Duygu Erdogan von Rot-Weiß Oberhausen im Interview - die einzige Frau im Profibereich

Jochen Tittmar
22. Mai 201809:00
Duygu Erdogan in ihrem Element als Co-Trainerin von Rot-Weiß Oberhausen.imago
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Duygu Erdogan ist in der Männerdomäne Fußball eine Ausnahmeerscheinung. Die 29-Jährige ist die einzige Frau, die jemals im Profibereich in der Türkei gearbeitet hat und zugleich die einzige Frau in einem Fußballverein innerhalb der ersten vier Ligen Deutschlands. Erdogan ist Co-Trainerin bei Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen.

Im Interview spricht die Türkin über ihren Zugang zum Fußball, die Zeit unter Fatih Terim bei Galatasaray, die Reaktionen der männlichen Kollegen, den Wechsel nach Deutschland mit den Stationen SG Wattenscheid 09 und RWO sowie ihre Pläne für die Zukunft.

SPOX: Frau Erdogan, Sie sind die einzige Frau, die jemals im Profibereich in der Türkei gearbeitet hat und die einzige Frau in einem Fußballverein innerhalb der ersten vier Ligen Deutschlands. Fangen wir von vorne an: Wie sind Sie zum Fußball gekommen?

Duygu Erdogan: Ich war von klein auf fußballbegeistert. Mein Vater, meine Geschwister und fast alle Verwandten haben Fußball gespielt und sich sehr dafür interessiert. Ich selbst habe erst im Teenager-Alter angefangen, in einer Frauenmannschaft zu spielen. Zuvor habe ich permanent mit den Jungs unserer Straße gekickt - den ganzen Tag und als einziges Mädchen. Die Nachbarn und auch andere Kinder haben sich anfangs immer gewundert, weshalb ein Mädchen mit den großen Jungs kickt. Ich war gern gesehen, weil ich immer da war und mitspielen wollte.

SPOX: Ab wann wurde es zu Ihrem Traum, im professionellen Fußball zu arbeiten?

Erdogan: Da ich kein riesiges Talent besaß, habe ich frühzeitig eingesehen, dass ich es als Spielerin nicht besonders weit schaffen werde. Dann blieb ja eigentlich nur die Variante, es als Trainerin zu versuchen. Ich habe dann in Istanbul erst einmal zwei Jahre lang noch in einem Frauenteam gespielt und nebenbei Jungs im Kindesalter trainiert. Anschließend traf ich die Entscheidung, mich vollkommen auf den Trainerberuf zu konzentrieren.

SPOX-Redakteur Jochen Tittmar sprach mit Duygu Erdogan am Rande eines Fußballplatzes in Gelsenkirchenspox

SPOX: Sie begannen ein Studium der Sportwissenschaft und Sportwirtschaft in Istanbul.

Erdogan: Genau, um mich in dieser Richtung fortzubilden und auch abzusichern. Zu dieser Zeit habe ich mir das Ziel gesetzt, Trainerin in der Jugendabteilung eines türkischen Profiklubs zu werden. Der Jugendbereich liegt mir auch heute noch sehr am Herzen. Das möchte ich nicht aus den Augen verlieren, denn eines Tages will ich dort auch noch etwas entwickeln. Deshalb mache ich derzeit meinen Master zum Thema Weiterentwicklung und Schulung von Kindern im Jugendfußball. Ich hoffe, dass ich das noch in diesem Jahr abschließen kann.

SPOX: Ihre erste hauptamtliche Tätigkeit war bei Besiktas in der Jugendakademie. Wie kam das zustande?

Erdogan: Ich habe mich dort für das Studium auf einen Pflichtpraktikumsplatz als Trainerin beworben und wurde angenommen. Ich trainierte die U8 und durfte nebenbei bei der U17 hinein schnuppern. Das hat mir so gefallen, dass es meinen Ehrgeiz angestachelt hat und ich mich nach den Einheiten mit meiner Tasche immer einfach neben die Spielfelder gesetzt und beobachtet habe, wie die anderen Trainer aus der U15 oder U16 trainieren.

Erdogan über Reaktionen bei Besiktas und den Wechsel zu Galatasaray

SPOX: Wie wurde darauf reagiert?

Erdogan: Sie haben mich auf den Platz gerufen und ich durfte bei ihnen teilnehmen. Dass man mich derart eingebunden hat, war ein großes Glück für mich. Ich muss auch sagen, dass bei Besiktas niemand komisch geguckt hat, nur weil da jetzt eine Frau auf dem Spielfeld stand. Alle Mitarbeiter wollten mir dabei helfen, mich weiter zu entwickeln. Letztlich war ich von morgens bis abends auf dem Trainingsgelände unterwegs, so verbrachte ich quasi auch meine Freizeit. Es war zwar harte Arbeit, aber ich habe mich dort zu Hause gefühlt.

SPOX: Was haben denn Ihre Freunde zu Ihrer Leidenschaft gesagt?

Erdogan: Als vollkommen normal wurde das natürlich nicht empfunden. Sie wussten aber alle, dass ich dieses Ziel vor Augen habe und haben mich deshalb sehr gut unterstützt. Ich habe auch noch einige männliche Freunde, mit denen ich damals als Trainer angefangen habe und die mittlerweile aufgehört haben.

Duygu Erdogan: Die Stationen ihrer Trainerkarriere

ZeitraumVerein
seit 07.2016Rot-Weiß Oberhausen
07.2015 - 06.2016SG Wattenscheid 09
07.2014 - 06.2015Elazigspor
10.2010 - 05.2013Galatasaray
12.2008 - 10.2010Besiktas

SPOX: Nach knapp zwei Jahren bei Besiktas gingen Sie Ende 2010 zu Galatasaray. Wieso?

Erdogan: Dort wollte man eine Frauenabteilung gründen. Der Verein hat mich angerufen und zu einem Gespräch eingeladen. Auch da ging es um einen zweigeteilten Job: Ich sollte in der Nachwuchsakademie eine Juniorenmannschaft betreuen und in einem Team aus über zehn Leuten mithelfen, die Frauenabteilung vor allem organisatorisch und strukturell voranzubringen. Ich habe erst später erfahren, dass ich viele Fürsprecher im Verein hatte und man sich tatsächlich schon im Vorfeld auf mich als mögliche Kandidatin festlegte. Meine Arbeit bei Besiktas hatte sich herumgesprochen.

SPOX: Und das in diesem jungen Alter. Mit 24 Jahren rutschten Sie dann in den Co-Trainer-Stab von Chefcoach Fatih Terim. Wie kam es dazu?

Erdogan: Terim wurde Cheftrainer, als ich bereits ein Jahr bei Gala arbeitete. Ihm war es ein Anliegen, frischen Wind in die Jugend- und Frauenabteilung zu bekommen und sie mehr zu unterstützen. Dadurch hatte ich regelmäßigen Kontakt zu ihm. Eines Tages lud er mich zu einem Gespräch und eröffnete mir, dass er mich gerne bei sich im Co-Trainer-Team dabei haben möchte. Er sagte, er hätte sich über meine Referenzen und meine bisherige Arbeit informiert.

Erdogan über ihren Job bei Galatasaray mit Terim, Drogba und Co.

SPOX: Das muss für Sie wie ein Lottogewinn gewesen sein, oder?

Erdogan: Klar, ich habe mich riesig gefreut. Er hat mir im Gespräch immer tief in die Augen geschaut und ich denke, dass er dort gesehen hat, wie sehr ich mich auf diesem Terrain weiterentwickeln möchte. Sonst wäre ich sicherlich keine Kandidatin für ihn gewesen. Das war für mich ein Quantensprung, denn eigentlich stand ich ja ein paar Entwicklungsstufen unter den Leuten, die in seinem Trainerstab gearbeitet haben. Dadurch, dass er mich mit aufnahm, erreichte ich schneller eine Art Augenhöhe und konnte mich auf diesem höheren Niveau weiterentwickeln. Dass auf einmal eine Frau bei Gala im Trainerteam der ersten Mannschaft stand, war auch für gesamten Frauenfußball in der Türkei ein tolles Zeichen.

SPOX: Welche Aufgaben hatten Sie unter Terim genau?

Erdogan: Das hing ganz von seiner Tagesplanung ab, einen konkreten Schwerpunkt gab es nicht. Ich habe mich einfach nur extrem darauf fokussiert, zu lernen und alles an Inhalten aufzusaugen, was mir über den Weg lief. Ich war in diesem Alter und in dieser Konstellation mehr Lehrling als Trainerin. Ich fühlte mich wie in einem Fußballlabor, in dem ich ständige Beobachtungen anstellen und darauf achten konnte, wie meine Kollegen im Training, beim Spiel oder bei der Ansprache vorgehen.

SPOX: In Terims Trainerteam arbeiteten ehemalige Starkicker wie Ümit Davala, Hasan Sas oder Claudio Taffarel. Nebenbei hatten Sie es noch mit Weltstars wie Wesley Sneijder oder Didier Drogba zu tun. Wie haben Sie das empfunden?

Erdogan: Es war mir eine helle Freude. Es heißt ja immer, Profifußballer leben in ihrer eigenen Welt. Das fand ich aber überhaupt nicht, sondern ich war erstaunt, wie bodenständig und korrekt sie alle waren. Mir wurde schnell klar, weshalb diese Spieler bis zu diesem Punkt in ihrer Karriere gekommen sind. Wir sind im inneren Zirkel des Teams sehr schnell eine verschworene Gemeinschaft geworden. Für sie war es vollkommen nebensächlich, dass nun eine Frau am Trainingszentrum auftaucht und täglich mitarbeitet.

Duygu Erdogan zu ihrer Zeit bei Galatasaray zusammen mit Cheftrainer Fatih Terim und Didier Drogbaimago

SPOX: Sie gerieten 2013 in weltweite Schlagzeilen, als ein Großteil des Trainerteams wegen Schiedsrichterbeleidigung gesperrt wurde. Nur Torwartrainer Taffarel und Sie blieben als verfügbare Trainer übrig. Letztlich übernahm Taffarel, weil Sie noch nicht im Besitz der nötigen Lizenz waren. Wie fühlte sich diese große Aufmerksamkeit an?

Erdogan: Es war eine große Ehre und auch ein Traum, dass mein Name sozusagen im selben Atemzug mit Taffarel genannt wurde. Ich bekam unglaublich viele Interviewanfragen aus der ganzen Welt. Jeder hat auf unterschiedlichen Wegen versucht, mit mir in Kontakt zu treten. Ich wollte das aber nicht und habe abgelehnt, weil ich mich gerade in dieser Situation besonders auf meine Arbeit fokussieren musste. Was mich aber sehr gefreut hat war, dass die Welt gesehen hat, wie Männer und Frauen im türkischen Fußball ganz normal miteinander und gleichberechtigt arbeiten können.

SPOX: Damals waren Sie noch in Besitz der B-Lizenz. Im Sommer 2017 haben Sie in Antalya die A-Lizenz gemacht - natürlich jeweils als einzige Frau im Lehrgang. Wie sahen die Reaktionen aus?

Erdogan: Es sind letztlich immer dieselben Reaktionen, ob in der Türkei oder auch hier in Deutschland: Jeder Mann vergleicht sich erst einmal mit mir und meinen Fähigkeiten - und viele waren mit dem Ergebnis dann nicht unbedingt einverstanden. (lacht) Es herrscht anfangs ein wenig die Mentalität vor: Eine Frau im Männersport Fußball, wie soll sie das denn schaffen? Das legt sich allerdings schnell wieder.

SPOX: Woher kommt dieser Ehrgeiz, der Ihnen offensichtlich innewohnt?

Erdogan: Ich war schon immer ehrgeizig und leidenschaftlich. Gerade dann, wenn ich ein Ziel erreichen möchte. Ein Arzt will Menschenleben retten und ich möchte mit dem Fußball Menschen glücklich machen. Fußball ist weiterhin ein großer Faktor, um das zu erreichen - und zwar weltweit. Das muss auch nicht bei einem Profiklub geschehen, ich kann mir auch vorstellen, einen Amateurverein zu trainieren oder mit Kindern in Afrika zu arbeiten. Ich glaube daran, dass es immer einen Ausweg gibt, immer eine Besserung der Lage möglich ist, auch wenn eine Situation kompliziert erscheint. Man hat selbst beim Sterben die Wahl, ob man dabei lächelt oder ob man dabei traurig ist - das kann einem selbst überlassen sein. Ich möchte mit einem Lächeln auf den Lippen sterben, weil ich hart gearbeitet und Menschen eine Freude bereitet habe.

SPOX: Bei Galatasaray blieben Sie über zweieinhalb Jahre lang, dann zogen Sie 2014 für eine Saison zum Erstligisten Elazigspor weiter. Ab wann kam der Gedanke auf, ins Ausland gehen zu wollen?

Erdogan: Bei Elazigspor hatte ich häufigeren Kontakt zu Beratern und habe dort auch meinen aktuellen Berater kennengelernt. Ich hörte von einigen Angeboten aus anderen Ländern im Frauenfußball, stand aber auch mit einigen Top-Klubs in der Türkei im Austausch. Ich wollte allerdings schon immer irgendwann den Schritt ins Ausland wagen. Deshalb waren wir uns einig, dass Deutschland ein sehr guter Standort wäre, um hier erstmals ausländischen Fußball zu erfahren und internationale Erfahrung zu sammeln. Mein Berater hatte Kontakte zum Vorstand der SG Wattenscheid 09 und hat dort angefragt. Es war ein Zufall, aber natürlich ideal für mich, dass dort mit Farat Toku ein türkischer Trainer im Amt ist.

SPOX: Wie sah die Zusammenarbeit mit Toku aus?

Erdogan: Ich war ganz klassisch Co-Trainerin. Das ging vom Anleiten der Aufwärmübungen zu Individualtraining über Spielbeobachtung bis hin zur Gegneranalyse. Ich hatte dort einen Einjahresvertrag mit einer Option auf ein weiteres Jahr unterschrieben. Nach der Saison habe mich aber entschieden, einen weiteren Verein in Deutschland kennenlernen zu wollen. Deshalb sind wir nach einem Jahr in gegenseitigem Einvernehmen auseinandergegangen.

SPOX: Davon profitierte Regionalliga-Konkurrent Rot-Weiß Oberhausen, wo Sie nun seit Sommer 2016 unter Vertrag stehen und ähnlich wie in Wattenscheid Cheftrainer Mike Terranova assistieren. Wie haben denn die Spieler bei RWO reagiert, als Sie das erste Mal dort ankamen?

Erdogan: Ich hatte den Eindruck, dass man von meinem Werdegang wusste und gewissermaßen beeindruckt war. Ich habe hier ziemlich schnell Respekt verspürt, so dass wir uns sehr schnell ohne jegliche Vorurteile kennenlernen konnten. Am Ende zählt auch hier - oder wie im Falle junger Bundesligatrainer wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco - die Qualität der Arbeit, die man anbietet und abliefert.

Erdogan über ihre Eindrücke vom deutschen Fußball und Zukunftspläne

SPOX: War es für Sie nie schwer, in der Männerdomäne Fußball vor die Spieler zu treten?

Erdogan: Nein. Ich mache absolut keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Mir ist es egal, aus welchem Land jemand stammt, welche Hautfarbe man hat oder welche Behinderung - ich behandele alle Menschen mit demselben Respekt. Ich glaube, dass man das schnell merkt, wenn man mich näher kennenlernt. Daher hatte ich auch noch nie ernsthaft oder auf längere Sicht mit Vorurteilen oder machohaften Sprüchen gegen mich zu kämpfen.

SPOX: Welche Eindrücke haben Sie denn jetzt nach bald drei Jahren vom deutschen Fußball?

Erdogan: Mir gefällt, dass in der Regionalliga viele ehemalige Bundesligisten spielen und diese Vereine weiterhin sehr professionell arbeiten. Ich bin auch erstaunt gewesen, welche tollen Arbeitsbedingungen in der deutschen 4. Liga vorherrschen. Damit will ich aber nicht sagen, dass die Bedingungen hier besser seien als in der türkischen Süper Lig. Das wurde mir nämlich in einem Interview im Winter so ausgelegt, obwohl ich das niemals so behauptet habe. Das möchte ich hier noch einmal klarstellen: Einen Vergleich anzustellen zwischen türkischer 1. Liga und deutscher 4. Liga ist sinnlos.

SPOX: Worin besteht bislang Ihr größte Lerneffekt, den Sie vom deutschen Fußball mitnehmen?

Erdogan: (überlegt lange) Ich möchte das nicht genauer erklären, weil die Erklärung teils auch in meiner Antwort steckt: In Deutschland habe ich gelernt, was man als Trainer nicht machen sollte.

SPOX: Dann erklären Sie doch bitte einmal Ihre Pläne für die Zukunft: Der Vertrag in Oberhausen läuft zum Saisonende aus.

Erdogan: Ich habe ein paar persönliche Projekte, die ich gerade im Hintergrund etwas genauer plane und vorantreibe. Ich bekomme immer mal wieder Anfragen aus arabischen Ländern oder Asien, gerade im Hinblick auf einen Posten als Trainerin einer Frauen-Nationalmannschaft. Ich bin aber der Meinung, dass meine Arbeit in Deutschland noch nicht beendet sein kann. Daher halte ich es für möglich, dass ich innerhalb des Landes weiter ziehe, wenn sich mir eine neue Herausforderung - vielleicht auch in einer höheren Liga oder als Cheftrainerin im Frauenfußball - bietet.

Erdogan über die deutsche Sprache, Heimweh und Stolz

SPOX: Sie sprechen schon sehr ordentlich Deutsch. Haben Sie das per Sprachkurs gelernt?

Erdogan: Danke. Ich hatte zwei Monate lang eine private Nachhilfe, um mir die absoluten Grundkenntnisse anzueignen. Der Rest kam bisher über die Arbeit und die tägliche Konfrontation mit der deutschen Sprache. Es muss aber noch besser werden, das ist klar.

SPOX: Wie sieht denn der Kontakt in die Heimat aus, haben Sie Heimweh?

Erdogan: Natürlich vermisse ich meine Familie. Es ist eher so, dass sie mich besuchen, als dass ich die Zeit habe, in die Türkei zu fliegen. Das passiert ungefähr nur alle sechs Monate. Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl, so dass sich das Heimweh in Grenzen hält. Je mehr sich die Sprachbarriere auflöst, umso unproblematischer ist es für mich. Da ich aus der riesigen Metropole Istanbul komme, ist das hier selbstverständlich schon ein großer Unterschied, aber ich komme gut damit klar.

SPOX: Um noch einmal zum Ausgangspunkt des Gesprächs zu kommen: Ihre Personalie war bereits im türkischen Fußball einzigartig, in Deutschland ist es kaum anders. Das macht Sie schon stolz, oder?

Erdogan: Ich bin sicherlich nicht traurig darüber, aber das ist kein einfaches Thema für mich. Ich weiß, dass meine Person im Sportjournalismus ein gewisses Interesse weckt. Ich will aber nicht, dass einseitig über mich berichtet wird und alle nur auf dem klassischen Klischee "Eine Frau im Männerfußball" herumreiten. Daher habe ich jetzt auch eine ganze Weile lang keinen Interviewtermin mehr zugesagt - weil eben eine Vielzahl nur diese Thematik besprechen möchte. Ich will nicht mit meinem Geschlecht punkten, sondern ausschließlich mit meiner Arbeit. Und darüber spreche ich gerne.