Kroatien fordert England heraus

England will gegen Angstgegner Kroatien die WM-Teilnahme perfekt machen und das Verpassen der EM vor zwei Jahren endlich abhaken. Vor dem Duell aber brodeln die Gemüter beider Teams.

Knapp zwei Jahre nach der Schmach von Wembley will das Fußball-Mutterland England gegen Angstgegner Kroatien die WM-Teilnahme perfekt machen und das Verpassen der EM 2008 endgültig zu den Akten legen.

Ausgerechnet mit einem Sieg gegen die Kroaten, die im November 2007 mit ihrem 3:2-Erfolg im Londoner Wembley-Stadion alle EM-Träume der Engländer zerstörten, kann Trainer Fabio Capello am Mittwoch (21.00 Uhr) mit seinen Three Lions die Fahrkarte nach Südafrika lösen.

"Lasst uns die Sache gegen Kroatien jetzt zu Ende bringen", sagte Liverpool-Star Steven Gerrard: "Ich denke, viele unserer Spieler sind von unserem Auftreten damals immer noch enttäuscht. Wir müssen diese Niederlage als Motivation nehmen und gewinnen."

Damals musste der englische Teammanager Steve McClaren ("Daily Mail": "Der Trottel mit dem Regenschirm") gehen.

Lampard: Das Selbstvertrauen ist wieder da

Auch für Kapitän Frank Lampard wäre ein Sieg gegen Kroatien ein besonderes Ereignis. "Wir möchten uns vor unseren Fans qualifizieren. Das wäre großartig", sagte der Mittelfeldspieler vom FC Chelsea:

"Es gab Zeiten, da hatten wir sehr wenig Selbstvertrauen. Aber wenn man jetzt in Wembley ist und die Atmosphäre spürt, merkt man einen deutlichen Unterschied zu den vergangenen Jahren."

Das Selbstbewusstsein hat sich die Mannschaft von Trainer Capello selbst erarbeitet. In allen sieben WM-Qualifikationsspielen blieben die Engländer siegreich und führen die Gruppe sechs mit der Maximalpunktzahl von 21 souverän an.

Der kommende Gegner hat bei einem Spiel mehr als ärgster Verfolger bereits vier Punkte Rückstand und muss in Wembley eigentlich gewinnen, um noch eine realistische Chance auf die direkte Qualifikation für Südafrika zu haben. "Die Situation hat sich geändert", sagte deshalb auch der kroatische Trainer Slaven Bilic, der dies bereits im Hinspiel zu spüren bekam.

Bilic: Engländer haben ihren Stil verloren

Dort siegten die Engländer in Zagreb deutlich mit 4:1. "Diesmal müssen wir zumindest einen Punkt holen", so Bilic. Der ehemalige Bundesligaspieler des Karlsruher SC hatte zu Beginn der Woche die Stimmung noch einmal angeheizt, indem er die Arbeit Capellos trotz dessen Siegesserie kritisiert hatte: "Ihnen fehlt eindeutig das, was es immer schwierig gemacht hat, gegen sie zu spielen. Sie haben ihren britischen Stil verloren."

Der Italiener Capello reagiert am Dienstag äußerst gelassen auf diese Aussagen: "Ich kann nur sagen: "Danke Herr Bilic". Das war das Beste, was passieren konnte. Jetzt muss ich meine Spieler nicht mehr selbst motivieren. Das war eine großartige Hilfe."

Die Ausgangslage für die Gäste ist aber auch aus personeller Sicht alles andere als rosig. Mit einem Wadenbeinbruch fällt Bilics Spielmacher Luka Modric von Tottenham Hotspur mehrere Monate aus.

Diskussionen um Schwalbe

Zusätzliche Brisanz erhält das Duell in London noch durch die Diskussionen um die Schwalbe des Kroaten Eduardo vom FC Arsenal, der im Champions-League-Qualifikations- spiel gegen Celtic Glasgow mit seiner theaterreifen Vorstellung einen Elfmeter herausholte und danach von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für zwei internationale Klubspiele gesperrt wurde.

Kroatiens Kapitän Dario Srna griff derweil Chelsea-Verteidiger John Terry an und sorgte so für weitere Misstöne zwischen den beiden Teams. "Die englischen Spieler, insbesondere John Terry, haben unglaubliche Dinge über Eduardo gesagt", so Srna:

"Damit wollten sie nur erreichen, dass er ein schlechtes Image bekommt und die Fans wütend werden."

Auch der Schalker Ivan Rakitic befürchtet Auswirkungen auf das Spiel: "Jede Aktion von ihm wird in Frage gestellt werden", sagte der Mittelfeldspieler: "Er ist kein Schwalbenkönig, aber die Sperre könnte durchaus seine Leistung beeinflussen."

Spielplan: WM-Quali