nur die Spiele, die Bayer Leverkusen an die Spitze führt: Der durchschnittliche Leverkusener Bankspieler in dieser Saison hat 14,66 Bundesliga-Tore erzielt. Liga-Spitzenreiter Borussia Dortmund folgt mit 11,44 - auch ein Effekt des Ersatzspieler-Daseins von Lucas Barrios. Zumindest in dieser Wertung haben es die Bayern-Ersatzspieler in die Top 5 geschafft. 8,63 Tore erzielte der durchschnittliche Bayern-Ersatzspieler in der Bundesliga. Schlusslicht ist Kaiserslautern.
# | Verein | Spieler | Ø Tore |
1 | Bayer Leverkusen | 116 | 14,66 |
2 | Borussia Dortmund | 120 | 11,44 |
3 | VfL Wolfsburg | 120 | 10,46 |
4 | FC Bayern | 120 | 8,63 |
5 | Hamburger SV | 120 | 6,92 |
6 | Werder Bremen | 114 | 6,5 |
7 | VfB Stuttgart | 120 | 6,37 |
8 | Schalke 04 | 120 | 5,24 |
9 | Hannover 96 | 120 | 4,5 |
10 | 1. FC Köln | 119 | 3,97 |
11 | Borussia M'gladbach | 120 | 3,49 |
12 | 1899 Hoffenheim | 119 | 3,19 |
13 | 1. FC Nürnberg | 120 | 2,97 |
14 | Hertha BSC | 120 | 2,58 |
15 | FSV Mainz 05 | 120 | 2,43 |
16 | SC Freiburg | 120 | 2,42 |
17 | FC Augsburg | 120 | 2,18 |
18 | 1. FC K'lautern | 120 | 1,26 |
Fazit: Gemessen an der Erfahrung und an der Anzahl der erzielten Tore hat Bayer Leverkusen die beste Kaderbreite der Bundesliga, während es beim FC Bayern an erfahrenen Ersatzleuten offensichtlich mangelt. Zu bedenken ist: Spieler wie Nils Petersen oder Takashi Usami, die bisher verschwindend geringe Bundesliga-Erfahrung aufweisen, beeinflussen diese Werte, während Leverkusen den Luxus bzw. die Breite hat, erfahrene Kräfte wie Michael Ballack oder Simon Rolfes immer wieder auf der Bank zu setzen.
Spielerwechsel-Analyse
Wenn die Trainer wechseln...
Wenig überraschend, dass die meisten Spielerwechsel in der zweiten Halbzeit vorgenommen werden. Spielerwechsel beeinflussen den Ausgang der Begegnungen entscheidend und haben Auswirkung auf die Tabelle. Die Bundesliga-Tabelle der 2. Halbzeit zeigt, dass der FC Bayern nach dem Seitenwechsel die erfolgreichste Mannschaft der aktuellen Saison ist, d.h. dass der FC Bayern mit am besten von den Spielerwechseln profitiert. Den gewaltigsten Sprung macht überraschender der SC Freiburg, das in der normalen Tabelle 16. ist, in der Rangliste der 2. Spielhälfte aber Platz sieben einnimmt.
2.H. | Gesamt | Verein | Diff. | Punkte |
1 | 2 | FC Bayern | (+19) | 43 |
2 | 3 | Schalke 04 | (+21) | 42 |
3 | 4 | Borussia M'gladbach | (+11) | 41 |
4 | 1 | Borussia Dortmund | (+15) | 38 |
5 | 5 | Werder Bremen | (+4) | 31 |
6 | 9 | 1. FC Köln | (-9) | 28 |
7 | 16 | SC Freiburg | (-6) | 27 |
8 | 6 | Bayer Leverkusen | (0) | 26 |
9 | 15 | Hertha BSC | (-3) | 24 |
10 | 12 | Hamburger SV | (-4) | 24 |
11 | 16 | 1. FC Kaiserslautern | (-5) | 24 |
12 | 14 | 1. FC Nürnberg | (-6) | 23 |
13 | 10 | VfL Wolfsburg | (-6) | 22 |
14 | 13 | FSV Mainz 05 | (-8) | 22 |
15 | 11 | VfB Stuttgart | (-4) | 21 |
16 | 8 | 1899 Hoffenheim | (-5) | 19 |
17 | 17 | FC Augsburg | (-6) | 19 |
18 | 7 | Hannover 96 | (-8) | 16 |
Jokertore: Bayern ist ganz vorne
Die Tabelle der 2. Spielhälfte ist kein Zufall, wenn man auf die Rangliste der Jokertore blickt. Ganz vorne ist der FC Bayern mit acht Toren von eingewechselten Spielern, gefolgt vom SC Freiburg, der fünf Jokertore aufweist. Joker-König der Bundesliga ist Bayerns Arjen Robben mit drei Treffern, gefolgt von mehreren Spielern mit zwei Treffern wie Freiburgs Stefan Reisinger oder Robbens Teamkollege Ivica Olic. Auch Markus Rosenberg machte sich mit zwei Jokertoren wieder wie zu früheren Bremer Zeiten als Joker nützlich.
Die Joker-Tabelle der Bundesliga
# | Verein | Jokertore |
1 | Bayern München | 8 |
2 | SC Freiburg | 5 |
Werder Bremen | 5 | |
4 | VfL Wolfsburg | 4 |
5 | VfB Stuttgart | 3 |
1. FC Köln | 3 | |
7 | 1. FC Nürnberg | 2 |
FC Augsburg | 2 | |
Hamburger SV | 2 | |
FSV Mainz 05 | 2 | |
11 | Bayer Leverkusen | 1 |
1. FC Kaiserslautern | 1 | |
Borussia Dortmund | 1 | |
Schalke 04 | 1 | |
Borussia M'gladbach | 1 | |
Hertha BSC | 1 | |
17 | Hannover 96 | 0 |
1899 Hoffenheim | 0 |
Lesen Sie auf Seite 2: Die besten Ersatzspieler der Bundesliga
Es gibt sie immer noch, die klassischen Ersatzspieler, die nur dann spielen, wenn ein Stammspieler verletzt, gesperrt oder einfach nur ermüdet ist. Und da sind noch die Spieler Nummer 12 und 13, die gleichwertig mit den Stammspielern sind und die jeder Trainer ohne große Überlegung für die Startelf nominiert - auch ohne Ausfall der Stammkräfte. Fünf Bundesliga-Spieler verkörpern diese Rolle ganz besonders:
Jakub Blaszczykowski (Borussia Dortmund)
Key-Facts | Einsätze: 16 | Startelf: 9 | Minuten gespielt 856 | Tore: 2 | Vorlagen: 5
- Jakub Blaszczykowski vertrat in den bisherigen Rückrundenspielen den verletzten Götze erstklassig
- Beim 5:1 in Hamburg war der Pole an drei Toren beteiligt, gegen Hoffenheim an einem (Vorlage für Großkreutz) - damit sammelte er mehr Scorer-Punkte (vier) als in der gesamten Hinrunde (drei)
- Mit vier Torbeteiligungen ist er der Topscorer der Rückrunde (mit anderen, u.a. Großkreutz und Kagawa)
- In Hamburg schnürte der Pole seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga, u.a. trat er erstmals zu einem Elfmeter an
- "Kuba" erzielte in 128 Bundesliga-Spielen zehn Tore und gab 23 Torvorlagen
- "Kuba" schlägt sehr viele Flanken: In 128 Bundesliga-Partien führte immerhin sechs Mal eine Flanke des Polen zum Torerfolg (drei Mal in dieser Saison - kein Ligaspieler hat mehr Assists durch Flanken)
David Alaba (FC Bayern)
Key-Facts | Einsätze: 18 | Startelf: 4 | Minuten gespielt: 611 | Tore: 2 | Vorlagen: 2
- David Alaba war in dieser Saison an vier Toren beteiligt: Er erzielte (Joker-)Tore in Hannover und gegen Köln und gab gegen Bremen und Köln je eine Torvorlage. Für den Österreicher ist das ein neuer persönlicher Rekord
- Alaba war in der Rückrunde 10/11 an Hoffenheim ausgeliehen und sammelte dort die erhoffte Spielpraxis, bestritt alle 17 Partien von der ersten bis zur letzten Minute
- Vier Mal stand Alaba in dieser Saison in der Startelf, zudem wurde er diese Saison 14 Mal eingewechselt - ligaweit ist er damit der Einwechselkönig
- Nicht umsonst wurde er in Österreich zum Fußballer des Jahres gewählt
Eren Derdiyok (Bayer Leverkusen
Key-Facts | Einsätze: 16 | Startelf: 9 | Minuten gespielt: 855 | Tore: 6 | Vorlagen: keine
- Eren Derdiyok schnürte am 14. Spieltag in Berlin den einzigen Dreierpack seiner Bundesliga-Karriere - mit insgesamt sechs Treffern ist er Bayers erfolgreichster Torschütze dieser Saison
- Gegen Wolfsburg gelang dem Schweizer mit einem Fallrückzieher gegen Landsmann Benaglio ein absolutes Traumtor
- Öfter nur Joker: Derdiyok stand in dieser Saison nur neun Mal in der Startelf, sieben Mal wurde er eingewechselt - kein Leverkusener wurde öfter eingewechselt
- Nichtsdestotrotz hat er schon so viele Tore erzielt wie in der kompletten Vorsaison (sechs), ist stets eine Startelf-Option oder Ergänzung zu Stefan Kießling
- Derdiyok gehört zu den zweikampfstärksten Stürmern der Liga, gewann bislang in jeder Saison mindestens 40 Prozent seiner Duelle (in dieser Saison 43 Prozent)
Julian Draxler (Schalke 04)
Key-Facts | Einsätze: 19 | Startelf: 11 | Minuten gespielt: 1060 | Tore: 1 | Vorlagen: 5
- Julian Draxler stand elf Mal in der Startelf, acht Mal kam er jeweils als Joker ins Spiel - im "Eichkorn-Spiel" gegen Freiburg saß er 90 Minuten auf der Bank
- Draxler erzielte am 18. Spieltag als Joker zu Hause gegen Stuttgart nach einer tollen Ballstafette sein einziges Saisontor
- Als Vorbereiter war der Youngster erfolgreicher: Fünf Mal legte Draxler einen Treffer auf (alle an den letzten zehn Spieltagen) - nur Klaas-Jan Huntelaar gab bei Schalke mehr Torvorlagen (sieben)
- Julian Draxler führte in dieser Saison 14 Mal einen Eckball aus - danach fielen zwei Tore (gegen Augsburg traf Raul und gegen Stuttgart Papadopoulos)
- Draxler gehört seit Januar 2011 zur ersten Mannschaft, kam seitdem in 34 Bundesliga-Spielen zum Einsatz (20 Mal Joker)
- Draxler wurde zum jüngsten Schalker Bundesliga-Spieler aller Zeiten, historisch waren nur drei Spieler bei ihrem Debüt jünger (Sahin, Friedl und Tanko)
- Am 1. April 2011 erzielte er in St. Pauli sein erstes Bundesliga-Tor mit 17 Jahren, 6 Monaten und 12 Tagen - er löste Rüdiger Abramczik als jüngsten Schalker Bundesliga-Torschützen aller Zeiten ab, ligaweit war nur Nuri Sahin jünger
Igor de Camargo (Borussia Mönchengladbach)
Key-Facts | Einsätze: 12 | Startelf: 5 | Minuten gespielt: 580 | Tore: 3 | Vorlagen: keine
- Igor de Camargo erwischte einen guten Start in die Saison, erzielte am 1. Spieltag beim FC Bayern per Kopfball von außerhalb des Strafraumes das 1:0-Siegtor für Gladbach
- Beim HSV traf de Camargo erneut, umso bitterer, dass er ständig Verletzungspech hat, auch diese Saison schon mehrfach aussetzen musste und zuletzt maximal als Joker kam, der in Stuttgart traf
- So richtig fit scheint der belgische Nationalspieler nicht zu sein, nur 36 Prozent gewonnene Duelle sind der schwächste Zweikampfwert aller Borussen
- De Camargo erzielte seine ersten beiden Saisontore per Kopf, obwohl er nur fünf Mal per Kopf zum Abschluss kam
- Angesichts der geringen Einsatzzahl ist seine Ausbeute von zehn Toren und zwei Torvorlagen in 31 Bundesliga-Spielen sehr ordentlich. de Camargo ist immer für einen Treffer gut, traf in jedem dritten Spiel