Deutschland spielt sich souverän ins Viertelfinale der EM 2016. Vor allem Götze-Ersatz Julian Draxler liefert eine starke Vorstellung ab. Thomas Müller sucht dagegen weiter nach seinem Zugang zu diesem Turnier. Mats Hummels feiert einen gelungenen Abschied vom BVB, Jerome Boatengs Wade hält und Özil zeigt, warum er noch immer viel Kritiker hat.
Manuel Neuer: Was war das für ein Spiel vor zwei Jahren? WM-Achtelfinale gegen Algerien. Die Welt lernte den Torhüter Neuer von seiner besten Seite kennen. Links, rechts, innen - Neuer tauchte überall in der Verteidigung. Manu, der Libero war geboren. Dieses Mal: Nur sieben Ballkontakte außerhalb des Strafraums, aber mit einer starken Parade gegen Kuckas Kopfball, die die Führung sicherte. Note 3
Joshua Kimmich: Was war das für ein Spiel vor fünf Tagen? Kimmich überzeugte die Öffentlichkeit, dass es auch in Deutschland noch offensiv geschickte Rechtsverteidiger und nicht nur Höwedes gibt. Viele Ex-Nationalspieler und aktuelle Experten meinten: "Schön und gut, aber kann der auch verteidigen?" Die Antwort: Ja. Stibitzte gleich mal Hamsik den Ball, was auch Hitzlsperger beruhigt haben sollte. Deutlich zurückhaltender als gegen Nordirland, aber in allen Belangen solide. Note 3
Jerome Boateng: Die medizinische Abteilung um Muskel-Guru Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth hat uns bei Boateng eine neue Verletzung namens "neurogene Verhärtung in der rechten Wade" geschenkt. Für eine "Wade der Nation" reichte das noch nicht, aber gebangt wurde trotzdem ein bisschen. Was die Wade aushält wurde gleich bei seinem Volleytreffer sichtbar. Es war sein erstes Länderspieltor, das schnellste der deutschen EM-Geschichte. Danach mit gewohnt gutem, sicherem Defensivspiel und Präsenz in der Spieleröffnung. Durfte sich nach 71 Minuten schonen. Note 2
Mats Hummels: Absolvierte sein letztes Spiel als Spieler, der bei Borussia Dortmund unter Vertrag steht. Wird das Viertelfinale als Spieler des FC Bayern bestreiten. Zeigte, warum er Dortmund fehlen und Bayern weiterhelfen wird. Starkes Stellungsspiel, geschicktes Zweikampfverhalten und sehr gute Pässe ins Mittelfeld. Holte sich mit seinem gewonnen Kopfballduell vor dem 3:0 einen Assist. Note 2
Jonas Hector: Wurde deutlich mehr eingebunden als noch im Spiel gegen die Nordiren, als er im Kimmich-Wirbel in Vergessenheit geriet. Wie üblich sehr hoch positioniert und offensiv aktiv. Konnte sich dieses Mal besser durchsetzen als noch in den Vorrundenspielen, brachte aber seine letzten Pässe nicht zum Mann. Leitete vor dem 2:0 den Ball stark an Draxler weiter. Note 3
Toni Kroos: Mit ihm steht und fällt das deutsche Spiel. Manchmal hat man das Gefühl, ein Angriff zählt erst als gestartet, wenn Kroos den Ball am Fuß hatte. Leitete mit einem seiner fantastischen Diagonalbälle die Szene vor dem Elfmeter ein und eröffnete auch vor dem Treffer zum 2:0. Hätte in der Nachspielzeit auch noch selbst treffen können. Note 2,5
Sami Khedira: Der eine oder andere hatte schon Bastian Schweinsteiger in der Startelf erwartet, aber Joachim Löw brachte wieder Khedira. Der begann sehr offensiv und ging immer wieder in die Spitze, schraubte im Laufe der Partie etwas zurück und konzentrierte sich wieder aufs Absichern von Kroos sowie der Offensiven und verteilte die Bälle. Nach 75 Minuten machte er dann Platz für Schweinsteiger. Note 3
Thomas Müller: Es bleibt dabei: Müller macht und tut und werkelt, aber es kommt noch nicht so viel dabei herum. Der Spruch "Ein Tor würde dem Spiel gut tun" passt mittlerweile auch auf den Bayern-Stürmer. Stellt sich aber weiter voll in den Dienst der Mannschaft und erledigt seine Defensivaufgaben. Aber Müller weiß selbst, dass er noch viel Luft nach oben hat. Note 4
Mesut Özil: Hat mittlerweile während des Turniers mehrfach mitgeteilt, dass er sich nicht ändern werde, egal, was seine Kritiker noch sagen. Zeigte beim Elfmeter einmal mehr, warum er noch immer so viele Kritiker hat. Trat ohne Spannung an und schoss relativ lax einen perfekten Torwartball ins rechte Eck. Hatte kurze Zeit später Pech bei seinem statten Dropkick mit rechts, der hauchdünn am Pfosten vorbeischnellte. Insgesamt sehr bemüht, lauffreudig und mit guten Pässen. Note 3
Julian Draxler: Mario Götze war sich sicher, er habe gegen Nordirland sein bestes EM-Spiel gemacht. Löws Reaktion: ein Platz auf der Bank und eine weitere Chance für Draxler. Der brauchte ein paar Minuten, um die farblosen Auftritte in der Vorrunde abzuschütteln und auf seine Stärken zu vertrauen. Dann sehr aktiv, bewegte sich viel und kombinierte seine Übersteiger auch mit Tempo. Bereitete so das 2:0 mustergültig vor und stand beim 3:0 goldrichtig. Aber: In manchen Szenen mit zu laxer Defensivarbeit. Note 1,5
Mario Gomez: Ist aktuell so sehr mit sich im Reinen, dass er frei jeder Belastung agiert. Spielt mit großer Selbstsicherheit und erzielte erneut ein klassisches Stürmertor. Holte davor schon den Elfmeter heraus und scheute auch sonst keinen Zweikampf mit den grimmigen Slowaken in der Innenverteidigung. Note 2,5
Benedikt Höwedes: Durfte wieder in die Innenverteidigung und dort Boateng vertreten. Macht das deutlich besser als auf der Rechtsverteidigerposition. Keine Bewertung
Lukas Podolski: Wehrt sich gegen den Status des Maskottchens, wurde von den deutschen Fans aber genauso gefeiert. Machte durchaus noch Alarm auf links. Stellte sich dann nach dem Schlusspfiff schnell zu Selfies mit den Fans auf. Wie ein gutes Mask...Ah, ne. Keine Bewertung
Bastian Schweinsteiger: 15 Minuten gönnte ihm der Bundestrainer wieder. Ob das dann schon für eine Startelfnominierung im Viertelfinale reicht? Eher nicht. Keine Bewertung
Deutschland - Slowakei: Die Statistik zum Spiel