Nach der geschafften WM-Qualifikation ist vor der Kader-Nominierung. 19 von 23 Plätzen scheinen schon vergeben. Um die restlichen vier WM-Tickets wird es einen heißen Kampf geben.
Philipp Lahm konnte sich den Spaß erlauben. Wie denn sein Eindruck von Brasilien sei, wurde er nach dem 3:0 über Irland gefragt. "Großartiges Land, fußballverrückt, ich freue mich." Es sei eine schöne Sache, "jede meiner Weltmeisterschaften auf einem anderen Kontinent zu spielen. Natürlich nur, wenn ich auch im nächsten Jahr dabei bin." Er sprach's mit einem lachenden Blick zum Bundestrainer gerichtet.
Keine Frage, der Kapitän wird auch in Brasilien im kommenden Jahr die deutsche Mannschaft ins Turnier führen. Bleiben er und viele seiner Kollegen von Verletzungen und katastrophalen Formeinbrüchen verschont, scheinen 19 der 23 Plätze vergeben.
"Natürlich wird es Härtefälle geben", sagte Löw. Allein gegen Irland fehlten "acht, neun Spieler, die sonst fest zu unserem Kreis gehören." Die Positionen und die Kandidaten:
Torhüter
Gesetzt: Manuel Neuer (FC Bayern), Rene Adler (Hamburger SV)
Kandidaten:
Ron-Robert Zieler (Hannover 96): Hat im Moment im Kampf um die Nummer drei die Nase vorn. Wurde für alle WM-Qualifikationsspiele nominiert. Flog bei seinem vorerst letzten Einsatz im Test gegen Argentinien aber schon nach 30 Minuten vom Platz.
Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund): Der zurzeit wohl beste Torhüter ohne Länderspieleinsatz. Löw hat ihm erneut Hoffnungen auf eine Nominierung für die kommenden Testspiele gemacht. Greift Löw wie 2010 auf das Butt-Modell zurück, könnte er zur WM fahren.
Marc-Andre ter Stegen (Borussia Mönchengladbach): Schien schon mal die Nummer drei zu sein, im Moment aber etwas hinten dran. Seine Auftritte in der A-Nationalmannschaft waren bisher unglücklich.
Bernd Leno (Bayer Leverkusen): War bei der U-21-EM im Sommer die Nummer eins, konnte dabei aber nicht überzeugen.
Oliver Baumann (SC Freiburg): In der Liga mit konstant guten Leistungen, überzeugte auch bei seinem einzigen Einsatz bei der U-21-EM. Bei Löw aber noch ohne Chance.
Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt): Verpasste die U-21-EM wegen seines Handbruchs bei einem DFB-Werbedreh. Sammelt wie Baumann in der Europa League gerade internationale Erfahrung.
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Innenverteidiger
Gesetzt: Per Mertesacker (FC Arsenal), Jerome Boateng (FC Bayern), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke 04)
Kandidaten:
Heiko Westermann (Hamburger SV): Als Allzweckwaffe auch als Rechts- oder Linksverteidiger einsetzbar, was seine Chancen erhöht. Außerdem ein ruhiger Kaderspieler, der sich auch ohne Murren auf die Bank setzt.
Holger Badstuber (FC Bayern): Riss sich im Dezember 2012 das Kreuzband, im Mai 2013 dann nochmal. War bis dahin Stammspieler bei Löw. Hat Anfang Oktober seine hoffentlich letzte OP hinter sich gebracht, jetzt in der Reha. Wenn er wieder fit wird, dürfte die WM für ihn trotzdem zu früh kommen.
Philipp Wollscheid (Bayer Leverkusen): Absolvierte beide Testspiele auf der USA-Reise. Seitdem nicht mehr berücksichtigt und auch im Verein derzeit nur Ersatz.
Matthias Ginter (SC Freiburg): Gewann zweimal in Folge die Fritz-Walter-Medaille und ist Stammspieler in der U 21. Ein Mann für die Zukunft.
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Außenverteidiger
Gesetzt: Philipp Lahm (FC Bayern), Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund)
Kandidaten:
Marcell Jansen (Hamburger SV): Solider Auftritt gegen Irland. Wenn Löw einen zweiten Linksfuß dabei haben will, um nicht wieder mit Höwedes oder Boateng experimentieren zu müssen, könnte er davon profitieren.
Dennis Aogo (Schalke 04): Durfte mit auf die USA-Reise und kommt seit seinem Abschied aus Hamburg mit Schalke auch auf Champions-League-Niveau zum Einsatz. Streitet sich ausgerechnet mit seinem "Nachfolger" beim HSV Jansen um den Backup als Linksverteidiger.
Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund): Bei Dortmund im Moment ein starker Vertreter von Lukas Piszczek. Beim DFB aber schon lange ohne Chance.
Sebastian Jung (Eintracht Frankfurt): Verpasste die U-21-EM wegen eines Muskelbündelrisses. Das größte deutsche Talent als Rechtsverteidiger, bei der Eintracht eine feste Größe und Ersatzkapitän.
Sead Kolasinac (Schalke 04): Kämpft sich nach seiner langen Verletzungspause gerade wieder zurück und wird Aogo mächtig Dampf machen. In der letzten Saison mit starken Leistungen.
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Defensives Mittelfeld
Gesetzt: Bastian Schweinsteiger (FC Bayern), Sami Khedira (Real Madrid), Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund)
Kandidaten:
Lars Bender (Bayer Leverkusen): Auch er ist flexibel einsetzbar und von Löw schon mal als Rechtsverteidiger getestet worden. Im WM-Kader ist wohl nur Platz für einen Bender, Lars scheint gegenüber Sven die besseren Karten zu haben.
Sven Bender (Borussia Dortmund): Ungeheuer lauf- und zweikampfstark. Als klassischer Abräumer aber nicht unbedingt der von Löw bevorzugte Spielertyp.
Roman Neustädter (Schalke 04): Feierte Ende 2012 gegen die Niederlande sein Debüt unter Löw, danach durfte er noch auf die USA-Reise mit. Im Moment aber weit weg von einer Nominierung.
Sebastian Rode (Eintracht Frankfurt): Kampf- und spielstark, bei der Eintracht der Fixpunkt im Mittelfeld. Will im Sommer den nächsten Schritt machen und zu einem größeren Verein wechseln, um sich auch bei der A-Nationalmannschaft durchzusetzen.
Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen): Holzhäuser hat ihn mal als den Busquets von Bayer bezeichnet. Von Löw einmal 2010 und dann wieder für die USA-Reise nominiert. Aber kein ernsthafter Konkurrent für die Etablierten.
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Offensives Mittelfeld
Gesetzt: Mesut Özil (FC Arsenal), Toni Kroos (FC Bayern), Thomas Müller (FC Bayern), Mario Götze (FC Bayern), Marco Reus (Borussia Dortmund), Lukas Podolski (FC Arsenal)
Kandidaten:
Andre Schürrle (FC Chelsea): Bekam gegen Irland den Vorzug gegenüber Draxler als Reus-Ersatz. Hat im Moment gute Karten im Kampf um die WM-Plätze, auch weil er bei Chelsea unter Jose Mourinho den nächsten Schritt machen kann.
Julian Draxler (Schalke 04): Seit der Ankunft von Kevin-Prince Boateng auf Schalke wieder auf links außen eingesetzt. Kann in der Offensive jede Position spielen. Mit seinen herausragenden Qualitäten kann er ein Spiel alleine entscheiden. Ein Spielertyp, auf den Löw nur ungern verzichten würde.
Sidney Sam (Bayer Leverkusen): Überzeugte als einer der wenigen auf der USA-Reise und wurde sowohl für die Qualifikationsspiele gegen Österreich und Färöer sowie Irland und Schweden eingeladen. Aufgrund der Konkurrenz wird es schwer, aber die Tür ist nicht ganz zu.
Patrick Herrmann (Borussia Mönchengladbach): Nach seinem rasanten Aufstieg ist seine Karriere etwas ins Stocken geraten. Steht in Gladbach zurzeit im Schatten von Max Kruse. Von Löw noch nicht berücksichtigt.
Lewis Holtby (Tottenham Hotspur): Klopfte schon mal ernsthaft ans Tor zur A-Nationalmannschaft und durfte auch schon dreimal mitspielen. Der Wechsel zu Tottenham hat aber nicht den erhofften Schub gebracht.
Jonas Hofmann (Borussia Dortmund): Gehört zu den positiven Überraschungen der Bundesligasaison. Kommt beim BVB trotz der hochkarätig besetzten Offensive auf Einsatzzeit. Dynamisch, spielstark und mit Zug zum Tor: Löw muss ihn langfristig auf dem Radar haben.
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Stürmer
Gesetzt: Miroslav Klose (Lazio Rom), Mario Gomez (AC Florenz)
Kandidaten:
Max Kruse (Borussia Mönchengladbach): Machte mit seinen Leistungen auf der USA-Reise einen guten Eindruck und bestätigt den auch in der Bundesliga. Dass er gegen Irland trotz der Ausfälle von Klose und Gomez nicht in der Startelf stand, war aber kein gutes Zeichen für ihn.
Stefan Kießling (Bayer Leverkusen): Die Neverending-Story. Im Moment scheint kein Szenario realistisch, in dem Löw Kießling noch einmal berufen könnte. Auch wenn der sich bereiterklärte, im Fall der Fälle auszuhelfen.
Kevin Volland (1899 Hoffenheim): Der Kapitän der U 21 gehört auch in der Bundesliga zu den besten Stürmern. Kann in der Offensive auf mehreren Positionen spielen. Ein Spielertyp wie gemacht für Löw.
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